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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Schwere in seinem Herzen nicht loslassen.
    »The Promise« war ein unveröffentlichter Song aus den Aufnahmesessions zu Darkness on the Edge of Town , den Bruce auf seiner 1978er Tournee manchmal gespielt hatte. Ein qualvoller, tragischer Klagegesang über Betrug und zerbrochene Träume, das Lamento eines Verlierers, begleitet von einem einsamen Klavier. Die Aufnahme war nicht die Beste, ein Bootleg von einem Konzert in Seattle, aber in der Halle war es totenstill, nicht ein Laut war zu hören, nur die Stimme eines Mannes, der am Ende des Regenbogens angekommen ist und dort nichts anderes antrifft als eine kalte, endlose Straße ins Nirgendwo. Für Joe war es der beste und bewegendste Song, den Bruce je geschrieben hatte, und der Text gewann für ihn von Tag zu Tag an Bedeutung.
    Er hätte einen Joint vertragen können in diesem Moment, es hätte gut gepasst zum Wein und zur Musik. Wäre schön, den Kopf wieder ein wenig hochzukriegen. Mit Max zusammen hatte er oft Gras geraucht, und immer hatten sie am Schluss hysterisch über irgendeinen Blödsinn gelacht. Wie damals, als sie ungefähr fünfzigmal hintereinander die einzige weiße Rockscheibe gehört hatten, die Max besaß – die Maxisingle von »Miss You« von den Rolling Stones -, und dabei abwechselnd Jaggers Sprechgesang über die puertoricanischen Mädchen nachgeäfft hatten. Als der Rausch nachließ und sie den Song nicht mehr hören konnten, hatte Max die Scheibe vom Plattenteller genommen, und sie hatten unten am Strand damit Frisbee gespielt. Der Gedanke, dass er seinen Freund verraten und all diese guten Erinnerungen zerstören musste, machte ihn fertig und vergiftete alles.
    »Schlechten Tag gehabt?« Lina kam herein und setzte sich neben ihn. Für ihn war sie immer noch genauso schön wie an jenem Tag, als er sie in der Kirche zum ersten Mal gesehen hatte, auf der anderen Seite des Altars: zierlich, dunkelhäutig, kurzes Haar, hohe Wangenknochen, Mandelaugen und ein Lächeln, das ihn aus den dunkelsten Löchern reißen konnte. Aber sie lächelte nicht. Sie teilte seinen Kummer.
    »Hab schon vergessen, wie ein guter Tag aussieht.« Joe seufzte und nahm einen tiefen Schluck Wein. In Ansätzen hatte er ihr erzählt, was ihn beschäftigte, wie die MTF wirklich geführt wurde und dass er nach Abschluss des Moyez-Falles in die Presseabteilung versetzt werden sollte. Und das würde schon bald so weit sein: Casares hatte fast alle seine Kontakte preisgegeben, darunter auch Carlos Lehder, und die Razzien gegen die wichtigsten Spieler waren bereits in Planung. Danach kam der lange Prozess, die »Schuldigen« vor Gericht zu bringen, aber dann würde Joe schon längst weg vom Fenster sein, wahrscheinlich schon im August. Und der August in Miami war für ihn ohnehin der schlimmste Monat. Es war ständig zu heiß, die Leute drehten zu sehr am Rad, und der nächste Hurrikan war immer nur einen falschen Atemzug entfernt.
    »Warst du in der Kirche?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Solltest du aber.«
    »Was zum Teufel soll Gott denn dazu sagen?«, fragte Joe bitter. »Ich habe vor, meinen Partner und besten Freund zu verraten, den Mann, der immer zu mir gestanden hat und immer loyal zu mir war, vom ersten Tag an. Ich habe es nur ihm zu verdanken, dass ich überhaupt Detective geworden bin.«
    »Du tust das, was du für richtig hältst, Joe. Und das Richtige zu tun ist manchmal auch hart.« Sie sprach sanft, aber bestimmt, wie sie vermutlich auch mit den Kindern sprach, die sie unterrichtete. »Früher oder später wird die MTF auffliegen. Das Schlechte will immer ans Licht. Und wenn dieser Sturm losbricht, wirst du froh sein, dass du nicht mehr da bist, weil die kleinen Leute immer den meisten Regen abkriegen.«
    »Ja, das stimmt.« Joe schaute in die Ferne, sah aber nur das gerahmte Albumcover von Born to Run mit allen Autogrammen, das an seiner Wand hing.
    »Irgendwann muss man die Verantwortung übernehmen, Joe. Diese Leute, die ihr verhaftet habt, das waren vielleicht keine aufrechten Bürger, vielleicht waren es sogar Bestien, aber du, Mingus, Sixdeep und die MTF, ihr hattet nicht das Recht zu tun, was ihr getan habt. Ihr habt allesamt gegen Gesetze verstoßen.«
    »Und was machst du dann hier bei mir?«, fragte Joe und sah ihr in die Augen.
    »Ich glaube daran, dass du dich ändern kannst. Und ich glaube, dass du dich ändern willst . Und ich glaube, dass das Gute in dir all das Schlechte, was du getan hast, leid ist.« Sie nahm seine Hand. »Du bist

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