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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Gesicht.
    Eva hatte Eldon im Sommer 1968 kennen gelernt, aber in den Karten und in ihren Visionen hatte sie ihn bereits seit neun Jahren kommen sehen. Damals war er der König der Schwerter gewesen. Die Geister hatten von einem weißen Mann gekündet, der sie in große Höhen heben würde, und zugleich gewarnt, dass er sie ebenso schnell wieder in die Tiefe stürzen könne.
    Eines Morgens hatte er in Liberty Square an ihre Tür geklopft und gesagt, er brauche »schwarzes Fleisch« für eine Party, die er für seine Boxer gab. Er hatte von den Polizisten, die sie bezahlte, von ihren Bordellen erfahren. Sie wusste noch genau, wie er damals ausgesehen hatte: ein kräftig gebauter Mann mit griesgrämiger Miene, verächtlichem Blick in den braunen Augen und einem angewiderten Zug um den Mund, als sei er kurz davor, etwas Ekliges auszuspucken. Sie hatte das Potpourri der unangenehmen Gerüche, die er an sich trug, tief eingeatmet: den stinkenden Schweiß des Ehrgeizes, die essigsaure Gier, gesplittertes Holz – den Geruch der Brutalität -, den mehligen Apfel der Korruption, aber auch den frischen Tau des Mitgefühls, der seine Extreme milderte. Im Grunde passte das alles nicht zusammen, aber auf seine verdrehte Art eben doch: ein korrupter Bulle mit Moralvorstellungen, ein Wendehals mit Prinzipien, ein Redneck mit schwarzen Freunden. Kurz gesagt: ein Opportunist reinster Güte. Über die Jahre hatte sie ihn zu durchdringen versucht, hatte herausfinden wollen, welche Geister ihn antrieben und leiteten, von wem er seine Befehle erhielt, aber sie war nicht weit gekommen. Er hatte Mächte um sich, denen sie nichts entgegenzusetzen hatte. In ihm hatte sie ihren Meister gefunden.
    Genau wie sie verfügte auch Burns über eine sehr feine Nase, nur schien seine lediglich für den Geruch des Geldes empfänglich. Als er an jenem Tag vor ihrer Tür gestanden hatte, hatte er die ziegelsteingroßen Pakete kolumbianischen Marihuanas gerochen, die sie in ihrem Haus verwahrte und mit denen die Gang am Anfang ihr Geld verdient hatte. Sie hatte seine Gedanken gelesen und ihm einen Deal angeboten. Er hatte gesagt, er sei an Ganja nicht interessiert, sondern an etwas anderem, das gerade ganz neu aus Kolumbien nach Miami kam.
    Sie wusste, was er meinte. In den letzten sechs Monaten hatte ihr Lieferant immer mal wieder einzelne Kilopakete zu ihrer Bestellung dazugegeben: »Zum Probieren.« Kokain. Den Brennstoff des Jetsets, das Coconut Grove der Drogen, besonders beliebt bei den sogenannten Wochenendkriegern: den gut situierten Büromenschen, die von Freitagabend bis Sonntagmorgen durchfeierten – die Einzigen, die sich das Zeug leisten konnten.
    Burns beauftragte sie, ihm zwanzig Kilo zu besorgen.
    Und so hatte alles angefangen. So waren sie alle sehr, sehr reich geworden.
    »Was siehst du?«, fragte Solomon. Er saß ihr gegenüber, außerhalb des Lichtscheins. Hinter ihm stand der Geist von Boukman und betrachtete die Karten mit unbewegter Miene.
    Eva drehte die vier Karten um, die den Fragesteller umrahmten. Über ihm der Mond: Betrug, unerkannte Feinde, die im Dunkeln Pläne schmieden. Der Mond war in der oberen Mitte der Karte als blauäugiger Mann dargestellt, der mit gerunzelten Brauen auf einen entlaufenen Sklaven herabblickt, der sich in einem Fluss die Füße kühlt. Der Sklave nimmt nicht wahr, was um ihn herum geschieht: den bellenden Hund zu seiner Rechten, zu seiner Linken den Baum, von dem eine Schlinge baumelt, und den bewaffneten Mob, der sich von hinten an ihn anschleicht.
    Unten lag die Fünf der Schwerter: Niederlage, Verlust, Schmach und Schande. Ein niedergeschlagener Mann mit drei ramponierten Schwertern im Arm bückt sich, um die verstreuten Überreste zweier weiterer Schwerter von der verbrannten und blutgetränkten Erde aufzunehmen.
    Die nächste Karte, links des Fragestellers, die für die jüngste Vergangenheit stand, war die Zwei der Schwerter, eine Frau mit verbundenen Augen, die mit dem Rücken zu einem Fluss dasitzt, die Arme vor dem Herzen gekreuzt, in jeder Hand ein Schwert: eine Warnung, die Augen offen zu halten und auf der Hut zu sein. Doch die Lage der Karte verriet, dass die Warnung zu spät kam oder missachtet worden war.
    Die letzte Karte, die rechts vom Fragesteller lag, symbolisierte die allernächste Zukunft, die nächsten vierundzwanzig Stunden: den Ritter der Schwerter, der sich mit blutiger Rüstung und erhobenem Schwert in die Schlacht stürzt. In dieser Karte sah Eva das Gesicht von Max

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