Der Totenschmuck
mehr machen, weil sie haltbarer ist als die nukleare DNA. Über sie lässt sich zwar nur eine Verbindung zu der mütterlichen Seite der Familie herstellen, was die Anwendungsmöglichkeiten natürlich etwas einschränkt. Aber sie ist in mehreren Teilen des Körpers vorhanden. Zum Beispiel in Haarsträhnen, an denen keine Hautpartikel mehr zu finden sind. Ich arbeite daran, unsere Methodik zu verbessern, damit wir leichter brauchbare Proben gewinnen können.«
»Und mit welchen Proben arbeitet das Labor?«
»Mittlerweile besteht die Hälfte unserer Arbeit aus Vaterschaftstests. Ich schwöre. Ihr würdet mir nicht glauben, was die Leute alles treiben. Ich hatte einen Fall, da wusste die Frau nicht, wer der Vater ihres Sohnes war. Es gab eine Handvoll möglicher Kandidaten, aber zwei von ihnen mochte sie lieber als die anderen, und hatte beschlossen, wenn einer der beiden der Vater war, würde sie ihn heiraten, egal welchen. Also musste sie von den beiden Männern eine DNA-Probe beschaffen, ohne dass sie das bemerkten. Sie wartete jeweils ab, bis sie eingeschlafen waren, und riss ihnen ein Büschel Haare aus. Sie hat erzählt, die beiden hätten sie für verrückt erklärt. Aber das Material hat ausgereicht, und wir konnten herausfinden, wer der Vater war. Sie hat mir sogar eine Einladung zu ihrer Hochzeit geschickt!«
Sweeney lachte.
Nachdem die Kellner den ersten Gang serviert und den Wein eingeschenkt hatten, verstummten die Gespräche und die Gäste sahen Katie und Milan bei ihrem ersten Tanz zu. Danach kamen der Hauptgang - Filet Mignon -, Trinksprüche und weitere Tänze, und erst als Katie und Milan die Hochzeitstorte angeschnitten hatten, kehrte das Gespräch wieder zu den Putnams zurück.
»Die Familie tut mir so schrecklich leid«, sagte Hannah. »Zuerst haben sie Petey verloren, und jetzt das.«
»Bist du auch da gewesen, als Petey umgekommen ist?«, wollte Sweeney wissen.
»Ja. Es war im Sommer - natürlich. Also ist jeder da gewesen. Meine Eltern waren ganz gut mit Kitty und Andrew befreundet und sie, die Dearbornes und ein paar andere Freunde sind oft oben bei ihnen im Haus gewesen, um ihnen zu helfen. Die Polizei war nur furchtbar. Sie haben sie einfach nicht in Ruhe gelassen.«
»Wie hat man denn damals über die Sache gedacht?«, bohrte Sweeney weiter. »Haben die Leute die Geschichte geglaubt, dass die Kinder sich an nichts mehr erinnern konnten?«
»Ich denke, nicht alle haben das geglaubt. Aber weißt du, wir alle haben gefühlt, dass es keinen Sinn gemacht hätte herauszufinden, wer es gewesen ist. Wer auch immer es war - ich habe aus irgendeinem Grund immer vermutet, dass es Drew gewesen ist, weil er der Älteste ist, auf der anderen Seite habe ich aber auch gedacht, dass es gar keine Rolle spielt. Er muss damit leben, und er hat es ohne Zweifel nicht mit Absicht getan.«
Sweeney blickte in die Runde, um festzustellen, wer ihrem Gespräch zuhörte. Toby unterhielt sich angeregt mit Lily und die anderen waren aufgestanden, um sich ein Stück von der Torte zu holen.
»Wie dem auch sei«, sagte Hannah. »Ich meine, dass sie allen leidgetan haben, allein schon deswegen, wie sie aufgewachsen sind.«
»Was meinst du denn damit?«, fragte Sweeney.
»Nun …«, Hannah senkte den Blick und wandte sich wieder an Sweeney. »Andrew Putnam war … sagen wir, er trank ganz gerne. Kitty hat irgendwann aufgehört, sich darum zu kümmern. Die Kinder mussten alleine damit klarkommen. Alle, die mit den Putnam-Kindern befreundet waren, haben davon gewusst. Es kam auch vor, dass jemand von uns bei ihnen übernachtet und alles miterlebt hat. Camille musste meistens runter in den Ort und ihn in irgendeiner Bar auflesen, wenn sie und ihre Geschwister in Newport waren. Zu Hause mussten sie ihn dann ausziehen und ins Bett legen.«
Sie ließ ihren Blick über die Tanzfläche schweifen, wo Jack Putnam mit Katies Mutter tanzte, die glücklich und jugendlich aussah.
»Das Ironische daran ist, dass er nach dem Unfall aufgehört hat. Hat nie wieder einen Drink angerührt. Meine Eltern fanden gerade das so sonderbar, denn seine Trinkerei war das große Problem in der Ehe gewesen. Und dann hat er damit aufgehört, und sie haben sich trotzdem getrennt. Ich habe
mich immer gefragt, warum sie ihn verlassen hat, nach allem, womit sie die ganze Zeit lang fertig geworden ist. Aber darüber gibt es natürlich auch Statistiken, oder nicht? Wenn ein Kind stirbt, trennen sich Elternpaare am häufigsten, glaube ich.«
»Jeder
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