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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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schienen sie keinen Gesprächsstoff zu haben und Sweeney ließ sie früher gehen.
    Als sie in ihr Büro zurückging, dachte sie über Belinda Putnam nach und darüber, was ihr Trauerschmuck ihr bedeutet haben mochte.

Zwanzig
    »Es war die Hochzeit des Jahrhunderts«, rief Henrietta Hall aus. »Wirklich! Mit Alt-Boston auf der einen und Neu-Boston auf der anderen Seite. Deswegen waren alle total aus dem Häuschen, du kannst es dir nicht vorstellen. Du hättest gedacht, Kitty wäre Prinzessin Grace oder so. Und die Gerüchte, dass die Putnams dagegen waren, machte alles noch spannender. Jeder hat während der Zeremonie das Gesicht von Senator Putnam taxiert.«
    Das bläulich graue Haar der Historikerin war zurückgekämmt und zu einem Knoten am Hinterkopf gefasst. Während sie erzählte, verbog sie geradezu ihren Tänzerinnen-Hals. Sweeney war von ihren schlanken, gestikulierenden Händen fasziniert, an beiden Ringfingern trug sie drei oder vier Diamant- und Saphirringe.
    Henrietta Hall war eine Legende an der Universität. Sie hatte in den Achtzigerjahren für ihre Biographie über Paul Revere den Pulitzerpreis gewonnen. Zu Beginn ihrer Karriere hatte sie einen Band über die Geschichte Bostons verfasst. Aber es war ihre Biographie über die Putnam/Sheehan-Familie, die Sweeney besonders interessierte, und weil sie mehr über sie erfahren wollte, saß Sweeney nun in einem bequemen Stuhl vor einem großen Panoramafenster in ihrem weitläufigen Büro. Dabei wurde ihr nur umso bewusster, was ihr winziges Büro für ihren eigenen Status bedeutete.
    »Warum interessieren Sie sich für die Putnams?«

    »Brad war ein Student von mir.«
    »Ja. Es ist tragisch. Wenn man über eine Familie geschrieben hat, ist das schon komisch: Man fühlt sich dazugehörig. Ich habe fünf Jahre damit verbracht, nichts anderes zu tun, als mit den Putnams zu sprechen, ihre Briefe zu lesen, habe mir vorzustellen versucht, was verschiedene Putnams zu verschiedenen Zeiten dachten, um meine Narrativik auf diese Weise zu bereichern. Ich war am Boden zerstört, als der andere Sohn vor ein paar Jahren ums Leben gekommen ist, und als ich von Brad hörte, habe ich mich so gefühlt, als hätte ich einen Angehörigen meiner eigenen Familie verloren.«
    Sweeney holte tief Luft. »Er hat in meinem Seminar an einem Aufsatz über seine Familie gearbeitet und das neunzehnte Jahrhundert fokussiert. Er hatte mit ein paar sehr interessanten Recherchen begonnen und ich war … na ja, ich dachte, ich könnte ihm damit eine Ehre erweisen, wenn ich seine Arbeit zu Ende brächte und unter seinem Namen irgendwo herausbringen würde. Er war ein viel versprechendes Nachwuchstalent.«
    »Der erste Putnam kam mit dem ersten Boot nach der Mayflower rüber.« Henrietta ließ sich nicht beirren. »Er war kein besonderer Mann. Er hatte eine Farm in Braintree und einen Haufen Kinder. Einer seiner Söhne hat die Farm dann übernommen. Sein jüngster Sohn war Elijah Putnam. Das war nach der Revolution, als plötzlich ein ganz neuer Markt im Überseehandel entstand. Elijah nahm Handelsbeziehungen mit Asien auf, verdiente ein Vermögen damit und kaufte Land auf Beacon Hill, genau wie die anderen erfolgreichen Familien. Das Haus, in dem Andrew Putnam heute lebt, ist auf diesem Grund gebaut worden. Sie haben noch ungefähr ein Dutzend weitere Grundstücke besessen, die sie verkauft haben. Tabula rasa.«
    »Und was ist mit ihren Verbindungen in der Back Bay?« Sweeney fiel ein, dass die Putnams auch dort große Grundstücke gekauft hatten.

    »Elijah Putnams Enkel, Charles Putnam, hat Mitte des neunzehnten Jahrhunderts viel Land in der Back Bay erworben, gerade als die Städteplaner begannen, das Gebiet zu bebauen. Früher war da nur sumpfiges Brachland, aber dann kam einer von ihnen mit einer Vision daher und ließ lauter Kiesfuhren dorthin schaffen. Der Großteil der Arbeit ist von irischen Einwanderern erledigt worden. Im Laufe der Zeit haben sie sich an dem Verkauf der Häuser, die Charles Putnam bauen ließ, eine goldene Nase verdient. Ich glaube, dass ihnen immer noch ein paar von den Häusern gehören. Es wäre interessant zu sehen, wieweit sich das Back-Bay-Tunnelprojekt auf den Wert ihrer Immobilien auswirkt.«
    Die riesigen Kräne und der knurrende Verkehr waren für die Anwohner der Back Bay schon so sehr Teil des Alltags geworden, dass Sweeney sich fragte, ob sie all das überhaupt vermissen würden, wenn die Bauarbeiter wieder zusammengepackt haben und von dannen gezogen

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