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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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gewesen war. Hätte er ihr davon erzählt? Wie konnte sie seine Familie zu dem Schmuck befragen?
    Sie entschied, dass der Schlüssel zu allem in Brads Aufsatz zu finden war. Dann hatte sie auch eine Entschuldigung, Quinn anzurufen.

Elf
    Doch es kam so, dass Quinn sie zuerst anrief.
    Sie war die meiste Zeit des Tages zu beschäftigt gewesen und erhielt die Nachricht erst, als ihr letztes Seminar zu Ende war und sie ihr Postfach im dritten Stock des Instituts leerte. Mrs Pitman hatte die Nachricht auf einen rosafarbenen »In meiner Abwesenheit«-Zettel notiert. Es gab zwar auch Voicemail am Institut, aber es war unmöglich, Mrs Pitman davon zu überzeugen, dass es einfacher war, die Nachrichten selbst abzuhören, statt ewig nach einem Notizzettel zu suchen.
    Sie gab die Nummer ein, und als sie Quinns Stimme hörte, ergriff sie plötzlich Panik. Hatte er etwa herausgefunden, dass sie sich in den Antiquitätengeschäften erkundigt hatte? War ihr jemand gefolgt?
    Aber nein - er wollte nur wissen, ob sie mit dabei sein konnte, wenn er die Familie heute Nachmittag zu dem Schmuck befragte. Die Polizei wollte erfahren, ob ihr die Objekte bekannt waren, und sie wollte jemanden dabeihaben, der sich damit auskannte, um herauszufinden, woher der Trauerschmuck stammte, falls Brads Eltern oder seine Geschwister unwahrscheinlicherweise etwas darüber wussten.
    »Wir bitten Sie, die Details der Befragung vertraulich zu behandeln«, sagte er streng.
    Ohne zu übereifrig zu wirken, entgegnete sie Quinn, dass sie sehr gerne half, wo es ging.

    Sweeney hatte Hummeln im Hintern. Sie schloss ihr Büro ab und machte sich auf den Weg zum Mount-Auburn-Friedhof. Die Bäume zeigten gerade ihre neuen Triebe - in einer Woche würden sie von Knospen übersät sein. Sie hatte ihre zerfledderte Karte mitgebracht und studierte sie sorgfältig im Gehen, um das Familiengrab der Putnams in der Liste prominenter Bostoner Familien zu finden. Es lag in einer der älteren Parzellen am Asphodel Path, nicht weit vom Hauptweg entfernt, abgeschieden am Ende eines kleinen Pfades.
    Die Grabstätte war durch einen niedrigen Zaun aus Granit eingegrenzt, mit einer Verzierung an jeder Ecke und der Inschrift »Putnam« an den Längs- und Querseiten. Sweeney trat näher und sah sich um.
    Am imposantesten war das große Monument aus Marmor, das in der Mitte aufragte, umgeben von ungefähr zwanzig abgerundeten Grabsteinen der Familienmitglieder. Das Monument hatte die Form eines spitzen Kirchturms mit aufwändig gemeißelten Säulen, um die ebenso detailliert abgebildetes Efeu und Rosen herumrankten. Die Inschrift am Fuß lautete: »Charles Danforth Putnam. 3. Januar 1809 bis 2. April 1863. Hier ruht sein müdes Haupt; Inmitten der Familiensitze der Toten.«
    Das war ein recht bekanntes Epitaph, obwohl es eher auf älteren Steinen zu lesen war. Es war nicht ungewöhnlich, dass die Hinterbliebenen für ihre verstorbenen Familienmitglieder einen Spruch verwendeten, den sie auf einem älteren Stein gesehen hatten.
    Die Inschrift konnte auf eine lange Geschichte zurückblicken, sogar bis zu den alten Griechen - Sophokles, wie Sweeney sich zu erinnern meinte - und war im Laufe der Zeit immer wieder ein wenig abgeändert worden. In einigen Hymnen tauchte ihr Wortlaut ebenfalls auf.
    Sweeney fiel ein, dass sie auch in einem der Gedichte von Robert Blair auftauchte, über das sie sich mit Brad unterhalten hatte.

    »Die dunklen Kreuzgänge, die Wohnungen / der Todten schicken aus ihren / niedern Gewölben den Ton verstärkter / und schrecklicher wieder zurück«, murmelte sie kaum hörbar. »Aufgestöhrt aus seinem Schlummer steigt / ein schwarzer Geisterchor empor / und wandelt in schrecklichen Reihen / die ganze Nacht durch hin und wieder.«
    Sie warf einen Blick über die Schulter und fror plötzlich in der lauen Frühlingsluft. Sie nahm ihr Notizbuch und begann, anhand der Daten auf den Steinen einen Familienstammbaum der Putnams zu erstellen. Der älteste Stein trug die Daten von Charles Putnams Eltern, die 1845 und 1852 gestorben waren. Charles Putnams eigener Stein war der zweitälteste, der offensichtlich neben den Gräbern eines Bruders und einer Schwägerin stand, Joshua Putnam und Hannah Danville Putnam. Sie waren kurz nach Charles Putnam gestorben; ihr Sohn und ihre Schwiegertochter waren wiederum neben ihnen bestattet worden. Sweeney fand es immer interessant zu sehen, welchen Familienmitgliedern ein Platz auf der Familiengrabstätte zugestanden worden war, und

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