Der Totenmeister: Thriller (German Edition)
Medellín, das liegt in Kolumbien. Der wichtige Typ … Na ja, es gibt zwei, einen in Kolumbien, einen auf den Bahamas. Pablo Escobar in Kolumbien, Carlos Lehder auf den Bahamas. Norman’s Cay. Im Grunde gehört dem die Insel. Aber das wissen Sie wohl schon, nehme ich an?«
Max war drauf und dran, Joe einen fragenden Blick zuzuwerfen, konnte sich aber gerade noch bremsen.
»Du bist Lehder also nie begegnet?«
»Nein.«
»Wo hast du dich mit Casares getroffen?«
»Hier. In Miami. Wo wir uns immer treffen.«
»Wie ist das abgelaufen?«
»Es gibt da eine Autowaschanlage in Little Havana. Ich sage den Jungs da, dass ich mit ihrem Chef sprechen will, und hinterlasse eine Nummer. Casares ruft mich an und sagt mir den Treffpunkt. Und da bin ich dann.«
»Wie oft hast du für ihn gearbeitet?«, fragte Max.
»Siebenmal in den letzten zwei Jahren.«
»Er vertraut dir also?«
»Ich schätze, ja.«
»Okay«, sagte Max. »Ich sag dir den Deal. Und damit das von Anfang an klar ist: Der ist nicht verhandelbar. Deal oder Knast.«
»Dachte ich mir. Was habe ich davon?«
»Du wanderst nicht in den Knast, und du verlässt das Land. Und kommst nicht wieder. Nie wieder«, sagte Max.
»Was soll ich machen?«
»Ich werde dir jetzt eine Geschichte erzählen, und du wirst diese Geschichte in Anwesenheit deines Anwalts wiederholen und auf Band aufnehmen lassen. Daraus wird dann eine Aussage. Und diese Aussage wirst du vor Gericht wiederholen«, sagte Max. »Versuchst du zu irgendeinem Zeitpunkt zwischen jetzt und der Ewigkeit, uns über den Tisch zu ziehen, bricht die Hölle los. Verstanden?«
»In allen Sprachen«, sagte Frino und zeigte mit schiefem Grinsen seine blendend weißen Zähne, die bis auf die beiden überlangen, vampirartigen Eckzähne in jeder Hinsicht perfekt waren.
»Sind wir im Geschäft?«
»Wie lautet die Geschichte?«
Max erzählte sie ihm: Frino war von Benito Casares dafür bezahlt worden, den Mörder von Moyez von Norman’s Cay nach Miami zu bringen, wo er ihn an Octavio Grossfeld übergeben hatte.
»Ich soll mich also selbst in diese Schießerei im Gericht verwickeln?« Frino grinste. »Was für beschissene Bullen seid ihr eigentlich?«
Weder Max noch Joe antworteten. Sie konnten nicht. Sie hatten keine Antwort parat, keine Gegenfrage, nur ein tiefes Gefühl der Scham. Frino schien das zu spüren, er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, die Arme verschränkt, die Beine weit von sich gestreckt, selbstzufrieden und hochmütig, und er amüsierte sich.
»Habt ihr zwei auch beim Attentat auf Kennedy ermittelt?«, fragte er.
»Machst du’s oder machst du’s nicht?«, fragte Max.
»Klar mach ich’s. Wenn ich euch zweien damit helfen kann, immer gern. Wie ich sehe, sind wir ja im selben Team.«
Jed Powers saß mit Valdeon, Harris und Brennan in der Küche und trank einen mitgebrachten Kaffee.
»Und?«, fragte er Max, als der hereinkam.
»Er wird seine Aussage machen und sagen, er habe den Moyez-Mörder von Norman’s Cay hierhergebracht«, sagte Max. »Aber da ist noch mehr: Sein echter Mittelsmann arbeitet zufällig für Carlos Lehder. Frino muss nur einen einzigen Anruf tätigen und kann den Typen an uns ausliefern.«
Jed Powers sprang auf und applaudierte. Die anderen folgten seinem Beispiel.
»Sehr gute Polizeiarbeit!«, schrie Powers und boxte mit der Faust in die Luft.
Max wurde schlecht.
39
Neunundzwanzig Stunden später saßen Max und Joe auf dem Sofa ihrer Garage in Overtown, schlürften dünnen Kaffee und starrten einen dicken, hellgrünen Papierstapel an: die Liste von Trish Estevez. Geschlafen hatten sie nicht. Beide waren sie am Ende ihrer Kräfte. Das Letzte, was sie wollten, war mehr Arbeit.
Mittendrin hatte es eine Planänderung gegeben. Sie hatten Frino in die MTF gebracht, damit er seine Aussage machen konnte, doch kaum dort angekommen, hatte Eldon ihnen mitteilen lassen, Frino müsse erst mehr Namen ausspucken, bevor es zu irgendeinem Deal kommen könne. Eldon wollte die Namen aller, für die Frino je gearbeitet hatte – vor allem in Miami. Frino hatte sich geweigert, irgendetwas von sich zu geben, bevor er mit seiner Anwältin gesprochen hatte, und verwies auf den ursprünglichen Deal, der ihm angeboten worden war. Max und Joe hatten es erst mit Überredung und schließlich mit Drohungen versucht, aber Frino wusste, dass er am längeren Hebel saß, hatte sich mit verschränkten Armen entspannt zurückgelehnt und grinsend seine Fangzähne gezeigt.
Sie hatten
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