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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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flatterhaft gewesen, meine ich, aber Peteys Tod hat sie einander näher gebracht und sie haben das, was in ihrer Beziehung problematisch gewesen ist, überwunden.«
    »Du bist hier gewesen, als Petey starb, stimmt’s?«
    Anna blickte zum Himmel, als müsste sie nachdenken. »Oh ja, natürlich. Das ist noch gar nicht so lange her. Jedem in der Stadt tat die Familie leid. Wir alle hatten Petey gekannt, und die anderen Kinder natürlich auch. Er war ein guter Junge. Ein Schlawiner. Ein typischer Letztgeborener.«
    »Was dachten denn alle, wer gefahren war?«
    »Nun, die Familie hat wie Pech und Schwefel zusammengehalten. Die Polizei hat alles versucht, aber die Kinder sind bei ihrer Version geblieben. Das musste man ihnen lassen. Und ehrlich gesagt, ich denke, jeder hier hat gedacht, dass, wer auch immer gefahren ist, schon gestraft genug gewesen ist. Es hat also keine Rolle gespielt. Aber die Polizei hatte vorher schon mit den Putnams zu tun gehabt und hatte da ihren Einfluss bereits zu spüren bekommen. Sie gaben nicht auf. Sie haben sie alle zum Verhör vorgeladen, mehrmals, und wurden mehrmals von den teuer bezahlten Anwälten daran gehindert, und am Ende hatten sie nichts in der Hand. Die Kinder waren erstaunlich, es war, als hätten sie ihr gesamtes Leben lang gelogen. Sie haben die Polizei praktisch am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Jeder andere wäre natürlich wegen Behinderung der Ermittlungsarbeit dran gewesen, aber weil es die Putnams waren, wurden die Ermittlungen schließlich eingestellt. Auch die wichtigen Leute der Stadt haben die Polizei unter Druck gesetzt.«
    »Hat irgendetwas darauf hingedeutet, dass es einer von ihnen
mit größerer Wahrscheinlichkeit gewesen ist? Ich meine, was dachten denn alle, wer gedeckt wurde?«
    »Also, ich habe immer gedacht, dass es Drew gewesen sein muss, … denn er hatte am meisten zu verlieren. Aber jetzt hat natürlich auch Camille jede Menge zu verlieren, wo sie sich für die Kongresswahlen hat aufstellen lassen. Und so eine Sache würde man ja nie loswerden, nicht wahr?«
    »Aber sie wusste damals noch nicht, dass sie zu den Wahlkandidaten zählen wird, oder?«
    »Oh, ich denke, Camille Putnam hat schon immer gewusst, dass sie für den Kongress aufgestellt wird.«
    »Und was ist mit Jack?« Sweeney spürte bei ihren Worten wieder die Röte in ihr Gesicht steigen.
    »Meiner Meinung nach hätte Jack Putnam es rundheraus zugegeben, wenn er es gewesen wäre. Er hat so etwas Wildes. Aber andererseits ist er auch ein Putnam. Und seine Eltern hätten mit der Faust auf den Tisch hauen und sagen können, dass niemand, unter keinen Umständen reden wird. Ich habe Jack immer im Sommer Zeichenunterricht gegeben, wie du weißt. Er war sehr gut, auch damals schon.«
    Sweeney hatte Annas Sommerkurse ganz vergessen. Auch Sweeney hatte einen Sommer daran teilgenommen. Sie fragte sich, ob sie Jack damals schon gekannt hatte, aber er war ein paar Jahre älter als sie.
    »Ich kann nicht glauben, dass keiner etwas gesagt hat. Ich meine, irgendjemand muss doch an dem Abend in dieser Bar gewesen sein und gesehen haben, wer gefahren ist.«
    »Die Polizei hat’s versucht.«
    Sweeney dachte nach. »Brad hatte etwas … das mich an irgendwas erinnert … Es ist schwer zu erklären. Er war so lebendig und gleichzeitig so leblos. So fröhlich und so niedergeschlagen, alles auf einmal. Als ob er gerettet werden müsste.«
    »Er hat mich an deinen Vater erinnert«, sagte Anna leise. Sie sah Sweeney an und lächelte.

    Sweeney senkte den Blick.
    »Es gibt etwas, das ich dir schon immer sagen wollte, Sweeney.« Anna ließ ihren Blick Richtung Meer schweifen. »Die Art, wie Ivy immer über Paul gesprochen hat, und die Art, wie Paul immer über Ivy gesprochen hat, nun, das war -«
    »Sie haben sich gehasst«, unterbrach Sweeney.
    »Ja, nach der Trennung taten sie das wirklich«, gab Anna zu und lächelte bedauernd. »Aber vorher, als sie sich kennen gelernt haben, und als sie dich hatten. Das war Magie. Es war Magie, mit ihnen zusammen in einem Zimmer zu sein. Sie … ach, warte mal. Ich bin neulich ein paar alte Briefe durchgegangen und habe etwas gefunden, was ich dir schicken wollte.«
    Sie war ein paar Minuten lang verschwunden, und als sie zurückkehrte, reichte sie Sweeney einen Brief. »Dein Vater hat ihn an mich geschrieben, als Julian und ich in London waren. Kurz nachdem er deine Mutter getroffen hatte. Lies.«
    Sweeney erkannte die lang gestreckte, schludrige Handschrift ihres

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