Der Totenschmuck
nach Sweeneys Hand und legte sie auf seinen Schenkel.
»Kennen wir unsere Eltern eigentlich, Sweeney?«, fragte Melissa. »Ich habe das erst begriffen, als Kitty erzählt hat, dass Sie auch hier in der Sommerfrische gewesen sind.« Was sie eigentlich meinte, war, dass Sweeney nicht so aussah, als würde sie ihre Sommer in Newport verbringen, und Sweeney spürte Zorn in sich aufwallen.
»Ja, was soll daran so geheimnisvoll sein?«, wollte Drew wissen. »Hatte Vater eine Fehde mit Ihrem Vater oder was?«
»Waren das St. Georges? Wie Sie?« Melissa wurde immer aufgekratzter.
Jack war die Situation sichtlich unangenehm.
»Mein Vater war Paul St. George«, erklärte Sweeney und behielt Drew dabei fest im Blick. »Er war Maler.«
Drew bemerkte den Blick und sah auf die Tischplatte. Aber Melissa war nicht aufzuhalten. »Der, der …?«
»Ja«, bestätigte Sweeney. »Der, der sich umgebracht hat. Und meine Mutter ist die, die vom Bailey’s Beach verwiesen
wurde, weil sie betrunken war und sich oben ohne gezeigt hat.«
Melissa gab eine Art röchelndes Lachen von sich. Ihr Mund war zu einem »O« geformt.
»Na ja«, sagte Drew unsicher. »Das ist ja eine ziemlich besondere Familie.«
»Ja«, sagte Sweeney und versuchte zu lächeln.
»Weißt du, wen ich heute getroffen habe?«, fragte Jack seinen Bruder und warf Sweeney einen nervösen Blick zu. »Sam Healy. Erinnerst du dich noch an ihn?« Er trank das halbe Bier mit einem einzigen Schluck leer.
»Oh ja. Was treibt er so? Hat er nicht eine Frau geheiratet, mit der du auf der Kunstschule warst?«
»Ja, Trish irgendwas.«
Es entstand eine Pause.
Sweeney entschuldigte sich, und als sie das kleine Bad gefunden hatte, spritzte sie sich kaltes Wasser ins Gesicht und versuchte, sich zu beruhigen. Sie wollte nur weg, aber sie wusste, dass das unhöflich wäre. Also trocknete sie ihr Gesicht und trat wieder in den Flur. Melissa Putnam wartete vor der Tür, sie wollte ebenfalls ins Bad und schob Sweeney mit verwirrtem Blick beiseite.
»Warten Sie. Kann ich Sie etwas fragen?«, erkundigte Sweeney sich.
Melissa reagierte überrascht. »Natürlich. Klar.«
»Ich hatte keine Gelegenheit mehr, mit Ihnen zu reden, nachdem Sie mir diese Nachricht hinterlassen haben. Was wollten Sie mir denn sagen?«
Melissa errötete. »Ach das«, sagte sie. »Das tut mir leid. Es war verrückt von mir. Mir war da etwas klar geworden, aber ich denke, ich liege falsch.«
»Sind Sie sicher?«
Melissa blickte nach links und rechts, um sicherzugehen, dass niemand sie hören konnte. »Vergessen Sie es einfach. Es ist nicht so wichtig.«
»Melissa, ich … ich denke, Sie sollten vorsichtig sein. Wenn jemand versucht hat, Sie vorsätzlich zu überfahren, dann versucht er es vielleicht wieder.«
»Sweeney.« Sie lächelte. »Das ist lächerlich. Niemand würde versuchen, mich umzubringen.«
»Erinnern Sie sich an den Unfall?«
»Ich habe es schon gesagt. Das Letzte, was ich noch weiß, ist, dass ich nicht schlafen konnte und einen Spaziergang gemacht habe. Und danke, aber das geht Sie alles sowieso nichts an. Ich möchte ins Bad. Bitte lassen Sie mich in Ruhe.«
Sweeney hielt einen Moment inne und schäumte vor Wut. Sie war froh, wenn sie Melissa in Ruhe lassen konnte. Sie war froh, wenn sie die ganze Familie Putnam in Ruhe lassen konnte.
Als sie wieder an den Tisch zurückkehrte, unterhielten sich Jack und Drew wieder über ihre Eltern. »Es ist so offensichtlich«, sagte Jack und öffnete ein weiteres Bier. »Ich weiß nicht, warum er sich nicht endlich ein Herz fasst und es ihr einfach sagt.«
Sweeney blieb stehen. »Ich denke, ich mache mich wieder auf den Weg. Es ist schon spät, und ich werde morgen Früh wieder nach Hause fahren. Bitte richten Sie Ihren Eltern aus, dass ich mich herzlich bedanke.« Sie nickte Drew zu. »Es war nett, Sie zu sehen.«
»Aber es ist erst zehn«, protestierte Jack und sah sie an. »Du willst doch nicht schon gehen?«
»Doch, das möchte ich. Gute Nacht.« Sie begann den Rasen Richtung Straße zu queren.
»Warte, Sweeney«, rief Jack hinter ihr her. »Warte.« Aber sie ging weiter. Sie hörte den Kies der Auffahrt unter ihren Schritten knirschen, als er sie am Arm fasste. »Ist alles in Ordnung? Was ist denn los?«
»Nichts ist los. Ich bin nur müde und möchte ins Bett.« Sie kramte nach ihren Schlüsseln und stieg ins Auto, startete den Motor und schnallte sich an.
Aber er hielt die Tür fest. »Ist es wegen dem, was Drew gesagt hat? Ich
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