Der Totenschmuck
vielleicht sein anderer Bruder. Es widerstrebt mir, seine Schwester dazu zu befragen. Wir erwähnen nur das Wort Drogen, und wir haben im Handumdrehen ihre Leute am Hals.«
»Das Labor hat den Psilocybin-Test also gemacht. Negativ. Was immer er getan hat, er hat es nicht in seiner letzten Nacht getan.«
Quinn bog auf die Commonwealth Avenue und parkte ein paar Häuser von Jack Putnams entfernt vor einem Hydranten.
Als er ausstieg, sagte Marino: »Ich habe noch mal den Sicherheitsservice der Uni angerufen. Dort wusste niemand von einem Psilocybin-Ring oder Ähnlichem, obwohl sie gesagt haben, dass Drogen auf dem Campus schon regelmäßig vorkommen. Alle paar Monate kommt ein Student nach einem üblen Pilztrip ins Krankenzimmer. Aber das wird offenbar nicht weiter ernst genommen.«
Sie klopften an die Haustür, und als es still blieb, drückte Quinn auf die Klingel. Immer noch nichts.
»Nicht da«, stellte Marino fest. »Wir können anrufen und einen Termin vereinbaren, aber ich würde gern mit jemandem von der Familie sprechen, ehe sie vorgewarnt sind. Weißt du, was ich meine? Mal sehen, was passiert, wenn wir fragen ›hat Ihr Bruder irgendwelche Drogen genommen, Mr Putnam‹?«
»Ja, vielleicht sollten wir nach Weston rausfahren. Es ist jetzt -?« Quinn schaute auf seine Uhr. »Vier. Wahrscheinlich sind sie zu Hause. Ein Versuch ist es wert.«
Bei dem Feierabendverkehr stadtauswärts waren sie fast eine Stunde lang unterwegs bis Weston.
»Ziemlich nett hier, oder?« Marino sah durch das Fenster, als sie an einigen Baustellen vorüberfuhren, wo große neue Häuser dort aus dem Boden schossen, wo vorher alte Villen gestanden hatten.
»Allerdings. Das muss man sich mal vorstellen: Ich könnte für eines dieser alten Häuser zum Mörder werden, dabei werden sie einfach abgerissen, nur damit diese riesigen Kästen hier hingestellt werden können.«
Sie fuhren die lange Straße, an dessen Ende das Putnam-Anwesen lag, hinauf, und als sie vor dem riesigen Haus hielten, stieß Marino einen leisen Pfiff aus.
»Ja, ich weiß«, sagte Quinn und stieg aus. Bei dem trüben Licht wirkte das Haus finster und verlassen. Sie klingelten an der Haustür, aber ihnen schlug die gleiche Stille entgegen wie bei Jack Putnam.
»Was soll das? Sind die alle unterwegs?« Marino spähte durch das Fenster neben der Haustür, aber durch die Spitzengardinen konnte er nichts erkennen.
»Ich weiß auch nicht. Wir müssen es wohl ein anderes Mal probieren.«
Sie fuhren wieder zurück, und plötzlich kam ein Mädchen mit einem Kinderwagen hinter einer Hecke hervor auf die Straße, so dass Quinn abbremste und wartete, bis sie die Straße überquert hatte. Sie schien auf ein anderes der großzügigen neuen Häuser zuzusteuern.
Er kurbelte das Fenster herunter und rief: »Hallo, wissen Sie, wo die Putnams sind? Wir versuchen sie zu erreichen.«
Sie drehte sich um, und er bemerkte, dass sie älter war, als sie von hinten gewirkt hatte. Ihr hübsches blasses Gesicht, umrahmt von strähnigem blondem Haar, blickte ihn unsicher an.
»Wir sind von der Polizei«, erklärte er, um ihre Angst zu verscheuchen, aber sie wirkte nur noch nervöser als ohnehin
schon und beugte sich vor, um ein kleines Baby aus dem Wagen zu nehmen. Sie nahm es so fest in die Arme, als müsste sie es vor ihnen beschützen.
»Das weiß ich nicht«, gab sie schließlich zurück. Sie sprach mit Akzent, aber sonst war ihr Englisch fehlerfrei. Aus Schweden, dachte Quinn, oder aus Deutschland. »Sie sind vielleicht nach Newport gefahren. Sein Bruder ist gestorben und sie waren oft weg. Vielleicht haben Sie davon in der Zeitung gelesen?«
»Eigentlich sind wir deswegen hier. Kennen Sie sie gut?«
»Nicht besonders. Ich arbeite bei den Sorensens.« Sie deutete auf ein großes Haus hinter sich. »Sie sind gerade erst hierhergezogen, und Mrs Sorensen hat direkt nach ihrem Einzug das Baby bekommen, sie kennen also die Nachbarn noch gar nicht.«
»Wohnen Sie bei ihnen?«
»Ja«, antwortete sie. »Ich bin das Au-pair.«
»Ach so. Dann wissen Sie nicht, wo die Putnams sind?«
»Nein. Vielleicht arbeitet er. Er arbeitet oft nachts.«
»Nachts? Ist er nicht Rechtsanwalt?«
»Ich habe keine Ahnung. Ich denke, schon. Aber er geht nachts oft weg. Ich habe immer gedacht, dass es um die Arbeit geht.«
»Wie meinen Sie das?« Quinn bemerkte, wie ihr Blick erst zu ihm, dann zu Marino wanderte, der sich vorgelehnt hatte, damit er besser hören konnte, was sie sagte.
»Er ist nachts
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