Der Totenmeister: Thriller (German Edition)
wissenschaftliche Arbeit über Heilpflanzen«, sagte der Bulle.
»Verstehe«, sagte Sam. »An der Miami University?«
»Ja.« Der Bulle nickte.
»Wahrscheinlich wäre es billiger für Sie, wenn Sie über die Uni bestellen«, sagte Sam. »Ich schlage Importzölle, Lagerkosten und Bearbeitungsgebühren auf.«
»Das Budget ist aufgebraucht«, sagte der Bulle und sah Sam gerade in die Augen, was ihm sofort das Gefühl vermittelte, etwas verbrochen zu haben. »Über welche Summen reden wir hier?«
»Das hängt von der Menge ab. Aber für gewöhnlich berechne ich 200 Dollar für Lager und Bearbeitung und Papierkram und so.«
»Muss ja ein schickes Lager sein«, bemerkte der Bulle. »Und die Bohnen selbst? Was kosten die?«
»Zehn Dollar das Stück.«
»Ich denk mal drüber nach«, sagte der Bulle. Dann ging er zum Tarotkartenständer in der Mitte des Ladens und drehte ihn langsam. »Da werden Erinnerungen wach.«
»Lesen Sie?«
»Nein, ich nicht. Aber eine Exfreundin von mir«, sagte er und betrachtete die Decks. »Sie hatte so komische Karten. Ziemlich ungewöhnlich. Französischer Name.«
»Marseille?«
»Nein, die hießen … die hießen …« Er schnippte mit den Fingern und suchte in der leeren Luft nach der Antwort. »Die hießen Villeneuve. Haben Sie die?«
»Nicht auf Vorrat«, sagte Sam. Sein Herz schlug immer schneller, seine Fingerspitzen waren ganz kalt geworden. Was zum Teufel wollte der Kerl hier? Er hatte gedacht, Solomon habe die gesamte Polizei in der Tasche. »Die sind sehr teuer und sehr schwer zu bekommen.«
»Meine Ex war ziemlich gut betucht – und sie kannte alle und jeden.« Der Bulle lachte und warf noch einen Blick in die Runde. »Gut, dann vielen Dank«, sagte er schließlich.
»Und die Bohnen, wollen Sie die nicht mehr?«
»Tut mir leid, aber so tief sind meine Taschen nicht.«
Dann ging die Tür zum Keller auf, nur einen Spalt. Sam drehte sich um und erwartete, Lulu dort zu sehen, aber es war Carmine, der durch den Spalt lugte und sofort wieder verschwand.
Der Bulle hatte ihn gesehen. Er betrachtete die Tür und dann Sam. Schließlich nickte er und ging aus dem Laden.
Sekunden später kam Carmine heraus, er sah verängstigt aus.
»Der Typ ist Bulle! Das ist der, der mich im April zusammengeschlagen hat! Der hat mir die Bohnen abgenommen, weißt du noch?«
Sam hob das Telefon vom Fußboden hoch und wählte eine Nummer.
»Wen rufst du an?«
»Deine Mutter.«
43
»Hat er dich erkannt?«, fragte Joe, als Max wieder in den Wagen stieg, der vier Blocks vom Laden entfernt parkte.
»Ja«, sagte Max, holte sein Notizbuch heraus und fing an zu schreiben. »Sah ziemlich besorgt aus.«
»Was hast du da?«
Max zeigte es ihm.
»Eva Desamours«, las Joe vor.
»Die einzige Hellseherin, die bei ihm am Brett klebte. Das andere waren alles Exorzisten und Heiler und Leute, die Zaubersprüche machen und Zaubersprüche brechen und so weiter. Eva Desamours steht auch auf der Liste der Hellseher, die die De-Villeneuve-Karten benutzen. Genau genommen ist sie die einzige in Miami, die das tut. Auf meiner Liste steht keine Telefonnummer. Jetzt habe ich eine.«
»Und was ist mit Ismael?« Joe ließ den Wagen an.
»Der ist nicht unser Mann, aber er arbeitet für ihn«, sagte Max. »Ismael ist der Strohmann. Ihm gehört praktisch ganz Lemon City. Nachdem Preval Lacour die Cuestas umgebracht hatte, hat er sämtliche Verträge übernommen. Ismael hat die Calabarbohnen und die Tarotkarten geliefert, die im Magen von Assad und Lacour gelandet sind. Wir müssen uns den Laden mal genauer ansehen. Es gibt da noch einen Keller.«
»Und wie willst du einen Durchsuchungsbefehl kriegen?«
Max sah Joe an und erkannte, dass es ein Scherz war.
44
»Herzlichen Glückwunsch! Sie haben gewonnen!«, sagte Sandra und überreichte Max einen silberfarbenen Umschlag. Sie hatte ihn zum Essen bei Joe’s Stone Crabs auf der Washington Avenue eingeladen. Obwohl er ganz in der Nähe wohnte, hatte Max noch nie dort gegessen, weil der Laden immer voll war. Es war eines der ältesten Restaurants von Miami und stand in jedem Reiseführer. Reservierungen wurden nicht entgegengenommen, aber Sandras Kanzlei machte die Buchführung, und so hatten sie einen Tisch bekommen.
»Was gewonnen?«
»Sieh nach!«
Max öffnete den Umschlag und brach in Gelächter aus. Drinnen lag ein Gutschein über sechs Casino-Tanzstunden in einer Tanzschule unweit der Flagler.
»Das ist echt süß und aufmerksam von dir«, sagte er
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