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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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so unglaublich schön. Der Strand, das Meer, die Art-déco-Hotels. Damals waren die noch was Besonderes, weißt du? Nicht so runtergekommen wie heute. Für mich waren das kleine Paläste, und jeder, der da wohnte, war ein Prinz. Ich habe mir geschworen, wenn ich groß bin, will ich Sheriff in Miami sein. Und jetzt sieh mich an!«
    Ja, sieh dich an, dachte Max bitter. Dein Daddy wäre stolz auf dich, Eldon Burns den Zweiten.
    »Keine andere Stadt ist wie Miami«, fuhr Eldon fort. »Wir haben hier alles. Damals, als ich noch in Uniform war, da gab es hier Weiße, Touristen, Kubaner und Juden, und die Negriden wussten noch, wo sie hingehörten, und waren zufrieden an ihrem Platz. Aber heute, mit den Kolumbianern und den Straßengangs, tobt da draußen der dritte Weltkrieg. Die tragen ihren Krieg in unsere Stadt, direkt vor unsere Nase, und machen alles kaputt. Sie spazieren in unsere Gerichte und knallen live im Fernsehen irgendwelche Leute ab! Die Touristen bleiben weg, es kommt kein Geld mehr rein. Es bricht mir das Herz, wenn ich sehe, was aus dieser Stadt geworden ist.
    Aber weißt du was? Tiefer als jetzt wird diese Stadt nicht mehr sinken. Das hat ein Ende, wir werden das Ruder herumreißen. Ob es uns gefällt oder nicht, Max, wir sind im Krieg. Im Moment sieht es aus, als ob die anderen gewinnen, aber wir schlagen zurück. Wir sind eine Guerillaeinheit. Wir sind die Résistance von Miami. Wir sind denen zahlenmäßig unterlegen, wir haben weniger Waffen und weniger Geld. Und wir kämpfen nicht gegen eine, sondern gegen fünfzig Invasionsarmeen, die alle auch noch gegeneinander Krieg führen, und alle gegen uns. Die Kubaner kämpfen gegen die Kolumbianer. Und die Kolumbianer bekämpfen sich untereinander. Aber wir werden gewinnen. Weil das hier unsere Stadt ist und unser Land. Wir werden Miami zurückerobern, Kugel für Kugel. Wir werden dazu beitragen, dass es wieder aufwärtsgeht, wir werden dieser Stadt ihr Aussehen zurückgeben, ihren Glanz und ihr Geld. Wir werden dafür sorgen, dass sie wieder schön wird.
    Und du, Max, du wirst mir dabei helfen.« Eldon sah ihm fest in die Augen und drückte seine Schulter. »Du bist der zweitbeste Polizist, den ich je die Ehre hatte, kennen zu lernen. Und das ist mein Ernst. Du und ich und diese Abteilung, wir können wirklich was bewegen. Und wenn sich der Rauch verzieht und der Staub sich gelegt hat, wird Miami nicht mehr die Mordhauptstadt der USA sein. Sie wird die großartigste Stadt Amerikas sein, die Stadt, in der jeder leben will, an der jeder teilhaben möchte. Genau wie es früher war.
    Und weißt du, was das Beste daran ist? Eines Tages, wenn ich nicht mehr da bin, wird das alles dir gehören. Alles, was du hier siehst. Was sagst du dazu, Max?«
    Ich sage, du hast nicht alle Tassen im Schrank, Eldon, dachte Max. Kugel für Kugel? Hast du völlig den Verstand verloren?
    »Klingt großartig, Eldon«, sagte Max tonlos. »Wirklich großartig.«

24
     
    » Eines Tages wird das alles dir gehören? Was ist das für ein durchgeknallter Scheiß?« Joe lachte bitter und nahm einen Schluck Miller. Er saß auf Max’ Balkon mit Blick über den Ocean Drive. Der Balkon war breit genug, dass sich Max ausstrecken konnte, Joe hingegen musste die Füße aufs Geländer legen, wenn er halbwegs bequem sitzen wollte.
    Es war später Nachmittag, aber der Himmel war so dunkel, die Wolken so dicht, dass es sich anfühlte, als wäre die Nacht früher hereingebrochen. Der Strand hatte die Farbe von Blei, das Meer war silbrig und reglos wie Quecksilber. Es würde ein gewaltiges Gewitter geben.
    »So hat er es gesagt«, antwortete Max. Er hatte Joe in allen Einzelheiten von dem Gespräch berichtet.
    »Was für ein Spinner«, brummelte Joe.
    »Genau das dachte ich auch.«
    »Aber gesagt hast du es nicht, richtig?«
    »Was hätte das schon genützt?«
    »Hast du das ernst gemeint mit dem Kündigen?«
    »Ich bin noch hier, oder nicht?«
    »Ich weiß das zu schätzen, Mann.« Joe schlug seine Flasche gegen die von Max.
    »Es war eine hohle Geste«, sagte Max.
    »Für mich nicht, Mann«, entgegnete Joe. »Für mich nicht.«
    Joe hatte fast den ganzen Tag gebraucht, sich wieder zu fangen. Nachdem seine Aussage aufgenommen worden war, war er an seinen Schreibtisch zurückgekehrt und hatte eine Stunde lang dagesessen und die Wand angestarrt. Er hatte kein einziges Wort von sich gegeben. Das Telefon hatte geklingelt, er war nicht drangegangen. Mehrere Leute hatten ihn angesprochen, er hatte nicht

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