Der Totenmeister: Thriller (German Edition)
gefunden.«
»Das ist keine Kugel, es sei denn, der Typ wurde mit einem Golfball erschossen.« Darius tastete weiter an dem schlaffen Magen herum.
»Gib mal her.« Ungeduldig streckte Gemma die Hände vor.
Da war ein kleines, rundes Objekt im Magen, wie ein Ei.
»Okay. Erst wiegen, dann schneiden wir ihn auf.«
76
»Iss mehr Obst.« Sandra bediente sich von den Weintrauben, die auf Max’ Nachttisch lagen.
»Ich will rauchen«, brachte Max durch seine geschwollenen Lippen hervor, die aussahen, als wären sie ihm von einem Cartoon-Karpfen transplantiert worden.
»Willst du dir eine Entzündung einhandeln? Du hast doch gehört, was die Ärztin gesagt hat. Keine Zigaretten, bis die Lippen verheilt sind.«
»Ich brauche eine Zigarette.«
»Du hattest genug Gift. Na los, iss Obst. Wird dir guttun.«
»Später.« Max setzte sich in seinem Krankenbett auf und nahm einen Schluck Wasser.
»Wie fühlst du dich?«, fragte sie.
»Ich habe Hunger.« Er wollte lächeln, aber sobald sich die Haut spannte, fuhr ihm der Schmerz in die Lippen, also ließ er die Mundwinkel wieder hängen.
Gestern Morgen war er mit Blaulicht aus Eldons Büro ins Jackson Memorial Hospital gebracht worden, wo man ihm den Magen ausgepumpt hatte. Derweil hatte Joe Raquel Fajima angerufen und sie nach einem Gegengift für die Substanzen gefragt, die bereits in Max’ Blutbahn gelangt waren. Sie hatte ihm sofort eine Reihe von Wirkstoffen genannt, die er an die Ärzte weitergeben sollte, und war zum Krankenhaus geeilt, um ihnen bei der Zusammenstellung zu helfen.
Als die Narkose nachgelassen hatte, war Max schreiend wach geworden, weil er glaubte, noch mitten in der Zeremonie zu sein. Man hatte ihn fixiert und ihm ein Beruhigungsmittel in die Venen gejagt, das ihn bis zum frühen Abend ausgeknockt hatte. Als er das nächste Mal die Augen aufgeschlagen hatte, hatten Eldon, Joe und Sandra an seinem Bett gestanden.
Eine Ärztin hatte ihn untersucht und ihm mitgeteilt, dass er mindestens eine Woche im Krankenhaus würde bleiben müssen, um sich diversen Untersuchungen und Analysen zu unterziehen.
Nachdem sie den Raum verlassen hatte, hatte Joe ihm erzählt, was passiert war. Max war schockiert und entsetzt. Er konnte sich an nichts von alledem erinnern, er wusste nur noch, dass er an den Sonnenuntergang gedacht hatte.
»Sieht aus, als hätten wir uns beide ganz schön Sorgen umeinander gemacht«, sagte Max.
»Hoffen wir, dass wir das schnell vergessen können.« Sandra nahm seine Hand. »Und weiterleben.«
»Es tut mir leid.«
»Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest, Liebling.« Sie küsste ihn auf die Stirn, strich ihm sanft über den kahlen Kopf und lächelte. »Außer dafür vielleicht. Steht Ihnen nicht besonders, Mr. Kojak.«
Max musste lachen, verzog aus Versehen die Lippen und zuckte zusammen vor Schmerz.
»Ist dir irgendetwas wieder eingefallen?«, fragte sie.
»Nein, aber … ich habe geträumt heute Morgen. Es war wie eine Fortsetzung des letzten Gedankens, den ich bei der Zeremonie hatte, bevor alles schwarz wurde – ich habe am Strand gesessen und den Sonnenuntergang beobachtet.« Er nahm ihre Hand. Er überlegte lange, was er ihr sagen wollte, er wusste, dass er es ihr würde erklären müssen. Natürlich könnte er es auch für sich behalten, den Weg des geringsten Widerstands gehen: Lügen durch Auslassung. Aber das war etwas, was sie über ihn wissen musste.
»In dem Traum bin ich nicht mehr am Strand. Ich bin in einem Zimmer. Einem dunklen Zimmer ohne Fenster und ohne Türen. Man kann weder rein noch raus. Und ich schwebe über diesem Tisch, und um den Tisch herum sitzen drei Männer. Alle drei haben eine Schusswunde in der Brust. Und sie schauen alle zu mir hoch. Ganz ausdruckslos, sie gucken einfach. Aber ihre Augen sind genauso tot wie sie. Kein Leuchten, kein Leben, keine Seele. Nichts. Und dann zieht einer von ihnen einen freien Stuhl zurück und klopft darauf, als wollte er sagen: ›Komm, setz dich zu uns‹. Und ich schwebe da über ihnen und bewege mich nicht. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Das ging ganz lange so, bis ich aufgewacht bin.«
»Was waren das für Leute?«
Und so erzählte er ihr von den Männern, die er in die Everglades gebracht hatte. Er erklärte ihr, was sie getan hatten, wie die MTF manchmal arbeitete und was er unter den damaligen Umständen geglaubt hatte, tun zu müssen. Sie hörte aufmerksam und schweigend zu, ihr war kaum eine Reaktion anzumerken.
Danach
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