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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Hintergrund, an einen Ort seines Gedächtnisses, an den er sich flüchtete, wenn die Lage mit seiner Mutter richtig schlimm wurde. Dort lebte er seine Erinnerungen in Gedanken noch einmal durch und malte sich aus, was hätte werden und wie sein Leben hätte sein können, wären diese Männer nicht gekommen und hätten seinen Vater getötet. Diese Männer, von denen er wusste, dass seine Mutter sie geschickt hatte. Er schuf sich eine Fantasiewelt, einen gepolsterten Schutzraum, in den er sich zurückziehen konnte, wenn die Erniedrigungen der wirklichen Welt samt dem ihm darin zugewiesenen Platz zu viel wurden. In jener anderen Welt war er bei seinem Vater und Lucita. Er war immer noch sechs, das ganze Leben lag noch vor ihm, und es gab vieles, für das es sich zu leben lohnte. Er dachte oft an Lucita und fragte sich, was wohl aus ihr geworden war. Er konnte sich nicht erinnern, ob sie dort auf der Straße bei seinem Vater gewesen oder ob sie im Haus geblieben war. Hatten die Männer auch sie umgebracht?
    Sehr lange hatte ihn das beschäftigt, diese Unwissenheit – nicht, was sie anging, sondern auch in Bezug auf seinen Vater. Carmine wusste nicht, woher er stammte, was er getan hatte, bevor er seiner Mutter begegnet war. Er wusste nicht einmal seinen Namen. All das behielt seine Mutter für sich.
    Mit den Fingern fuhr er durch das Wasser in der Metallwanne. Es war kochend heiß und stank nach Dettol, jenem hygienischen, aber bitteren Plastikgeruch, der für ihn bis ans Ende seiner Tage mit dem Mord an seinem Vater verbunden sein würde. Genau wie die Wanne. Die Wanne war mit ihnen von Haiti hierhergereist – die Seitenwände waren verbeult, die Griffe und Nieten verrostet, Kalk war in das raue Metall gezogen, innen war sie mit einer grünlich grauen Dreckschicht überzogen. Früher war sie groß genug gewesen, ihn darin zu ertränken – was seine Mutter einmal versucht hatte, als er noch Widerworte gab -, aber jetzt war sie so klein, dass er nur noch darin kauern konnte.
    Sie bestand darauf, dass er immer viel zu heiß badete, mit Absicht, damit das Wasser ihm die Haut verbrühte und das Metall sich so sehr aufheizte, dass er sich die Füße verbrannte. Sie hatte eigens einen Wasserhahn und einen eigenen Boiler installieren lassen, nur für ihn und sein Bad. Die richtige Badewanne zu benutzen, war ihm nicht erlaubt. Die war nur für sie. Meistens duschte sie, aber wenn sie ihren Geliebten empfing, nahm sie ein Bad, und es war ein echtes Ereignis. Mindestens zwei Stunden blieb sie in der Wanne. Sie stellte Kerzen am Fußende auf, gab süß duftende Öle ins Wasser, schaltete das Licht aus und lauschte Kassetten von Wellen, die auf den Strand schlugen.
    Er hörte das vertraute Geräusch ihrer Schritte auf der Treppe, den Klippeti-Klop- , Klippeti-Klop -Ponyrhythmus ihrer Füße auf den Holzstufen, dazu das Klimpern der zwei Goldmedaillons, die sie um den Hals trug und die mit einem Schschsch-Put , Schschsch-Put gegeneinanderschlugen, als sie auf die Tür zukam. Zum Glück hatte es schon vor einer Weile aufgehört zu donnern, und damit war auch das Zucken verschwunden, weshalb es ihm nicht schwerfiel, sein Spielergesicht aufzusetzen – das Spiel des pflichtbewussten, liebenden und ehrfürchtigen neunundzwanzigjährigen Sohnes, der sich freute, seine Mutter zu sehen, die kam, um ihn zu baden.
    Die Tür ging so rasch auf und wieder zu, dass er hätte schwören können, sie sei hindurchgegangen wie ein Geist. Kein Lächeln, kein Nicken, kein Hallo – wie immer.
    Eva Desamours war eher auffallend als schön. Ihre Haut war dunkel und satt und bis auf eine einzige Pockennarbe unter dem linken Auge frei von Falten und Narben. Ganze einsfünfundvierzig groß, breite Stirn und hohe, akzentuierte Wangenknochen, während die untere Gesichtshälfte zu einem spitzen, scharf umrissenen Kinn zusammenlief, das ihren großen Mund mit den hängenden Mundwinkeln betonte, dessen volle Lippen – dunkelbraun mit einem Hauch Violett – ihn stets an eine vertrocknete Weintraube erinnerten, wann immer sie sie schürzte. Er sah ihr niemals in die Augen, weil er sich nicht traute. Sie waren leicht schräg und sehr starr, kalt, fast reglos und sehr, sehr schwarz, und sie fixierten die Welt mit mitleidloser Gleichgültigkeit, als kennte sie ihr Schicksal bereits und wolle sich nicht die Mühe machen, es zu ändern. Und sie war komplett kahl – ob von Natur aus oder selbst gewählt, hatte Carmine nie den Mut aufgebracht zu fragen und es auch

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