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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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bereits.
    »Jean Assad. Du weißt, was Solomon von Dieben und Drogensüchtigen in der Organisation hält.« Sie fixierte ihn mit einem ihrer starren, alles durchdringenden Blicke. Carmine erwiderte den Blick, aber wie immer musste er feststellen, dass er dem nicht lange standhalten konnte, und schaute weg, zum strahlend weißen Bidet. Er kannte Jean Assad noch aus Haiti, und auch in Miami waren sie gut miteinander ausgekommen, wenn sie sich auch nicht oft gesehen hatten. Jean war seit sechs Monaten auf der Flucht gewesen.
    »Wo haben sie ihn gefunden?«
    »In Kanada«, sagte sie. » L’imbécile . Hat gedacht, er könnte uns entkommen.«

9
     
    Die Zigarrenhülle mit den Calabarbohnen wartete mitten auf dem Küchentisch auf sie. Sie stank nach Carmines Angst, diesem dünnen, metallischen Geruch wie von alten Münzen und Essig, den er immer ausströmte, wenn er etwas verbrochen hatte. Der Gestank war so intensiv, dass sie ihn schon in der Tür riechen konnte. Eva fragte sich, ob er die Hülle auf dem Weg hierher vorübergehend verloren hatte. Würde zu ihm passen. Tollpatsch.
    Eva öffnete den Schrank unter der Spüle und zog eines der nagelneuen weißen Schneidebretter aus Plastik hervor, die sie zur Zubereitung ihrer Tränke verwendete. Dann holte sie ein Skalpell und einen Mörser mit Stößel aus dem Schrank, ebenfalls neu, und trug alles zum Tisch. Sie schraubte die Hülle auf und schüttete den Inhalt auf das Schneidebrett: oval wie ein amerikanischer Football mit abgeflachten Enden, glänzend rötlichbraune Haut von der Farbe einer Aubergine, gepaart mit Schokolade; außen hart, innen tödlich. Genau die acht Stück, die sie bestellt hatte. Sieben ließ sie zurück in die Hülle rollen und drehte sie wieder zu.
    Wenn der Trank fertig war, würde sie alle Utensilien verbrennen, damit sie auf gar keinen Fall mit Lebensmitteln in Berührung kamen. Die Bohnen waren hochgiftig. Eine halbe Bohne genügte, einen Mann zu töten. Einmal hatte sie jemandem eine in einem frischen Salat serviert und zugesehen, wie er verreckt war. Kein schöner Anblick. Erst hatte er unkontrolliert gesabbert, die Spucke war ihm aus dem Mund gelaufen, als hätte er einen Wasserfall verschluckt, dann waren ihm die Augen und die Schweißdrüsen übergelaufen, als das Gift in die Venen und Arterien gelangt war und sie nach und nach verengte, sodass der Blutfluss zum Erliegen kam und das Herz Schlag für Schlag immer langsamer und das Leben schließlich von innen abgestellt wurde. Die Leute, die schon einmal jemanden an einer Calabarbohne hatten sterben sehen, behaupteten, sobald das Gift den inneren Blutkreislauf stillzulegen begann, hätten sie Flügelschlagen gehört. Je näher der Tod, umso lauter sei das Flügelschlagen geworden, bis zu den letzten fünf Minuten, wenn das Gesicht des Sterbenden ganz starr geworden war und sich nur noch die Augen bewegten, die noch immer vollkommen klar und bewusst waren. Viele behaupteten, die Sterbenden schauten gerade nach oben, in den Raum, und in ihren Augen sei die nackte Angst zu sehen. Auch Evas Opfer hatte diesen Blick gehabt.
    Aus dem Kühlschrank holte sie eine schwarze Tonflasche mit Weihwasser und goss es in einen Kochtopf aus Metall, den sie auf den Gasherd stellte. Dann zündete sie die Flamme. Während das Wasser heiß wurde, viertelte sie die Bohne, gab sie in den Mörser und zerrieb sie zu einer klebrigen Paste, die sie beiseitestellte.
    Dann ging sie wieder zu dem Schrank unter der Spüle und holte ein Paket handgefertigter Tarotkarten von Charles de Villeneuve heraus, die sie eigens aus der Schweiz einführen ließ. Andere benutzte sie grundsätzlich nicht. Das Paket war nagelneu. Es steckte in einem eleganten dunkelbraunen Holzetui mit Schublade, die mit dunkelrotem Stoff ausgeschlagen war, was sie jedes Mal unweigerlich an eine Kreuzung zwischen einem Sarg und einer überdimensionierten Streichholzschachtel denken ließ. Die Karten selbst steckten in einem Säckchen aus schwarzem Samt, das an der Seite mit rotem Siegelwachs verschlossen war. Das Siegel trug das Signet des Unternehmens, was sie wiederum an das Smith&Wesson-Logo auf dem Griff ihrer Achtunddreißiger erinnerte. Die Karten waren aus dickem, hochwertigem Papier. Die Rückseite war schwarz mit tiefrotem Rand und einer kleinen, fast comicartig anmutenden Sonne, die in Goldblatt als rundes, leicht schielendes Gesicht inmitten eines Strahlenkranzes dargestellt war. Ohne die Karten umzudrehen, fächerte Eva das Blatt auf dem

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