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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Solomon seine Geschäfte auf Drogen ausweitete und sein Unternehmen in Abteilungen aufgliedern musste, ernannte er Jean zum Fahrer für eine seiner Dealerinnen, die die Reichen und Aufstrebenden per Lieferservice versorgten. Jean gefiel der neue Job, er liebte es, in den klimatisierten Cadillacs durch die Gegend zu kurven, die er von innen und außen blitzsauber hielt, und er liebte es, einen schicken Anzug zu tragen, als wäre er jemand Wichtiges. Er hatte das für eine Beförderung gehalten und allen Leuten erzählt, dass er sich langsam wie ein echter Amerikaner fühlte.
    Dann hatte er Tamsin Zengeni umgebracht, die Dealerin, für die er arbeitete. Er hatte sie mit dem Wagenheber totgeschlagen und ihren Heroinvorrat gestohlen.
    Am Anfang waren alle fassungslos gewesen. Keiner hatte gewusst, dass der Katzenmann Drogen nahm, geschweige denn, dass er Junkie war. Solomon stellte Nachforschungen an. Er fand heraus, dass Assad von einem anderen Dealer, der ebenfalls für Solomon arbeitete, Heroin gekauft hatte, einem Typen namens Ricky Maussa, der zur Sektion Broward County gehörte. In der Organisation galten sehr strenge Regeln, was den Drogenkonsum anging. Solomon hatte Maussa und seine komplette Mannschaft auf die gleiche Art und Weise hingerichtet, wie er jetzt Jean hinrichten würde. Carmine erinnerte sich sehr gut an die Zeremonien. Maussa und seine Leute hatten zusehen müssen, wie Solomon sie einen nach dem anderen umbrachte, angefangen bei dem jüngsten Neuzugang bis nach ganz oben. Maussa hatte seine Unschuld beteuert, hatte behauptet, nicht gewusst zu haben, wer Assad war, aber das allein war keine Entschuldigung. Alle Dealer Solomons hatten sicherzugehen, dass ihre Kunden weder Bullen oder Informanten noch Mitglieder konkurrierender Gangs oder eigene Leute waren.
    Carmine war es unmöglich, Jean Assad zu hassen. Jean war immer nett zu ihm gewesen. Mehr als einmal war er dazwischengegangen, wenn seine Mutter ihn verprügelt hatte. Er hatte keine Angst vor ihr gehabt wie alle anderen. Er hatte ihr sogar gesagt, dass sie zu weit ginge.
    Carmine schaute sich um. Die anderen elf Barone standen reglos auf ihren Stelzen im Halbkreis um den Mann, den sie weit überragten, einen Ausdruck verschlossener Ungerührtheit im Gesicht. Wie immer konnte er unter der ganzen Schminke niemand Bekanntes erkennen, und er war sich sicher, dass es den anderen genauso ging. Sie sahen alle gleich aus. Sie waren genau gleich groß – vier Meter – und hatten dank einiger Polster und geschickter Schneiderkunst alle die gleiche Figur. Sogar die Hände, die in schwarzen Handschuhen steckten, waren alle gleich lang und breit.
    Wenn die Zeremonie zu Ende war, würden sie alle in abgetrennten Kabinen verschwinden. Sprechen durften sie erst wieder, wenn sie das Gebäude weit hinter sich gelassen hatten, wenn sie wieder Gangster in Zivil waren. Das waren die Regeln. Wer sie brach, endete hier, in der Mitte des Kreises. Ein einziges Mal war das passiert, vor langer Zeit, seitdem nicht mehr.
    Auf einem langen Balkon zur Linken saßen Zuschauer und verfolgten das Geschehen; eine kleine, ausgewählte Schar, vorwiegend neue Rekruten, Kinder, teilweise erst zehn Jahre alt, und viele frisch eingetroffene Immigranten von der Insel, gerade vom Boot gestiegen: Haitianer natürlich, aber auch Kubaner, Dominikaner, Jamaikaner, Barbadier. Und sie würden reden über das, was sie hier gesehen hatten, und den Mythos weiterspinnen. Im Grunde fand das Ganze hauptsächlich ihretwegen statt. Sie mussten jung sein, dumm und leicht zu beeindrucken, dann erzählte man ihnen den Mythos, zeigte ihnen ein bisschen Magie, und sie zogen aus, die Kunde zu verbreiten, übertrieben und verzerrt, sodass sich nicht eine Version mit der anderen deckte, auch wenn sie ganz genau das Gleiche beschrieben. Das war der Schlüssel zu Solomons Macht: Er machte die Menschen glauben, er sei mehr als nur Fleisch und Blut, machte sie glauben, er sei anders, ein Dämon … Baron Samedi, der Voodoo-Gott des Todes, wiedergeboren als ein Bandenführer in Miami.
     
    Es war ein weit verbreitetes Missverständnis über Solomon Boukmans Organisation, dass sie Saturday Night Barons Club oder kurz SNBC hieß. Das war nicht der Fall. Es war nur der Name der Zeremonie.
    Die Organisation selbst hatte gar keinen Namen. Hatte nie einen gehabt. Und zwar mit Absicht. Eine Bande mit einem Namen machte sich unwillkürlich zur Zielscheibe, eine wiedererkennbare Einheit, die regelrecht darum bettelte,

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