Der Totenschmuck
Familie haben, Detective Quinn«, begann der Mann, den Sweeney für Jack Putnam hielt. »Aber ich bezweifle, dass Sie ihr von jeder Frau erzählt haben, mit der Sie sich getroffen oder -«, er hielt inne und verlieh seinen Worten den sexuellen Unterton, den Quinn beabsichtigt, aber nicht ausgesprochen hatte - »die Sie flüchtig gekannt haben.«
»Nun«, entgegnete Quinn verlegen. »Jeder, der Ihnen einfällt.« Er räusperte sich erneut und sagte: »Ich werde jetzt Ms St. George hereinbitten. Sie war, wie Sie wissen, Brads Professorin für Kunstgeschichte. Wir … die Polizei, meine ich, haben sie gebeten, uns dabei zu helfen herauszufinden, woher der Schmuck stammt, der am Tatort gefunden wurde und ob er uns einen Fingerzeig zu dem Täter geben kann. Sie kann Ihnen Ihre Fragen beantworten, falls Sie welche haben, aber in erster Linie möchten wir wissen, ob Brad den Schmuck bereits vor seinem Tod besessen hat und wo er herkommt.«
Er trat zur Tür, öffnete sie sperrangelweit und streckte seinen Kopf nach draußen. Sweeney war in den Anblick der Skulptur vertieft und tat so, als hätte sie kein Sterbenswörtchen gehört.
»Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte er. »Sie können eintreten.«
Er hielt ihr die Tür auf, und sie betrat die Bibliothek, worauf sich die drei Putnam-Männer sofort höflich erhoben, um sie zu begrüßen. Quinn stellte sie seinem Partner, Detective Marino, vor, einem etwas in die Jahre gekommenen Burschen, der Sweeney an den Football-Trainer ihrer Highschool in Michigan erinnerte. Als er sich setzte, klaffte seine Jacke auf, und sie las den Titel des Taschenbuchs, das er sich in den Hosenbund geklemmt hatte, Die Tochter des Ranchers . Sweeney hatte Jack Putnam richtig zugeordnet und spürte einen leichten Taumel, als sie seine Hand schüttelte; ihr Bauch wusste schneller als ihr Hirn, dass er attraktiv war.
»Es freut uns, Sie zu sehen«, sagte Andrew Putnam freundlich. »Brad hat Ihren Unterricht geliebt und große Stücke auf Sie gehalten. Und vielen Dank für das Lob, das Sie ihm in der Zeitung spendiert haben.«
Jacks Blick traf ihren, er lächelte und sie errötete. Er hatte dunkleres Haar als Brad, seine Gesichtszüge waren ähnlich kantig, jedoch exakter, perfekter arrangiert. Die Augen waren die gleichen. Sweeney bedankte sich unsicher und stammelnd, dann bat Quinn alle, sich zu setzen und nahm ein paar großformatige Abzüge in die Hand, auf denen die vier Schmuckstücke auf weißem Hintergrund abgebildet waren.
Er nickte, als Sweeney sich vorbeugte, um ihm die Fotos abzunehmen.
»Die erste Frage lautet, ob Sie diese Schmuckstücke schon einmal gesehen haben?«, begann Sweeney nervös mit dem Gefühl, vor den anderen in eine Rolle zu schlüpfen. »Hat Brad Ihnen den Schmuck gezeigt oder davon gesprochen?«
Langsam umrundete sie den Tisch und zeigte allen die Aufnahmen.
»Was ist das?«, fragte Melissa, als Sweeney vor ihr stand. »Das sieht ja sonderbar aus.« Neugierig betrachtete sie die Fotos. Sweeney fiel ihre kindliche Schönheit, ihre großen blauen Augen und ihr glattes, helles Haar auf.
Jack sah Sweeney unverwandt an und sie blickte zurück in
diese vertrauten, chamäleonartigen blauen Augen, von dichten Wimpern umrahmt.
»Das ist Trauerschmuck, nicht wahr?«, erkundigte er sich. Sie nickte. »Irgendwie kommt mir der bekannt vor. Ist das … Mom?«, er bedeutete Kitty, einen Blick auf das Foto zu werfen, und sie beugte sich vor.
»Um Gottes willen«, hauchte sie.
»Wie? Sie haben diese Objekte schon mal gesehen?« Sweeney versuchte, pure Überraschung vorzutäuschen.
»Ja, natürlich«, antwortete Kitty Putnam. »Der Schmuck gehörte Andrews Mutter.«
Andrew Putnam stand auf und besah sich die Bilder. »Oh ja«, sagte er. »Die habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Aber ich denke, du hast Recht, sie haben meiner Mutter gehört.«
»Das stimmt. Du hast sie immer in deinem Schmuckkasten aufbewahrt, Mom«, ergänzte Camille. »Drew und Jack wollten mich mal mit der Kette erschrecken und haben gesagt, sie sei aus Haaren von Toten gemacht.«
»Sie ist auch aus Haaren von Toten«, betonte Jack und schaute zu Sweeney herüber.
»Haben Sie Brad diese Schmuckstücke gegeben?«, fragte Sweeney an Kitty gewandt.
»Nein … ich glaube jedenfalls nicht. Sie müssen in irgendwelchen Schachteln auf dem Dachboden vom Haus in Newport gelegen haben. Brad hat vor einem Monat ein paar Tage dort verbracht und hat mich gefragt, ob er sich ein bisschen umsehen kann. Da
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