Der Totenmeister: Thriller (German Edition)
Kolumbianerinnen ins Land gebracht und sie ausgenommen wie Makrelen. Meine Güte, warum erzähle ich dir das eigentlich? Du weißt es doch selbst. Du hast ihn ausgewählt.«
»Trotzdem, es war Mord.«
»Wie bitte?« Eldon trat sehr dicht vor ihn und senkte leicht den Kopf, um Max in die Augen zu sehen. »Ich hab mich wohl verhört. Dass du so was sagst, ausgerechnet du. Stehst du unter Schock oder was? Leidest du an Gedächtnisschwund? Die Polizei von Macon hat drei ungelöste Mordfälle auf dem Tisch: drei Kinderschänder mit je zwei Eintrittswunden am Kopf.«
»Das war was anderes.«
»Ach ja? Inwiefern?«
»Die waren schuldig, aber ich musste sie laufen lassen, deinetwegen, weil sie gerade nicht in die politische Agenda des Monats passten, weil du und die Fäkalienfee andere Pläne hattet.«
»Trotzdem, du hast sie getötet.«
»Ich habe die Arbeit gemacht, die ich auf legalem Weg nicht machen konnte, weil du mich nicht gelassen hast. Diese Typen? Die haben auf wehrlose Kinder Jagd gemacht. Ich habe für diese Kinder und für ihre trauernden Familien für Gerechtigkeit gesorgt. Gerechtigkeit, die du ihnen verweigert hast!«
»Ich habe ihnen Gerechtigkeit verweigert? Schwachsinn! Die haben ihre verdammte Gerechtigkeit doch gekriegt, Max! Haben die sich etwa beschwert vor Gericht? Denen war es scheißegal, dass der Falsche verurteilt wurde.«
»Weil sie es nicht wussten!«
»Aber du hast die wahren Täter erledigt, Max. Und die Drecksäcke, die wir aus dem Verkehr gezogen haben? Die haben doch auch Kindern Schaden zugefügt. Also, wo ist das Problem? Zwei mit einer Klappe. Und du willst mir was von Gerechtigkeit erzählen? Ich sage dir, was wir hier tun, ist Gerechtigkeit – Gerechtigkeit in Reinstform. Diese Arschlöcher haben alle den Tod verdient. Octavio Grossfeld hat Mädchen aufgeschlitzt, Max. Junge Mädchen, die auch eine Familie hatten. Er war ein Schwein. Er hat gekriegt, was er verdient hat, und damit Schluss!«
»Dabei hätten wir ihn noch nicht mal dafür verhaftet«, sagte Max erbost, aber kraftlos. Die Lust an der Konfrontation hatte ihn verlassen. Eldon hatte recht: Er war nicht in der Position aufzubegehren, außerdem steckte in Eldons Worten sogar ein Körnchen einer, wenn auch verzerrten, Wahrheit.
»Hör zu, Max.« Eldon legte ihm, ganz der besorgte Vater, eine Hand auf die Schulter. »Du bist sauer, weil ich dich nicht informiert habe. Stimmt’s? Aber die Entscheidung ist in allerletzter Minute gefallen. Du und Liston, ihr werdet die Lorbeeren ernten, keine Sorge. Es ist immer noch euer Baby.«
Scheiß drauf, dachte Max und schaute weg, hinaus aufs Meer.
»Was ist mit Marisela Cruz?«
»Mit wem?«
»Der Kurierin, die gegen Grossfeld aussagen wollte.«
»Was soll mit der sein? Die Situation hat sich verändert, damit ist die Vereinbarung gestorben. Sie kommt vor Gericht und wandert in den Knast.«
»Aber ich habe ihr versprochen …«
»Nicht schriftlich. Mündliche Versprechen sind keinen Pfifferling wert. Wer war bei dem Gespräch dabei? Pete?«
Max nickte.
»Er wird alles leugnen.«
»Und was ist mit ihrem Kind?« Max flüsterte fast. Ihm war übel und schwindlig. Er ließ die Zigarette fallen und trat sie aus.
»Ihr Kind wird hier geboren werden und Pflegeeltern kriegen, oder es wird adoptiert. Was Besseres kann ihm gar nicht passieren. Würdest du in Kolumbien aufwachsen wollen? Ich nicht.«
»Das ist Scheiße«, sagte Max angewidert. »Kannst du sie nicht wenigstens abschieben lassen?«
»Das habe nicht ich zu entscheiden.«
»Schwachsinn!«
Eldon war erschrocken über Max’ Wutausbruch, aber der Schreck hielt nicht lange an.
»Weißt du, was passiert, wenn wir die Kleine nach Hause schicken? Die kommt mit dem nächsten Flugzeug wieder her, und mit dem danach. Und irgendwann nimmt sie ihr Baby dann mit auf die Reise. Du weißt doch, dass die auch Kinder für den Kokainschmuggel einsetzen, oder?«, sagte Eldon.
»Dann vergiss es«, sagte Max. »Ich will raus aus dem Fall.«
»Was hast du gerade gesagt?« Eldons Züge verhärteten sich.
»Du hast es gehört.« Max sah ihm gerade in die Augen.
»Kommt nicht in Frage.« Eldon schüttelte den Kopf.
»Nein? Dann kündige ich.«
»Das wagst du nicht!«, zischte Eldon.
»Wirst schon sehen«, sagte Max kühl und wandte sich zum Gehen.
Eldon packte ihn bei beiden Schultern und wirbelte ihn so heftig herum, dass er das Gleichgewicht verlor und stolperte, die Zigaretten und das Zippo fielen ihm aus der
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