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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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die nebeneinander an der Längsseite saßen, mit dem Rücken zum Fenster. Der erste – und ältere – hatte seinen Bruder zu beschützen versucht und war zuerst an der Schulter getroffen worden, danach hatte Lacour ihn hingerichtet wie die Frau, die neben ihm gesessen hatte. Sein Bruder war von dem Projektilsplitter, den Max in der Fensterbank gefunden hatte, am Hals getroffen worden. Dem kurzen Morsecode aus Blutspritzern auf dem Fußboden nach zu urteilen, musste er unter den Tisch gekrochen sein. Nun hatte der alte Mann im Rollstuhl ihn zu schützen versucht, indem er mit seinem dicken Gehstock nach dem Mörder ausgeholt hatte. Lacour hatte mitten in der Bewegung auf ihn gefeuert, die Kugel hatte den Stock zerfetzt. Das Gesicht des alten Mannes war von Holzsplittern übersät, und in seinem Kopf steckte ein Projektil, das durchs Auge eingetreten war. Sicherheitshalber hatte der Mörder ihm noch eine zweite Kugel in den Kopf gejagt, bevor er den Jungen auf dem Fußboden erledigt hatte. Die meisten Leichen hatten noch immer die goldenen Partyhüte, die sie zum Zeitpunkt ihres Todes getragen hatten, auf den zerborstenen Köpfen.
    Abgesehen von dem Plattenspieler und Max’ und Joes Flüstern war es in dem Zimmer überaus still. Fünf Kollegen von der Spurensicherung gingen ihrer Arbeit nach, kratzten irgendwelche Substanzen ab, verschlossen ihre Beweismittelbeutel und ihre Glasröhrchen, nahmen Fingerabdrücke, klaubten Haare auf, zogen Lippen hoch, um die Zähne anzusehen, hoben Hände und Beine, rollten Körper auf die Seite, nach rechts und nach links. Sie maßen die Löcher in den Wänden, die Abstände zwischen den Leichen, die Größen der Ein- und Austrittswunden, die Reichweite der Blutspritzer. Sie arbeiteten gründlich und präzise, aber auch sehr schnell und ohne Pause, als könnten sie es nicht erwarten, wieder nach draußen zu kommen.
    Die Stutzkäfer liefen ungestört und ungehindert durchs Zimmer. Ihre Prozession teilte sich in zwei Äste, der eine lief auf die Treppe zu, der andere ins Wohnzimmer. Ein paar Schritte hinter der Wohnzimmertür teilten sie sich erneut in vier Unterabteilungen, die sich je eine Leiche vornahmen. Sie krochen an den Fingern und Füßen, an Schultern und Hals hinauf und verschwanden unter Säumen und Krägen, in den Ärmeln, durch Risse im Stoff. Zugleich trat bei jedem einzelnen Leichnam durch eine andere Öffnung eine Prozession von Käfern wieder aus und lief zurück durchs Wohnzimmer, wo sie sich auf dem Weg mit einer anderen Käferprozession zusammenschloss und eine pulsierende, glänzend grüne Kolonne bildete, die aus dem Haus heraus und zurück in die Erde lief, aus der sie gekommen war. Aus Max’ Perspektive sah es aus wie ein Geflecht aus Adern, das aus der Erde heraus- und wieder hineinpulsierte, eine Verbindung direkt zu ihrem tiefen, dunklen Herzen. Einen Augenblick lang dachte er daran, dass er selbst eines Tages nicht mehr sein würde als ein Brocken verrottendes, nässendes Fleisch, und der Gedanke missfiel ihm so sehr, dass er beschloss, sich einäschern zu lassen. Scheiß auf den Grabstein.
    »Ich versteh das nicht, Joe. Das hier, diese Familie, dieses Haus, dieses Leben – das ist etwas, wofür man töten würde.«
    »Das ist das Zweite, was ich hasse an unserem Job.« Joe nickte. »Der ganze Mist, den man nie verstehen wird, weil der Mörder alle Antworten mit in die Hölle genommen hat.«
    »Und was ist das Erste?«
    »Die Typen, die uns durch die Lappen gehen, die wir nie kriegen, die immer noch frei rumlaufen und auf das nächste Opfer warten, die unsichtbaren Monster.«
    »Na ja, wie du schon damals auf Streife sagtest …«
    » So ist es nun mal, Partner. Gib dein Bestes und find dich damit ab, weil es morgen ganz bestimmt noch viel schlimmer sein wird .« Joe beendete den Satz, den Max ihm so gern unter die Nase rieb und den er allen bleichgesichtigen Neulingen auftischte, die zu ihm kamen und ihn um Rat fragten, nachdem sie herausgefunden hatten, was Polizist zu sein wirklich bedeutete. Joe hatte diesen Satz von niemandem gelernt. Er hatte ihn einfach mit jener unangestrengten Weisheit von sich gegeben, die jenen Menschen eigen ist, die vom Tag ihrer Geburt an für alles im Leben hatten kämpfen müssen.
    Sie schauten sich weiter im Zimmer um. Neben der Stereoanlage stand ein Servierwagen mit Getränken, darauf eine große Bowleschale, zur Hälfte mit einer dicken, klebrigen, hellrosa Flüssigkeit gefüllt, auf der eine Schicht ertrunkener

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