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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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so etwas antaten, wenn sie sich gegen ihr eigen Fleisch und Blut wandten, gegen die Menschen, die ihnen am nächsten standen, dann gab es keine Hoffnung mehr. Und wenn es keine Hoffnung gab, hatte es keinen Sinn mehr, Polizist zu sein.
    »Max«, rief Joe. »Komm und sieh dir das an.«
    Joe hatte eines von vielen Fotos von der Fensterbank genommen und hielt es in die Höhe. Es zeigte Lacour, der mit seinen Söhnen und seiner Tochter auf einem Stück Rasen stand. Sie hielten Schimpansen an den Händen, die kurze Hosen und T-Shirts mit dem Schriftzug des Primate Park trugen. Bei genauerem Hinsehen erkannten sie, dass das Foto ungefähr an der gleichen Stelle aufgenommen worden war, an der sie Lacours Leiche gefunden hatten.
    »Sieht nicht sehr alt aus«, sagte Joe. »Vielleicht ist er deshalb dahin zurück.«
    »Wer weiß?«, seufzte Max. »Wer wird das jemals wissen?«
    Max sah, dass Joe einen Beweismittelbeutel in der Hand hielt.
    »Was hast du da?«
    »Hab ich im Schlafzimmer der Eltern gefunden.« Er reichte Max den Beutel. »Riecht nach Mandeln.«
    Ein rotweiß gestreiftes Bonbonpapier.
    »Wo lag das?«
    »Unter dem Kinderbett.«
    »Säuglinge kriegen keine Bonbons.« Max gab ihm den Beutel zurück. »Und dieses Haus ist blitzblank, sauber und ordentlich. Ich wette, die werden auf diesem Papier keine Fingerabdrücke finden, weil derjenige, der es hat fallen lassen, Handschuhe trug. Und wenn sie einen Fingerabdruck finden, dann stammt er nicht von diesen Leuten.«
    »Willst du damit sagen …?«
    »Ja.« Max nickte grimmig. »Lacour hat das nicht allein gemacht. Er hatte einen Komplizen.«

Zweiter Teil
     
    April – Mai 1981
     

5
     
    »Mann, ich kann es nicht fassen, dass ihr diese Drecksäcke wieder rauslasst, ihr wisst doch ganz genau, dass die das wieder machen – so sicher, wie der Mensch vom Affen abstammt«, brummelte Drake, während er Max Mingus über die Schulter hinweg ein Streichholzheftchen reichte. Es trug den Schriftzug eines Motels namens Alligator Moon in Immokalee, einer kleinen Stadt mitten in den Everglades.
    Max prägte sich die Anschrift ein, steckte sich eine Marlboro an und gab die Streichhölzer zurück, ohne sich umzudrehen. Er hatte die Information, die er brauchte: das Versteck des Kindermörders Dean Waychek, den Stein, unter dem er sich verkrochen hatte, sobald er aus dem Gefängnis entlassen worden war.
    Fast die ganzen zehn Jahre, die Max nun schon bei der Polizei war, hatte er mit Drake derartige Geschäfte gemacht. Drake war der mit Abstand beste Informant, den er hatte. Er hatte seine Augen und Ohren in der Verbrecherszene Miamis wie kein Zweiter. Er wusste alles, was es zu wissen gab, und kannte alle, die daran beteiligt waren.
    Max teilte ihm mit, was er brauchte, und Drake rief ihn nach einer Weile zurück und nannte ihm Zeit und Ort für ein Treffen – immer zum Frühstück in einem Diner, meist einem, der gerade erst eröffnet worden war, weil, so glaubte Drake, das Essen in einem neuen Lokal aller Wahrscheinlichkeit nach besser war, weil sich alle besondere Mühe gaben, damit die Kunden wiederkamen. Dann saßen die beiden mit dem Rücken zueinander, jeder an einem eigenen Tisch, und unterhielten sich im Flüsterton.
    Heute waren sie in einem Diner namens Al & Shirley’s auf der 5th Street in Miami Beach. Max kannte das Gebäude, früher einmal war hier ein Fotostudio gewesen. Der Besitzer hatte ein paar Aufnahmen von Muhammad Ali geschossen, kurz nachdem der zum ersten Mal den Titel im Schwergewicht geholt hatte. Eines davon hatte er auf Lebensgröße vergrößert: Ali mit ausgelassener Miene beim Schlag, weiße Shorts, den Champion-Gürtel um die Taille. Er hatte es stolz in seinem Schaufenster ausgestellt, mit dem Ergebnis, dass ihm jemand die Scheibe zerschlagen und das Foto gestohlen hatte. Ein paar Wochen später hatten Max und Joe den Dieb gefasst: Er hatte mit dem auf über einen Meter achtzig vergrößerten Foto vor einer Schule gestanden, die Ali soeben eröffnet hatte, und auf ein Autogramm gewartet. Am nächsten Tag war die Geschichte auf der Titelseite des Miami Herald gelandet. Das Foto zum Artikel zeigte eine absurde Szene: Joe, der den Dieb in Handschellen abführte, Max direkt dahinter mit dem lebensgroßen Ali-Foto unter dem Arm, und im Hintergrund deutlich zu erkennen, aber von allen Akteuren unbemerkt, der echte Muhammad Ali mit seinen Leuten, die das Spektakel verfolgten und herzlich lachten.
    Nun schaute Max durch das gleiche Fenster hinaus auf den

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