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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Rolle?
    »Ach, komm schon, Max!«, sagte Eldon. »Wenn man ein bisschen Ehrgeiz hat, kann man sich nicht an einen Partner binden. Siehst du mich mit einem Partner? Natürlich nicht. Man kann nicht gleichzeitig tragen und klettern, Max. Auf dieser Leiter ist nur Platz für dich, Max, für dich allein. Zuerst musst du da hinkommen, wo du hin willst, und dann, wenn dir dann noch danach ist, kannst du Gefälligkeiten verteilen. Das ist genau wie damals beim Boxen, weißt du noch? Den Champion gibt es nur im Singular.«
    Bei dem Gedanken, was mit Joe passieren würde und dass er dabei jetzt Komplize war, wurde Max übel, und der Magen krampfte sich ihm zusammen. Der Speichel in seinem Mund wurde warm, und er hatte einen Kloß im Hals. Er war ohnehin schon in schlechter Verfassung. Seit den Moyez-Morden hatte er durchschnittlich zwei Stunden pro Tag geschlafen, meist in Form zwanzigminütiger Nickerchen im Wagen. Seit drei Tagen war er nicht mehr zu Hause gewesen. Sich gewaschen, rasiert, umgezogen und gegessen hatte er in der MTF. Und getrunken hatte er auch, einen Schluck Bourbon hier und einen da, meistens in dem nahezu ununterbrochenen Strom aus Kaffee und Cola, mit dem er sich aufrecht gehalten hatte. Plus die 30 Milligramm Dextroamphetamin, die er alle sechs Stunden eingeworfen hatte, um der Erschöpfung halbwegs Herr zu werden.
    »Ich habe große Pläne mit dir, Max«, fuhr Eldon fort. »Nächstes Jahr wirst du zum Lieutenant befördert, spätestens 1985 wirst du deine eigene Abteilung unter dir haben. Und 1995 bist du Vizepolizeipräsident, mindestens.«
    »Und du immer einen Schritt vor mir, richtig, Eldon?«, fragte Max müde. Den Weg bereiten und dann blockieren, dachte er. »Und was ist mit dir? Wird die Fäkalienfee den Zauberstab schwingen und dich zum Polizeipräsidenten machen, wenn das hier vorbei ist?«
    Lächelnd legte Eldon ihm den Arm um die Schulter.
    »Ich war genau wie du früher, Max. Ich habe geglaubt, dass es um Leistung geht und um harte Arbeit und dass das reichen muss, um weiterzukommen. Aber so ist es nun mal nicht im Leben. Es geht nicht darum, wie gut oder wie klug du bist – auch natürlich, aber ausschlaggebend sind ganz andere Dinge: Wen du kennst und wie weit du zu gehen bereit bist, um deine Ziele zu verwirklichen. Ein paar Eier muss man zerschlagen und ein paar Herzen brechen, um zu kriegen, was man will. So ist es nun mal.
    Packt den Moyez-Fall in trockene Tücher, und alles wird gut. Ihr Jungs werdet Helden sein. Mach dir um Liston keine Sorgen. Für ihn wird es das Beste sein, und irgendwann wird er das selbst so sehen.«
    Max hörte den Verkehrslärm und Stimmen, die zum Dach heraufgetragen wurden. Er dachte daran, dass er Joe in die Augen sehen musste, wenn er aus dem Büro kam, und dass dies der letzte Fall war, den sie gemeinsam bearbeiten würden, und dann wurde ihm bewusst, wie dringend er einen Drink brauchte – und es war nicht einmal Mittag.

16
     
    Max saß an einem Tisch im Well und kippte seinen zweiten Wild Turkey, dem er einen Schluck Bier und einen langen Zug von der Zigarette hinterherschickte.
    Er fühlte sich hundsmiserabel wegen Joe. Er hatte ihm nicht ins Gesicht sehen können, als er aus Eldons Büro gekommen war. In angespanntem Schweigen waren sie gemeinsam im Fahrstuhl in ihre Etage gefahren. Normalerweise fragte Joe, wie es gelaufen war, aber dieses Mal hatte er kein Wort von sich gegeben, als wüsste er Bescheid – was wahrscheinlich der Fall war. Irgendwann einmal hatte er Max erzählt, Schwarze besäßen einen sechsten Sinn für Schwierigkeiten, dass sie es einfach wussten, wenn etwas nicht in Ordnung war, selbst wenn nach außen alles gut aussah. Er nannte es NWS – Niggers Warnsystem , ein genetisches Überlebenswerkzeug.
    In ihrem Büro hatte Max das Comicbuch aus der untersten Schublade seines Schreibtischs geholt und verkündet, er müsse für eine Stunde weg. Joe hatte nicht geantwortet. Er wusste, wo er ihn finden konnte, wenn er ihn brauchte.
    »Fick dich, Eldon«, murmelte Max in den leeren Raum hinein. Er hatte der Entscheidung seines Bosses so weit widersprochen, wie es ging, mehr war nicht möglich. Sie war endgültig, keine Diskussionen, keine Kompromisse. Typisch. Was Eldon sagte, war Gesetz.
    Und so war es immer gewesen, seit Eldon Max das Boxen beigebracht hatte.
     
    Kennengelernt hatten sie sich am späten Nachmittag des 8. März 1964, als Max, damals vierzehn Jahre alt, in das Boxstudio auf der 7th Avenue in Liberty City spaziert

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