Der Totenmeister: Thriller (German Edition)
sein Gesicht schlaff, er sah deprimiert aus und gab mit einem kleinen Nicken seine Zustimmung.
»Es wird ihm nicht gefallen, dass wir hinter seinem Rücken ermittelt haben. Besonders ich«, sagte Joe.
»Das ist unsere kleinste Sorge. Aber egal, ich werde das auf meine Kappe nehmen. Scheiß drauf. Ich werde sagen, dass das alles auf meinen Mist gewachsen ist, okay?«
»Gut«, sagte Joe.
Um 5.13 Uhr war Max auf dem Weg nach Miami.
56
Eldon Burns war wütend wie noch nie zuvor.
Er konnte sich kaum entscheiden, was schlimmer war: dass Max ihn hintergangen oder dass Boukman ihn ausgelacht hatte, als er ihm erzählte, dass ein MTF-Mann gegen sie ermittelte – einer seiner eigenen Leute, direkt vor seiner Nase. Der Drecksack hatte tatäschlich die Stirn gehabt, ihn auszulachen – ha ha ha.
Solomon hatte ihn angerufen, als er gerade aus dem Büro gehen wollte, spät am gestrigen Abend war das gewesen. Also war er im Büro geblieben und nicht nach Hause gefahren. Er hatte nachgedacht, sich den Kopf zerbrochen, was nun zu tun sei. Jetzt war es Morgen, und ihm war immer noch nichts Sinnvolles eingefallen.
Und während er sich das Hirn zermartert hatte, hatte Boukman noch einmal angerufen. Diesmal hatte er nicht gelacht. Sam Ismael war verschwunden. Bei dem Dinner im Fontainebleau war er nicht wieder gesehen worden, zu Hause war er auch nicht, und im Keller seines Ladens lag eine tote Frau, eine zersägte, halb gefrorene tote Frau. Carmine, der sie getötet und zersägt hatte, hatte behauptet, Max und sein schwarzer Partner seien in den Laden eingebrochen. Um ein Haar hätten sie ihn erwischt.
Herr im Himmel!
Eldon hatte im Fontainebleau angerufen und mit dem Leiter der Sicherheitsabteilung gesprochen. Ismael war gesehen worden, wie er in Begleitung zweier Männer, einem großen Schwarzen und einem Weißen, nach draußen gegangen war. Wobei er nicht direkt selbst gegangen war, sondern gegangen wurde wie ein Betrunkener, der dringend an die frische Luft musste. Und genau das hatte einer der Männer – der Weiße – zum Portier gesagt: »Er hat ein bisschen tief ins Glas geschaut, muss mal frische Luft schnappen.«
Max und Liston waren also bei Haiti Mystique eingebrochen, hatten die Leiche gefunden und Ismael festgenommen.
Wohin hatten sie ihn gebracht? Wenn sie tatsächlich hinter seinem Rücken ermittelten, waren sie sicherlich nicht in eine der Wohnungen der MTF gefahren.
Was wussten sie inzwischen? Was hatte Ismael ihnen erzählt?
Ismael konnte ohne Schwierigkeiten Boukmans Verwicklungen sowohl in den Drogenhandel als auch in die Morde an Lacour und Moyez aufdecken. Aber kannte er den Namen Eldon Burns? Er war alles andere als dumm. Wahrscheinlich ahnte er längst, dass Boukman einen hochgestellten Beschützer hatte – aber hatte Boukman ihm erzählt, wie hoch der stand?
Und was würde Max mit den Informationen anfangen? Zu wem würde er gehen? Allein konnten Liston und er es nicht mit Boukman aufnehmen. Sie waren treulose, verlogene Arschlöcher, aber Selbstmörder waren sie nicht.
Zum FBI oder zur DEA würde Max nicht gehen. Die hatten beide mehr Löcher, als das Massaker vom Valentinstag hinterlassen hatte.
Und warum zum Teufel ermittelte Max überhaupt hinter seinem Rücken?
Gott, das machte ihn nicht nur stinkwütend, es tat auch verdammt weh. Er kannte Max länger als sein halbes Leben. Seit sechzehn Jahren! Er hatte ihn behandelt wie seinen eigenen Sohn, wie sein eigen Fleisch und Blut, als gehörte er zur Familie! Er hatte ihn vor einem Leben als Verbrecher bewahrt. Er hatte auf ihn aufgepasst. Und er hatte ihn gedeckt – all die Beschwerden wegen Brutalität und Einschüchterung, die Verdächtigen, die er verprügelt hatte, die Beweise, die er untergeschoben und die drei Männer, die er draußen in den Everglades ermordet hatte – all das war verschwunden, weggewischt, praktisch nicht existent. Gott, er hatte sogar Liston einen Job gegeben, gegen sein eigenes besseres Wissen.
Das alles hatte er für Max getan, all das, und der treulose Schwanzlutscher ermittelte hinter seinem Rücken!
Oder hatte Liston den ganzen Scheiß angeleiert? Mr. Regeltreu. Mr. Rechtschaffen. Mr. Alles-Nach-Vorschrift. Liston hatte wahrscheinlich geahnt, dass er versetzt werden sollte. Diese Negriden waren doch alle paranoid, hatten den Verfolgungswahn in jedem einzelnen Gen sitzen.
Verdammte Scheiße!
Was sollte er jetzt tun?
Wenn sie es wagen sollten, sich gegen ihn zu stellen, würde er sie zu Staub
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