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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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nicht wortwörtlich zu verstehen ist. Nehmen Sie diese zum Beispiel. Was sehen Sie?«
    Sie reichte Max, der ihr gegenüber an einem Tisch an der Rückwand des Zimmers saß, die Karte »der Tod«. Er sah ein großes grinsendes Skelett in schwarzer Rüstung auf einem weißen Pferd. Unter den Hufen des Pferdes eine Leiche. Davor ein Kardinal in Mitra und Talar, die Hände flehentlich zum Gebet zusammengelegt. Neben ihm knieten zwei Kinder, von denen eines zu dem Skelett aufschaute, das andere ängstlich den Blick abwendete.
    »Ja, ich weiß, ich weiß«, sagte sie, bevor er das Offensichtliche in Worte fassen konnte. »Sieht nach einem Bild der Zerstörung aus, richtig? Aber schauen Sie mal, was da rechts zu sehen ist, hinter dem Kopf des Pferdes.«
    »Eine aufgehende Sonne«, sagte Max.
    »Ganz genau.« Sie nickte. »Eine aufgehende Sonne. Ein neuer Tag. Nach dem Ende ein neuer Anfang, ein frischer Start, Veränderung, Regeneration. Und genau dafür steht die Karte: eine Tür schließt sich, eine andere geht auf. Und wenn Sie den Hintergrund genauer betrachten, sehen Sie einen Wasserfall, der für den unaufhörlichen Fluss des Lebens steht.«
    »Und für Tränen, richtig?«, bemerkte Max.
    »Sehen Sie? Sie haben schon was gelernt.« Phyllis schenkte ihm ein warmes Lächeln. Sie war eine kleine, rundliche, aber nicht unattraktive Frau, die ihr Haar zu einem fast militaristischen Afro frisiert trug: hinten und an den Seiten kurz, dafür oben hoch und spitz zulaufend. Hätte ihr eigentlich nicht stehen sollen, tat es aber.
    Sie legte die vier Karten beiseite, suchte acht neue aus dem Stapel und legte sie offen hin, damit Max sie sehen konnte.
    »Das sind die Kleinen Arkana, die den normalen Pokerkarten ziemlich ähnlich sehen. Es gibt vier Farben: Schwerter, Kelche, Pentakel beziehungsweise Münzen und Äste beziehungsweise Stäbe. Man kann auch mit normalen Spielkarten Voraussagen treffen, dann entspricht Pik den Schwertern, Herz den Kelchen, Kreuz den Münzen, und Karo den Stäben.
    Und genau wie bei normalen Kartenspielen gibt es auch hier Zahlenkarten von As bis Zehn. Schwerter stehen für Aggression und Antriebskraft genauso wie für Schmerz und Leid. Kelche stehen für die Emotionen, Münzen symbolisieren Geld und alles, was mit oder ohne Geld einhergeht, Stäbe bedeuten Ideen und Kreativität, aber auch Kommunikation.
    Der Hauptunterschied zu normalen Spielkarten sind die Hofkarten, von denen es im Tarot vier gibt und nicht wie sonst nur drei: König, Königin, Ritter und Page. Die Hofkarten stehen für Menschen, wobei der Rang in der Regel für das Alter der jeweiligen Person steht. Außer bei der Königin, die kann jung oder alt sein.«
    Zu den Karten, die Phyllis ausgelegt hatte, gehörte auch der König der Schwerter: ein finster dreinblickender Mann in einem langen Umhang, der auf einem reich verzierten Thron aus Stein saß, ein riesiges Schwert in der linken Hand. Die Rechte war zur Faust geballt. Im Hintergrund, sehr viel kleiner als er, waren drei Bäume und tief hängende Wolken zu sehen. Max verstand auf Anhieb, dass die Karte für einen Mann stand, der mit harter Hand herrschte, aber er sah auch den misstrauischen Seitenblick des Königs und begriff, dass er zugleich jemand war, der sich ständig umschaute, um sich zu vergewissern, dass sich niemand von hinten anschlich.
    »Eine Schwert-Karte zu kriegen ist also nicht gut?«, fragte Max.
    »Ja und nein. Hängt davon ab, an welcher Stelle sie liegt. Das As der Schwerter zum Beispiel kann, wenn es zwischen guten, positiven Karten liegt, für einen heroischen Sieg über Widerstände stehen. Die Drei der Schwerter dagegen bedeutet ein gebrochenes Herz, und die Acht, die Neun und die Zehn sind alle Vorboten für etwas Schlechtes.«
    Max betrachtete den König der Schwerter eingehend. Was hatte er im Magen zweier Menschen zu suchen? War es ein Zeichen, eine Nachricht, eine Visitenkarte oder Zutat eines Tranks?
    »Möchten Sie jetzt wissen, wie das funktioniert?«
    »Bitte«, sagte Max.
    »Soll ich Ihnen die Karten legen?«
    »Nein, danke.«
    »Sie glauben nicht daran?«
    »Nein, nicht so richtig. Ist gar nicht abwertend gemeint.«
    »Habe ich auch nicht so verstanden.« Sie mischte die Karten und sah ihn dabei neugierig an. Max spürte eine sanfte, angenehme Wärme im Rücken, ganz oben im Nacken, als würde er massiert werden.
    »Eine Tarotlesung kann wie eine Beichte sein. Gehen Sie in die Kirche?«
    »Manchmal«, gab Max zu, »aber nicht aus religiösen

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