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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Sam. »Wir sind doch beide noch am Leben, oder?«
    »Na ja, geht so.« Carmine nickte traurig. Er hatte seine Prellungen am Schädel unter einer Baseballkappe versteckt, aber gegen die Schnitte und Schürfwunden an den Händen und im Gesicht konnte er nicht viel machen. Er hatte kleine, tiefe Kratzer auf den Wangen und der Stirn und eine breite Platzwunde über der Nasenwurzel, seine Haut war wund und brannte. Und da war dieses Brummen im Kopf, das nicht weggehen wollte, als schwirrte da eine wütende Wespe umher.
    »Was um alles in der Welt hat sie mit dir gemacht?«
    »Sie hat mich verdroschen, weil ich sie angelogen hab. Mit meinem Lieblingsgürtel. Weißt du, den von Gucci aus Alligatorleder mit der goldenen Schnalle. Damit hat sie mich durchgelassen, und zwar richtig. Ich habe ihr erzählt, ich hätte mit dir ein bisschen rumgeballert.«
    »Das ist eine echt große Schnalle«, sagte Sam und betrachtete mitleidig Carmines zerschundene Hände, die aussahen, als hätte er sich gegen einen Messerangriff verteidigen müssen.
    »Das Scheißding ist sogar abgebrochen, als sie auf mich eingeprügelt hat. Die ist total loco geworden, Mann. Gestern war’s schon echt schlimm, aber heute Morgen hat sie mich aus dem Bett gezerrt, und ich musste ihr den Gürtel aus meiner Hose geben. Aus meiner verdammten Hose! Sieh nur, was sie mit mir gemacht hat!«
    Carmine nahm die Mütze ab und zuckte zusammen vor Schmerz.
    »Gott!« Sam schnappte nach Luft.
    Der grün und blau geschlagene Schädel war von Schnitten und Wunden übersät – böse rotbraune Furchen und Dellen, in denen das Blut geronnen war und sich eine Kruste gebildet hatte -, außerdem Dutzende kleiner Beulen und Schwellungen, sodass es aussah, als würden unter seiner Haut mindestens ein Dutzend Maulwurfshügel wachsen.
    »Du musst ins Krankenhaus«, sagte Sam.
    »Auf gar keinen Fall.« Carmine schüttelte den Kopf. »Was soll ich denen denn sagen? Dass meine Mama zum Psycho mutiert ist?«
    »Sag, du bist in eine Schlägerei geraten, irgendwas.«
    Carmine schüttelte traurig den Kopf.
    »Dann hole ich den Verbandskasten.«
    Doch bevor er das tun konnte, kam Lulu die Treppe herunter.
    »Oben ist ein Kunde und stellt Fragen«, sagte sie auf Kreolisch.
    »Wer?«, fragte Sam.
    »Ein Weißer.«
    »Bin gleich wieder da«, sagte er zu Carmine.
     
    »Guten Morgen. Willkommen bei Haiti Mystique. Ich bin Sam Ismael, der Inhaber.«
    »Wie geht’s?«, fragte der Mann. Er war etwa einen Meter achtzig groß und kräftig gebaut, breite Schultern, strenger Blick. Kurzes, braunes Haar, blaue Augen und ein Lächeln, das nicht so recht zu seinem Mund passte.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich schau mich nur um, danke«, antwortete der Mann.
    »Ich bin hier, falls Sie mich brauchen«, sagte Sam, trat hinter den Tresen und tat so, als wäre er mit der Bestandsliste beschäftigt.
    Der Mann hatte sich nicht als solcher ausgewiesen, aber Sam wusste, dass er Bulle war: wie er dastand, gerade, aber die Schultern leicht nach vorn gezogen, die Füße auseinander wie ein Boxer, eine Haltung vorgreifender Aggression. Dazu die übliche schlechte Kleidung, den aus Katalogen abgeschauten formell zweckmäßigen Look – Sakko mit Hahnentrittmuster, schwarze Hose, Slipper, weißes Oxfordhemd mit offenem Kragen – und dann die Augen: kalt und stechend, ein gerader Blick, der alles sah, alles taxierte, alles aufnahm und analysierte, ein Funken Rohheit darin.
    Sam spürte, wie ihm die Angst den Rücken hinabkroch.
    Der Bulle betrachtete die Puppen, die schwarzen Ikonen, die Kreuze, die Affenköpfe, die Totenköpfe, die Kerzen. Er studierte die Pinnwand, an der die verschiedenen Magier und Heiler ihre Dienste anboten. Auch Evas Karte hing dort. Dann ging er zu den Houmfor-Trommeln, die auf dem Fußboden standen, schlug eine an und produzierte einen dunklen, schwingenden Ton, der sich zu einem tiefen Summen glättete und mehrere Sekunden lang anhielt, bevor er sich im Äther auflöste.
    Er nahm die Regale mit den Kräutern, Samen, Wurzeln und Gräsern in Augenschein.
    »Kommen Sie von außerhalb?«, fragte Sam.
    »Orlando«, sagte der Bulle. »Sagen Sie, verkaufen Sie auch Calabarbohnen?«
    Sam wurde der Mund trocken.
    »Gelegentlich importiere ich welche für meine Kunden. Auf Bestellung. Warum? Wollen Sie welche?«
    »Gesetzt den Fall: Würden Sie mir die liefern, oder müsste ich wieder herkommen, um sie abzuholen?«
    »Wie es Ihnen am besten passt. Wozu brauchen Sie sie?«
    »Ich schreibe eine

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