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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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erzählte er ihr die Wahrheit über die MTF und den Mord an Moyez und wie Joe und er auf Boukman gestoßen waren.
    »So etwas in der Art habe ich mir schon gedacht bei den drei Männern … nach dem, was du mir in unserer ersten Nacht erzählt hast«, sagte Sandra schließlich. »Findest du es immer noch richtig, was du getan hast?«
    »Nein, ganz und gar nicht«, antwortete Max. »Ich halte es nicht für falsch, dass sie tot sind. Nur wie sie gestorben sind, ist nicht richtig. Und warum. Aber ich hatte keine Wahl.«
    »Und wenn du noch einmal in die Situation kämst – würdest du es wieder tun oder nicht?«
    »Ich würde nach einer anderen Lösung suchen«, sagte er. »Wenn es denn eine gibt.«
    »Und wenn nicht?«
    »Ich würde eine suchen. Und ich würde mir wirklich Mühe geben.«
    Sie setzte sich zu ihm aufs Bett, sie nahmen sich in die Arme und küssten sich.
    Dann klopfte es einmal an der Tür, und Joe kam herein, schwitzend und außer Atem.
    »Hey Max, hey Sandra. Wie geht’s, Partner?«
    »Ganz gut«, antwortete Max.
    »Freut mich. Hör zu, ich habe keine Zeit«, sagte Joe. »Auf dem Weg hierher habe ich eine Nachricht gekriegt, dass gerade ein wichtiger Hinweis aufgetaucht ist.«
    »Wo?«
    »In der Rechtsmedizin.«
    »Warte«, sagte Max. »Ich komme mit.«

77
     
    »DER MEISTGESUCHTE MANN MIAMIS« schrie es von der Titelseite der Mittwochsausgabe des Herald . Direkt darunter, genau in der Mitte, drei Spalten breit, ein Foto von Solomon Boukman. Ohne den Mythos und die Gerüchte – und die Belohnung in Höhe von 150 000 Dollar für alle Hinweise, die zur Verhaftung führten – war er ein unauffälliger Typ, besaß sein Gesicht nicht ein einziges unverkennbares Merkmal, war problemlos mit hundert anderen zu verwechseln: dunkelhäutig und schmal, glatt rasiert, kurze Haare, leerer Blick, die Andeutung eines Lächelns auf den Lippen.
    Ein Kasten neben dem Foto lieferte weitere Daten:
    Hautfarbe: Schwarz/Haitianer
Größe: 1,78 Zentimeter
Statur: mittel
Alter: 30-35
Besonderheiten: gespaltene Zunge
Höchstwahrscheinlich bewaffnet und sehr gefährlich. Es
wird gebeten, nicht an den Verdächtigen heranzutreten.
Wählen Sie die 911.
    Natürlich wurde nicht erwähnt, wie die Polizei an das Foto gelangt war. Es war in einem Kondom in Carmine Desamours‘Magen gefunden worden, sauber in mehrere Quadrate zerschnitten, die alle eine Zahl auf dem Rücken trugen, um das Zusammenfügen zu erleichtern.
     
    Noch am gleichen Morgen traf sich Max im Al & Shirley’s auf der 5th Street mit Drake. Oder dem, was einst das Al & Shirley’s gewesen war. Der Besitzer hatte gewechselt, und der Laden hieß jetzt Espléndido. Die Inneneinrichtung war unverändert, nur weniger sauber, die Fensterscheiben von einem Fettfilm überzogen. Die Preise waren gesunken, und die Karte war nur auf Spanisch.
    Drake war als Boxer im Trainingsoutfit zum Frühstück erschienen: Everlast-Stiefel, graue Jogginghose und passendes Kapuzenshirt mit abgeschnittenen Ärmeln. Seine Hände waren bandagiert, über der Schulter trug er ein Springseil aus Leder. Max musste sich zusammenreißen, um über das neueste Sportleroutfit seines Informanten nicht in lautes Gelächter auszubrechen: mit seinen schmalen Schultern, den dürren Armen, dem langen Hals und dem vorstehenden Kinn gab Drake einen ähnlich überzeugenden Kämpfer ab wie Elvis in Harte Fäuste, heiße Liebe .
    »Boukman hat sich in Lemon City verkrochen«, murmelte Drake mit Rührei und Würfelschinken im Mund.
    »Und wo genau?«
    »Er zieht umher«, sagte Drake. »Bescheuerte Ortswahl, wenn du mich fragst. Da ist es richtig heiß im Moment.«
    Ohne Zweifel. Max hatte es in den Nachrichten gesehen und von den Kollegen davon gehört, die zurzeit in Alarmbereitschaft waren für den Fall, dass die Lage dort eskalierte und sie mit einem neuen McDuffie konfrontiert wurden. Am Montag hatte es in ganz Lemon City Razzien gegeben. Dutzende illegaler Haitianer waren festgenommen und zu einem Auffanglager in der Nähe des Hafens gebracht worden, wo sie verhört und anschließend in die Heimat verschifft wurden. Es war wie Mariel , nur umgekehrt.
    Die Razzien waren praktisch von Anfang an mit offener Feindseligkeit beantwortet worden: Streifen- und Mannschaftswagen der Polizei waren mit Steinen beworfen worden, und die Polizisten hatten mehrmals handgreiflich werden müssen, weil mehrere Personen sich entweder der Verhaftung widersetzt oder zu intervenieren versucht hatten, als Freunde und

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