Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
Vom Netzwerk:
angefahren hat. Also hat sie das Auto genommen und ist weggefahren - wir waren alle in separaten Autos gekommen. Das hat Drew wiederum so wütend gemacht, dass er gebrüllt hat, es sei jetzt Zeit zu gehen. Dann sind alle aufgebrochen und das war’s.«
    »Glauben Sie, dass Drew gefahren ist?« Sweeney flüsterte fast.
    »Ich habe doch schon gesagt, dass ich es nicht weiß. Sie haben es uns nie erzählt. Ich habe Brad einmal gefragt, aber er hat geantwortet, er hätte versprochen, keinem etwas zu sagen.«
    »Wem hat er das versprochen?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe schon gesagt, dass ich es nicht weiß.« Sie war kurz davor, in Tränen auszubrechen, und Sweeney wartete, während sie ihr Gesicht in Jaybees T-Shirt vergrub. »Das ist wirklich wichtig. Denken Sie, Brad ist umgebracht worden, weil er sagen wollte, wer in jener Nacht am Steuer saß?«
    »Nein! Was sagen Sie …?«, erschrak Jaybee. »Das ist doch seine Familie.«
    »Irgendjemand muss schließlich gefahren sein. Und Brad wusste, wer.« Sweeney spürte, wie sich bei ihren Worten ihr Magen umdrehte. Aber sie waren die Wahrheit.
    »Nein«, meinte Becca. »Das ist unmöglich.«
    Sie schwiegen eine Weile und horchten auf das Ticken der Uhr, die an der Wand hing.
    Sweeney wartete noch etwas länger, dann sagte sie: »Becca,
warum haben Sie nichts über die Nacht gesagt, in der Brad ermordet wurde?«
    In dem ungewohnt schwachen Licht der Tischlampe wirkte Becca plötzlich sehr jung. Sie weinte und wischte sich mit dem Ärmel die Augen trocken wie ein kleines Mädchen.
    »Weil ich Schuld habe. Verstehen Sie? Es ist meine Schuld. Wenn ich ihn geliebt hätte, wäre das alles nicht passiert.«
    »Aber so geht das doch nicht. So funktioniert die Liebe nicht.« Jaybee versuchte, Becca zu trösten. Sweeney sah, wie seine Miene sich vor Schmerz verdüsterte.
    »Gar nichts funktionert so«, murmelte sie.

Vierzig
    Die Luft wurde salziger, als Sweeney Richtung Süden nach Newport fuhr.
    Sie war so erschöpft nach Hause gekommen, dass sie sowieso nicht hatte schlafen können, hatte eine Tasche gepackt und war aufgebrochen. Jetzt drang die kalte Luft durch ihr dünnes Sweatshirt und hielt sie während der Fahrt wach.
    Sie hörte auf den Wind, der durch die heruntergekurbelten Scheiben pfiff. Die Straßen waren leer, und es dauerte nicht lange, bis sie Newport erreichte, auf die Bellevue und dann links auf die Narragansett bog. Im Dunkeln wirkten die Häuser mit ihren Auffahrten geheimnisvoll und unheimlich. Sie hielt in Annas Einfahrt - ihr wurde klar, dass sie erst jetzt das Haus als Annas Haus bezeichnete, während sie es beim letzten Mal noch ihren Großeltern zugeschrieben hatte - und nahm ihre Tasche von der Rückbank.
    Das Meer toste, als sie den dunklen Weg zur Haustür entlangging und auf den Klingelknopf drückte. Als niemand kam, klingelte sie erneut.
    »Moment, Moment«, ertönte Annas Stimme. Durch die Glaseinsätze neben der Tür sah Sweeney sie im Bademantel ängstlich und verschlafen die Treppe hinabeilen.
    »Hallo«, sagte Sweeney, als sie die Tür aufmachte. »Ich dachte, ich könnte vielleicht ein paar Tage bleiben.«
    Als Anna erkannte, wer vor ihr stand, lächelte sie. »Du bist mitten in der Nacht auf die Welt gekommen, weißt du«, sagte
sie. »Ich hätte mir schon denken können, dass du das zu deinem Motto machst.«
     
    »Melissa Putnam hatte heute Nacht einen Autounfall. Fahrerflucht«, sagte Sweeney. »Aber es sieht so aus, als würde sie durchkommen.«
    Anna hatte Tee gemacht, und sie saßen auf der Veranda hinter dem Haus, ein paar Windlichter erhellten die pechschwarze Nacht. Es war drei Uhr früh, aber seltsamerweise fühlte Sweeney sich überhaupt nicht mehr müde.
    »Wo ist das denn passiert?«, fragte Anna. In dem Männerbademantel wirkte sie klein und schläfrig, ihre grauen Haare standen in alle Richtungen ab und ihre blauen Augen waren ganz klein vor Müdigkeit.
    »Oben auf dem Ocean Drive. Sie hat wohl einen Spaziergang gemacht, und dann ist jemand vorbeigefahren, der sie nicht gesehen hat im Dunkeln. Das sagt zumindest die Polizei. Ich frage mich, ob nicht jemand dort lang gefahren ist und sie absichtlich überfahren hat.«
    Anna hob die Brauen. »Das klingt so, als wärst du irgendwie in diese Sache involviert.«
    »Ja, und du weißt nicht mal die Hälfte.«
    Die Brauen zuckten erneut in die Höhe. »Hat deine Verwicklung etwas mit Jack Putnam zu tun?«
    Sweeney spürte, dass sie rot wurde. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Weil er

Weitere Kostenlose Bücher