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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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an ihm hoch.
    »Hallo«, rief er. »Ich dachte schon, dass ich dich hier finden würde.«
    Sie fixierte ihn, erkannte Brad in seinem Gesicht wieder und schaute zu Boden.
    Sie schluchzte leise, als er zu ihr hinunterkletterte. Er trug tadellos gebügelte Hosen und neue Loafers, in denen er auf dem erdigen Pfad leicht rutschte.
    Er berührte ihren Arm und zuckte zurück, als sie sich wegdrehte. Er streckte die Arme nach ihr aus und flehte: »Kitty, bitte … unser Sohn.«
    Sie schluchzte erneut und ließ sich kurz umarmen. Als sie sich losmachte, sah sie, dass ein paar Touristen oben am Steilhang entlangspazierten, die ihr Haus musterten.
    »Lass uns raufgehen. Ich mache uns eine Tasse Tee.«
    »Gut«, sagte er, holte tief Luft und folgte ihr den Weg hinauf. »Weißt du, das ist einer dieser Momente, in denen ich wünschte, ich würde noch trinken…«
    Sie verzog keine Miene.

    Es war seltsam, ihn wieder im Haus zu haben, nach vier Jahren. Es war ihr Haus - sie spürte das mit einer Intensität, die sie manchmal selbst überraschte. Schließlich war sie hier erst eingezogen, als sie schon erwachsen gewesen war. In den Jahren ihrer Ehe war das Haus, seit einhundert Jahren im Besitz der Putnams, immer mehr zu ihrem geworden, hatte allmählich seine konservativen Tapeten und Teppiche, seine Kunstgegenstände abgelegt und ihren schlichteren Stil angenommen. Aber Andrew war das Haus noch vertraut, er wusste noch, wo alles war, und Kitty fühlte sich irritiert und verletzt, als wären ihre Jahre in Freiheit in dem Augenblick, als er Cliff House wieder betreten hatte, zunichtegemacht worden. Während das Wasser kochte, gab sie lose Earl-Grey-Blätter in eine Kanne, füllte sie mit Wasser auf und stellte sie auf ein Tablett, das sie ins Arbeitszimmer trug.
    »Wie geht es Camille, Jack und Drew?«, fragte er. »Sie haben gesagt, dass sie gestern Abend hier raufkommen wollten.«
    Sie blickte schweigend über seine Schulter durch das Fenster, wo das Meer rauschte. Er ließ sie in Ruhe. Durch die Glasscheibe konnte sie ganz schwach die Brandung hören.
    »Haben sie es dir erzählt? Hat die Polizei es dir erzählt? Wie er gefunden wurde?«
    Er hielt inne. Dann sah er sie an und nickte: »Ein bisschen. Das Wichtigste. Sie schienen sehr darauf bedacht, mir nicht zu viel zu erzählen.«
    »Was soll das heißen, Andrew? Was soll das heißen? Das kann es nicht gewesen sein … das würden sie nicht tun.«
    »Ich weiß, ich weiß. Nein … das würden sie nicht. Natürlich nicht. Es muss etwas anderes gewesen sein.«
    Sie starrte wieder über seine Schulter. »Du weißt, dass ich es immer verabscheut habe, wie sich die Putnams aufplustern, wenn etwas schiefläuft, wie sie versuchen, alles unter Kontrolle zu haben?«
    Er nickte.

    »Ja, und ich will, dass sich jemand um diese Sache kümmert. Ich habe ein ungutes Gefühl, was am Ende dabei rauskommen kann. Ich meine, wir wissen nicht mal, ob …«
    »Ich werde jemandem Bescheid sagen.«
    »Aber wie …?«
    »Kitty, mach dir keine Sorgen. Ich werde jemanden anrufen.«
    Sie unterdrückte einen Schluchzer und rollte sich auf dem Sofa zu einem Ball zusammen. Er stand auf und setzte sich neben sie. Sie wandte sich ab und begann lautlos zu weinen. Die Hunde waren hereingekommen, hatten sich auf den Boden gelegt und sahen sie aus traurigen Augen verwirrt an.
    Schließlich ließ sie sich von Andrew in den Arm nehmen, befreite sich aber wieder, weil sie nicht wollte, dass es zu weit ging. Sie erinnerte sich an die Nacht, in der Petey gestorben war. Sie war wie gelähmt gewesen und hatte nur geschrien, als sie davon erfahren hatte. In jener Nacht hatten sie sich geliebt - sie hatte sich gewundert, dass sie dazu in der Lage gewesen war -, wild und aggressiv. Sie hatte ihm dabei in die Schulter gebissen, Blut gesaugt, und am Ende hatte er sie geschlagen. Ihr hatte das nichts ausgemacht. Sie hatte kein Leben mehr in ihrem Körper gespürt. Sie hatte geschrien, bis ihre Stimme brach, um ihre Gefühle zu betäuben.
    Jetzt hatte sie nicht mehr genug Energie zum Schreien, aber sie weinte, bis sie vor Erschöpfung verstummte.

Acht
    Zuallererst fiel Sweeney am Montagmorgen die Schlagzeile des Globe über Brad Putnams Tod ins Auge. Während sie ihren Kaffee trank, las sie die Meldung sorgfältig durch.
    »Bradley D. Putnam, Enkel des verstorbenen Senators John Putnam und des Senators Patrick ›Paddy‹ Sheehan, wurde gestern Morgen unter von der Polizei als mysteriös bezeichneten Umständen tot in seiner

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