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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Schmeißfliegen schwamm.
    Sie betrachteten den vollständig gedeckten, zweieinhalb Meter langen Esstisch mit dem weißen Tischtuch: edles, schweres Silberbesteck und Porzellanteller, kleine Messerbänkchen aus Elfenbein, silberne Serviettenringe und drei verschiedene Kristallgläser neben jedem Teller. In der Tischmitte mehrere offene Flaschen Rotwein, eine Magnumflasche Champagner und zwei halbleere Wasserkrüge. Neben den Flaschen ein großer Bilderrahmen mit einem Farbfoto: Lacour ganz links, Guy Martin rechts, in der Mitte freudestrahlend der Bürgermeister von Miami. Auf dem Tischtuch zahllose dünne Blutspuren und -spritzer.
    »Seine Familie hat er zuerst getötet«, sagte Max. »Danach die anderen.«
    Einen kurzen Moment lang sahen die beiden Detectives sich in die Augen, sahen das Entsetzen und den Abscheu des anderen und den Gedanken, der diesen Blick speiste: Gerade wenn du glaubst, alles gesehen zu haben, das Übelste, das ein Mensch seinem Mitmenschen antun kann, kommt mit einem breiten, blutigen Grinsen im Gesicht etwas des Weges, das noch grauenhafter ist. Sie gingen aus dem Zimmer.
    Am Fuß der Treppe stand aufrecht ein schwarzer, hochhackiger Schuh. Auf dem Absatz sich windender Efeu aus Strass, um die Zehenöffnung aus Strass geformte Lorbeerblätter. Drumherum ein Kreis aus Kreide. Auf den Stufen zwei Leichen, eine über der anderen, in einer großen Lache getrockneten Blutes, das die Holzstufen durchtränkt hatte und an der Seite hinuntergetropft war, manche Tropfen waren an der Wand hängen geblieben. Eine Frau, der zuerst in den Rücken und dann hinter dem Ohr in den Kopf geschossen worden war, lag bäuchlings auf einem kleinen Mädchen, vielleicht sieben oder acht Jahre alt, das auf die gleiche Weise hingerichtet worden war wie die anderen. Die Mutter hatte ihre Tochter zu beschützen versucht. Ihr langes schwarzes Haar bedeckte teilweise das Gesicht des Mädchens. Die Käfer arbeiteten sich fleißig durch beide hindurch.
    Neben dem Wohnzimmer lag Lacours Arbeitszimmer: ein großer Mahagonischreibtisch gegenüber der Tür, dahinter ein dick gepolsterter Ledersessel und eine Stehlampe. An einer Wand ein eher schlichtes Gemälde von Giraffen in dichtem Wald, auf der anderen ein großes, goldgerahmtes Familienporträt. Alle, die nun tot im Haus lagen, waren darauf zu sehen. In der Mitte der zweiten Reihe Lacour, die Hände auf den Schultern seiner beiden Söhne, ein stolzes Strahlen im Gesicht. Vor ihm saß seine Frau, eine attraktive, wenn auch etwas mollige, dunkelhäutige Frau mit ungezwungenem, herzlichem Lächeln. Neben ihr der alte Mann im Rollstuhl. Wahrscheinlich Lacours Vater, vermutete Max, weil die beiden sich so ähnlich sahen. Er hielt einen Säugling auf dem Schoß. Zu seiner Linken saß seine Frau. Zwischen den beiden auf dem Fußboden hockte Lacours kleine Tochter.
    »Irgendwelche Hinweise auf das Baby?«, fragte Max.
    »Keine«, antwortete Joe. »Vielleicht haben sie es irgendwo untergebracht, für die Feier.«
    »Das glaube ich nicht. Es war eine Familienfeier, um auf den Lemon-City-Deal anzustoßen. Da haben sie das Baby bestimmt nicht abgegeben.«
    »Und was glaubst du? Hat er es mitgenommen?«
    »Gut möglich«, sagte Max.
    Joe sah sich im Arbeitszimmer um, während Max weiter die Gesichter auf dem Foto studierte. Ganz sicher enthielten sie nicht den leisesten Hinweis darauf, was passiert war und warum, aber Max wollte sich jeden Einzelnen lebendig vorstellen, wie sie ihre Tage gestalteten, wie ihre Stimmen klangen, wenn sie durchs Haus schallten, welche Angewohnheiten sie hatten, was sie verband und was sie trennte. So hatte er es schon immer gehalten, hatte die Toten wieder zu Menschen gemacht, hatte ihre Geister hergerufen und ihnen zugehört. Sie als Menschen zu sehen und nicht als Zahlen in einer Statistik, half ihm, sich auf seine Arbeit zu besinnen und darauf, worum es wirklich ging. Viele Kollegen, die an Mordfällen arbeiteten, stumpften mit der Zeit ab und wurden so gleichgültig und gefühllos, dass der Tod für sie nur noch ein Zahlenspiel war – eines, das sie zu verlieren bereit waren, bevor sie überhaupt zu spielen begannen. Sie vergaßen, dass sie es mit Menschen zu tun hatten, die nicht anders waren als sie selbst und deren Leben vorzeitig beendet worden war. Doch beim Anblick der Lacours spürte Max zum ersten Mal eine Traurigkeit; er spürte, wie etwas in ihm zerbrach, wie eine Stütze nachgab und ein Ideal zu Boden krachte: Wenn die Menschen einander heute

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