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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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würde, nicht zu trinken, er wollte nicht zum heimlichen Säufer werden, der nach jeder Übertretung mit Mundwasser gurgelte.
     
    Solomon beobachtete den weißen Bullen, der auf den Stufen des Apartmenthauses hockte und eine Zigarette rauchte. Er selbst saß auf der Rückbank des gelben Taxis, in dem er dem Mann gefolgt war, seit dieser zusammen mit seinem Partner von Evas Haus weggefahren war.
    »Das ist kein Kubaner«, sagte er zu Bonbon, der am Steuer saß. »Wahrscheinlich wohnt seine Frau da.«
    »Soll ich ihn mir vornehmen?«
    »Noch nicht«, sagte Solomon. »Morgen werde ich alles über ihn wissen.«
    Der Bulle schnippte die Zigarette auf die Straße, stand auf und ging ins Haus.
    Solomon stieg aus dem Wagen und ging zu der Zigarette, die noch glimmte. Er trat sie aus und steckte die Kippe in einen wiederverschließbaren Plastikbeutel. Dann ging er zurück zum Taxi.

51
     
    Immer wenn es in Miami regnete, hatte es den Anschein, als wollte Gott die Stadt ins Meer spülen. Und heute gab er sich besondere Mühe.
    Regen, Sturm, Blitz und Donner.
    Carmines Tick spielte verrückt, seine linke Wange zuckte alle paar Sekunden zurück wie ein Gummiband in den Händen eines hyperaktiven Kindes. Er hatte sich schon heftig selbst geohrfeigt, damit es aufhörte, aber es war nur noch schlimmer geworden, weil sich das nervöse Zucken nicht zuletzt von seiner Wut und seiner Frustration nährte. Es riss ihm das halbe Gesicht nach hinten, sodass sich das linke Auge jedes Mal komplett schloss.
    Er stand hinter dem Tresen im Haiti Mystique und sah zu, wie der sintflutartige Regen mit unerbittlicher Intensität vom Himmel fiel und die Straße in einen breiten, reißenden Fluss verwandelte. Die Kanalisation war überschwemmt, und die Gullys spülten ihr dunkelbraunes Innenleben nach oben, die wenigen Autos spritzten kniehohe Wellen auf die Gehwege, die bis hoch an die Wände und Fenster klatschten und unter Türschwellen hindurchliefen.
    Schlechter Tag fürs Nuttengeschäft und für so’n armes Schwein wie mich, dachte Carmine, bevor ihm, fast mit Erleichterung, wieder einfiel, dass er zum Verkäufer degradiert worden war. Im Grunde ein Witz. Es gab hier nicht viel zu verkaufen. Seit er diesen seinen »neuen Job« angetreten hatte, hatte er nicht einen einzigen Kunden bedient. Genau genommen waren außer ihm und Lulu bisher nur Sam und Eva durch die Tür gekommen, und zwar gestern, als sie unten eine Besprechung gehabt hatten.
    Sam war im Fernsehen gewesen und in der Zeitung, er hatte vor einer Reihe halb verfallener Häuser auf der North East 2nd Avenue gestanden und erzählt, wie er alles renovieren und der Gegend wieder neues Leben einhauchen wollte, wie er ein Viertel für Haitianer daraus machen wollte, und dass er bereits mit Vertretern der Stadt Gespräche über eine Umbenennung in »Little Haiti« führte. Die Medien nannten ihn bereits den »haitianischen George E. Merrick«, nach dem Mann, der dort, wo früher Orangenhaine wuchsen, Coral Gables gegründet hatte. Gleiches Konzept, anderes Obst. Heute Abend würde Sam an einem großen Galadiner im Hotel Fontainebleau teilnehmen, das als offizieller Startschuss zu seinem Projekt galt.
    Sam war also beschäftigt – zu beschäftigt, um mit Carmine zu reden. Carmine fragte sich, ob Sam schon wusste, dass Bonbon die Zuhälterei von ihm übernommen hatte. Hatte er schon vorher davon gewusst? Vielleicht ja, vielleicht auch nicht. Aber warum hätten sie ihm das erzählen sollen? Es hatte ja mit ihm nichts zu tun. Aber Carmine war sich nicht sicher. Genau wie er sich nicht sicher war, dass Sam seiner Mutter nichts von Nevada erzählt hatte.
    Nevada? Das war ohnehin gestorben. Aus und vorbei. Er hatte nicht mehr das Herz oder den Mumm oder überhaupt die Lust, das noch durchzuziehen – nicht nach dem, was mit Julita passiert war. Die ganze letzte Nacht hatte er damit verbracht, möglichst viele seiner Privatkarten aufzusuchen, um ihnen mizuteilen, dass er sie freigab. Ein paar hatten geheult und ihn gefragt, was sie jetzt machen sollten. Ein paar hatten ihn gefragt, was er jetzt machen wollte. Die meisten hatten es mit einem Schulterzucken und einem »man sieht sich« hingenommen.
    Trotzdem hatte er immer noch vor abzuhauen, und zwar bald – raus aus der Stadt, raus aus den Fängen seiner Mutter und raus aus seiner traurigen, gescheiterten Existenz.
    Nächsten Mittwoch würde es so weit sein. Er war schon so gut wie weg.
    Sein ganzes Geld hatte er in einem Schließfach am

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