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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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bevor sie ihre Zeichnungen von dem Trauerschmuck hervorholte und sie mit den Daten auf ihrem Laptop verglich, die sie bei ihrem letzten Besuch des Mount-Auburn-Friedhofs aufgeschrieben hatte.
    Irgendetwas kam ihr verdächtig vor, aber sie wusste nicht genau, was. Edmund Putnams Geburtsdatum auf seinem Grabstein lautete 4. Dezember 1863. Aber auf der Brosche stand der 4. März 1864 - drei Monate später.
    Das musste auch Brad aufgefallen sein, dachte Sweeney, und deshalb war er wohl auch zu Bob Philips ins Blue Carbuncle gegangen, um ihn zu fragen, ob der Schmuck irgendwie verändert worden sei.

    Aber sie vermutete, dass nach über hundert Jahren alle möglichen Ungereimtheiten auftauchen konnten. Es gab mehrere Möglichkeiten. Der Juwelier, der die Rückseite der Brosche beschriftet hatte, hatte sich vielleicht bei Edmunds Geburtsdatum verlesen. Sie legte den Rest des Kormas auf ihren Teller und schob Der unsichtbare Dritte in den Videorekorder.
    Als Cary Grant und Eva Marie Saint in ihrem Zugabteil herumtobten, war sie auf dem Sofa bereits fest eingeschlafen.

Neunzehn
    Becca und Jaybee saßen am folgenden Tag wieder im Seminar.
    Sweeney hatte sich schon gefragt, ob sie kommen würden, aber sie saßen an ihren angestammten Plätzen, als sie den Raum betrat. Becca sah überraschend erholt aus und Jaybee war sein übliches, charmantes Selbst. Er grinste sie an und nahm seine Unterhaltung mit Rajiv wieder auf.
    »Hallo zusammen«, sagte sie. »Wie geht es Ihnen?«
    Heute schienen sie sich entspannter zu fühlen als letzte Woche. Jetzt war die Stimmung besser, fast so wie vorher. Jennifer trug eine weite Seidenhose und einen hellblauen, bestickten Sweater, der vermutlich so viel gekostet hatte wie Sweeneys monatliche Miete. Sie hatte allen den Gefallen getan und sich auf Brads Platz gesetzt, damit niemand den leeren Stuhl anstarren musste.
    Sweeney klinkte das Diakarussell in den Apparat und zog den Regenmantel aus. Sie wartete, bis ihr alle zuhörten, und begann: »Beim letzten Mal haben wir gesehen, dass Trauerschmuck durch den Bürgerkrieg im neuen Amerika eine relativ große Popularität genossen hat, die jedoch nach 1861 noch einmal bedeutend zunahm. Darüber möchte ich heute gerne sprechen. Welche beiden Ereignisse waren 1861 von entscheidender Bedeutung? Erinnern Sie sich an die Lektüre?«
    »Der Beginn des Bürgerkrieges und dann in England der
Tod von Königin Victorias Mutter und von Prinzgemahl Albert«, antwortete Rajiv.
    »Gut. Vergessen Sie nicht, dass die Zeit vor dem Bürgerkrieg verhältnismäßig friedlich verlaufen ist und von Wohlstand geprägt war. Nach dem schrecklichen Sterben, das eine Folge dieses Krieges war - führen Sie sich alles vor Augen, was Sie über die medizinische Versorgung in den Lazaretten jener Tage wissen, wie etwa Amputationen ohne Narkose, Infektionen, die in den Wunden anfingen und sich langsam über den gesamten Körper ausbreiteten, erinnern Sie sich an die Briefe, die diese Soldaten nach Hause geschrieben haben -, musste Amerika einen neuen Weg finden, mit dem Tod umzugehen, mit zahllosen Toten, und damit, dass dieses Sterben kein baldiges Ende finden würde. Ziemlich genau zu diesem Zeitpunkt«, fuhr Sweeney fort, »ereignete sich in England - von wo aus die Werte und Normen für die ehemaligen Kolonien diktiert wurden - die beiden Todesfälle, die Rajiv gerade angesprochen hat. Königin Victoria war der Verlust ihrer Mutter sehr zu Herzen gegangen und sie verfiel in eine tiefe Trauer, die sich noch verschlimmerte, als ihr geliebter Albert am 14. Dezember 1861 an Typhus starb. Sie begegnete dem Tod, indem sie alles tat, um ihn in Erinnerung zu behalten. Mit anderen Worten also versank sie tief in ihre Trauer und verharrte in diesem Zustand. Sie ließ einen aufwändigen Sarkophag für ihn anfertigen, gekrönt mit einem Porträt von ihm aus Marmor, das sie betrachten konnte. Sie umgab sich mit Bildern und Büsten von ihm, und auch in ihrer Kleidung kam die tiefe Trauer zum Ausdruck. Alberts Zimmer wurde exakt so belassen, wie es bei seinem Tod gewesen war, und die Königin befahl ihren Höflingen und ihrer Familie eine strikte Trauerzeit von drei Jahren. Aus Sympathie ihrer Königin gegenüber trugen die Untertanen Gagat und anderen Trauerschmuck. In Amerika fand die neue Mode für Trauerkleidung und -schmuck rasch Anklang, da nach all den Jahren im Zeichen des Todes eine plötzliche Notwendigkeit
bestand, für den Kummer einen öffentlich akzeptierten Umgang zu finden.

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