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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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geht anders mit seiner Trauer um. Sie entfremdet, macht die Kluft, die zwischen dir und deinem Partner ist, besonders spürbar, weil du die Trauer anders erlebst als er«, sagte Sweeney.
    »Das ist interessant, wobei der Unfall Drew und Melissa einander näher gebracht hat«, wandte Hannah ein. »Vorher waren sie so wankelmütig, und nach dem Unfall haben sie sofort geheiratet.«
    Sie wechselte das Thema und sprach von etwas anderem, aber Sweeney hörte nicht mehr zu. »Hannah«, sagte sie, »mir ist gerade etwas eingefallen, ich muss noch etwas erledigen. Entschuldige. Es hat mich sehr gefreut, dich zu sehen.«
    Hannah war verwirrt. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, ich muss nur … ich muss gehen.«
    Sie sah sich im Zelt nach Jack Putnam um. Er war nicht mehr auf der Tanzfläche, und auch als sie an den Tischen und den Grüppchen, die draußen standen und rauchten, vorbeiging, konnte sie ihn nicht finden. Vielleicht war er schon nach Hause gegangen. In einer Ecke des Zelts traf sie auf Toby und Lily, die in ein Gespräch vertieft waren und gefährlich nah beieinanderstanden.
    »Wenn ich jetzt gehe, kannst du dir dann eine Mitfahrgelegenheit für später organisieren?«
    Toby fixierte sie perplex. »Was …? Du kannst doch jetzt noch nicht gehen. Auf der Tanzfläche geht’s erst gerade richtig los. Stimmt irgendwas nicht?«
    »Nein, mir geht es gut. Mir ist nur gerade etwas eingefallen. Ich muss mit jemandem darüber sprechen. Ich … es ist zu kompliziert, das zu erklären. Aber ich rufe dich morgen an, okay?«

    »Ich denke, ja. Bist du sicher, dass ich dich nicht begleiten soll?«
    »Ja«, entgegnete sie. »Es war nett, dich mal wieder zu treffen, Lily. Bis bald.«
    »Fand ich auch«, sagte Lily. Sie und Toby tauschten einen Blick.
    Es war kurz vor elf. Einer der jungen Parkeinweiser holte den Golf und besah sich herablassend den Dollar, den Sweeney ihm gab, als er ihr die Tür aufhielt.
    Sweeney kurbelte das Fenster herunter und spürte die Nachtluft in ihrem Gesicht. Sie hatte ein paar Gläser Champagner und einen Whisky getrunken. Betrunken war sie davon noch nicht, aber sie fühlte sich etwas beschwipst, angesäuselt. Sie meinte ziemlich sicher zu wissen, wo das Haus der Putnams lag. Nachts war der Ocean Drive pechschwarz, die Häuser auf ihren Felsvorsprüngen waren kaum zu sehen. Die schwere Luft roch nach Salz und Meerwasser, der Wind hatte zugenommen, und Sweeney kam es so vor, als dränge er in jede Pore ihrer Haut. Es war beißend kalt, aber die Kälte hielt sie wach. Sie bremste, stieg aus und drehte sich der stampfenden Brandung zu.
    Kurz darauf fuhr sie die Bellevue Avenue hinunter und bog auf die Auffahrt des Cliff House, erleichtert, dass das Tor offen war und niemand in dem kleinen Häuschen stand, das wie ein gedrungener, steinerner Wachposten neben dem Tor wartete.
    Die Auffahrt führte um einen flachen, grünen Rasen herum, der im Mondlicht fleckig und gesprenkelt aussah. Das Haus war fast dunkel, nur im ersten Stock waren ein paar Fenster erhellt, und als Sweeney neben einer Limousine am Rand des Wendehammers parkte, wurde sie plötzlich nervös. Von der Bellevue Avenue aus gesehen wirkte das Haus gar nicht so weit entfernt, aber hier, hinter dem Eisenzaun, glich es einer stillen Insel, einem Privileg.
    Die dunklen Fenster konnten sie entlarven. Wenn jemand
sie von dort aus beobachtete, wollte sie nicht verdächtig erscheinen. Also schritt sie geradewegs auf die Haustür zu, klopfte energisch und lauschte auf das aufgeregte Bellen der Hunde im Hausinnern. Sie hatte erwartet, dass jemand vom Personal die Tür öffnen würde, aber es war Kitty Putnam selbst, die im Türrahmen erschien.
    »Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken. Aber ich muss mit Ihnen sprechen. Ist Jack schon zu Hause?«
    »Nein, er ist auf einer Hochzeitsfeier. Worum geht es?« Kittys Augen waren weit aufgerissen, und Sweeney hatte das Gefühl, als würde sie dieser Frau eine Rolle vorspielen. Eine sonderbare Gestalt kam nachts die Vortreppe hinauf und störte sie in ihrer Trauer. Natürlich! Sie dachte, Sweeney sei gekommen, um ihr zu sagen, dass es einen weiteren Toten gab.
    »Es ist alles in Ordnung«, beeilte sich Sweeney zu versichern. »Ich meine … ich bin nur gekommen, um mit Ihnen zu reden.« Die Hunde, die drei Golden Retriever mit seidigem, sorgfältig gebürstetem, rötlichem Fell, hatten aufgehört zu bellen und versuchten, die Tür aufzuschieben, um den Besucher zu beschnuppern.
    »Heute Abend ist

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