Der Totenschmuck
durch Fingerabdrücke, Fußspuren und anderes herausfinden, dass Sie in der Wohnung gewesen sind?«
Er machte große Augen und rieb sich mit einer Hand die Stirn. »Na ja, ich bin auch vorher schon dort gewesen. Wir sind regelmäßig in seine Wohnung, um seine Fische zu füttern oder sonst irgendwas. Ich weiß nicht, aber ich habe wohl nicht richtig darüber nachgedacht. Genau so ist es … auch mit dem Lügen, es passiert so schnell. Normalerweise plant man das nicht im Voraus, wenn man eine Lüge erzählt.«
»Außer man hat einen Mord geplant«, ergänzte Sweeney.
»Mmh … stimmt. Aber ich hatte keinen Mord geplant.« Er ließ sich in den Sessel am Fenster fallen und lehnte sich nach vorn, um sie besser sehen zu können.
Sweeney sah an ihm vorbei aus dem Fenster. Ein Specht pickte nach etwas auf dem Fensterbrett. Tepp. Tepp. Tepp. »Hat er den Schmuck getragen, als Sie die Wohnung wieder verließen?«, fragte sie.
»Nein. Daran würde ich mich erinnern.«
»Aber Sie haben den Schmuck vorher schon mal gesehen?«
»Ja, an dem Tag, als Detective Quinn und Sie die Fotos davon gezeigt haben, wusste ich es wieder - die Schmuckstücke hat meine Mutter immer in ihrer Schatulle aufbewahrt.«
»Wussten Sie, dass Brad sich für den Trauerschmuck interessiert hat? Hat er Ihnen erzählt, dass er an einem Aufsatz zu diesem Thema gearbeitet hat?«
Jack nahm einen rotschwarzen Briefbeschwerer aus venezianischem Glas vom Schreibtisch und drehte ihn hin und her. »Ich glaube, ich habe ihn gefragt, wie das Seminar lief, und er hat erzählt, dass er mit seiner Abschlussarbeit beschäftigt war, über Trauerschmuck. Aber er ist nicht im Detail darauf eingegangen.«
Sweeney wollte ihn noch etwas über den Schmuck fragen, aber Jack war plötzlich nachdenklich geworden, und sie wollte keine schlafenden Hunde wecken.
»Ich wollte mich dafür bedanken, dass Sie zuerst zu meiner Mutter gegangen sind. Das war sehr fair von Ihnen. Ich weiß das sehr zu schätzen.« Er stand auf und setzte sich neben sie auf das Bett.
»Das ist doch nicht der Rede wert.« Sweeney holte tief Luft. »Ich sollte Sie vielleicht besser wieder zu den anderen hinuntergehen lassen.«
Jack schmunzelte. »Vielleicht«, sagte er. »Ich wollte Ihnen jedenfalls sagen, dass ich Detective Quinn gebeten habe, Ihnen Bescheid zu sagen, wenn wir ihm davon erzählen. Meine Mutter wollte das so. Sie hat gemeint, dass Sie sie verstehen und dass sie sich besser fühlen würde, wenn Sie auch da sind.«
»Na, davon wird er begeistert sein«, entgegnete sie und lehnte sich zurück, damit er ihr nicht mehr so nah war. »Er findet sowieso schon, dass ich viel zu sehr in den Fall involviert bin.«
Jack lehnte sich ebenfalls zurück. Jetzt waren sie wieder auf gleicher Augenhöhe. »Sind Sie das denn?«
»Wie?«
»Sind Sie involviert?« Er fixierte sie mit seinen klaren, blauen Augen.
»Na ja, ich mochte Brad. Er war mir wichtig. Für die Polizei stehe ich damit schon viel zu nah an … allem.« Sie hatte schon »an Ihnen« sagen wollen und wurde rot.
Er starrte sie noch immer an, und als Sweeney sich abrupt
erhob und dem Fenster ihren Rücken zukehrte, war sie sicher gewesen, dass er sich weiter zu ihr vorgebeugt hatte, um sie zu küssen oder ihre Hand zu ergreifen. Aber als sie sich ihm jetzt wieder zuwandte, war er auch aufgestanden.
»Danke, dass Sie mit mir gesprochen haben«, sagte er förmlich. Er wich ihrem Blick aus. »Sie haben sich in dieser Situation großartig verhalten.«
»Oh, das war mir einfach wichtig. Wie ich schon sagte, hat Brad mir viel bedeutet.« Sie wartete, bis er ihr die Tür aufhielt, und sie gingen schweigend die Treppe hinunter. Die Gesellschaft hatte sich etwas gelichtet. Im Wohnzimmer standen Jaybee, Becca und Jennifer mit einer jungen Frau zusammen, die Sweeney auf die Schnelle nicht bekannt vorkam und etwas zu hastig sagte sie: »Da drüben sind ein paar meiner Studenten, ich glaube, ich gehe sie mal begrüßen.«
»Wir sehen uns«, entgegnete er. Sie beobachtete, wie er sich einen Weg zu Camille bahnte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Sie sah auf, ihr Blick schweifte durch den Raum zu Sweeney. Sweeney wandte sich ab.
Becca trug einen schwarzgrün karierten Minirock mit schwarzen Strumpfhosen und sah verfroren aus. Sie und Jaybee hielten sich an der Hand, registrierte Sweeney.
»Hallo zusammen, es tut gut, Sie zu sehen.«
Jaybee und Becca sahen auf, und in dem Sekundenbruchteil, bevor Becca ihre Gesichtszüge ordnen und ein
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