Der Totenschmuck
hatte natürlich Recht. Sweeney hoffte, dass Quinn das auch so sah.
»Die Anruflisten haben ergeben, dass Brad sieben Minuten lang mit Ihnen telefoniert hat in der Nacht, bevor er umgebracht worden ist. Worüber haben Sie sich unterhalten?«, fragte Quinn an Drew gewandt.
Drew wirkte ziemlich durcheinander. »Er hatte zu viel getrunken. Wie Jack schon sagte. Ich habe ihm geraten, ins Bett zu gehen und gesagt, dass ich ihn am nächsten Morgen anrufen würde.«
»Warum hat er Sie angerufen?«
»Das weiß ich nicht. Ich bin sein Bruder. Jeder ruft irgendwen an, wenn er betrunken ist. Das kommt sehr oft vor, denke ich.«
»Und wo waren Sie, Mrs Putnam?« Quinn musterte Melissa.
»Ich glaube, ich war oben. Wir haben auswärts gegessen und als wir wieder zu Hause waren, bin ich sofort nach oben gegangen, um mich bettfertig zu machen. Ich habe eine Schlaftablette genommen und bin gleich eingeschlafen. Ich weiß nicht genau, wie spät es war.«
Quinn nickte und wandte sich wieder an Drew. »Aber Sie haben es nicht für nötig befunden, nach Ihrem Bruder zu sehen? Kam so was öfter vor?«
»Nein, aber er war Student. Ich meine, seien wir doch ehrlich, für einen Studenten ist das nicht so abwegig, sich mal zu betrinken.«
»Haben Sie irgendetwas in seiner Wohnung zurückgelassen, als Sie da waren, ich meine aus Versehen?«, fragte Quinn Jack.
Jack blickte abwechselnd zu Quinn und Sweeney. »Ich … nein, ich denke nicht. Es wäre möglich, aber … was haben Sie denn gefunden?«
Quinn ging nicht darauf ein. »Nur noch eine Frage.« Er richtete den Blick auf Camille. »Worüber haben Sie mit Brad in jener Nacht gesprochen?«
Camille riss die Augen auf. »Wie meinen Sie das? Jack hat …«
»Den Anruflisten nach zu urteilen, hat Ihr Bruder auch mit Ihnen telefoniert. Ich wüsste gern, wann genau das gewesen ist.«
»Oh, ja natürlich. Er hat mir eine Nachricht hinterlassen. Er wollte nur Hallo sagen und wissen, wie meine Rede gelaufen war und dann … mehr weiß ich auch nicht, er war ja betrunken. Er hat irgendwas Belangloses erzählt. Das war alles.« In ihren Augen standen Tränen.
»Haben Sie die Nachricht gespeichert?«
»Nein.« Sie blickte Quinn unverwandt und fast etwas herausfordernd an. »Ich habe sie am nächsten Morgen abgehört, bevor ich wusste, was … was passiert war, und dann habe ich sie gelöscht. Ich wünschte, ich hätte sie gespeichert. Dann könnte ich seine Stimme noch hören. Aber das habe ich nicht getan.«
Quinn blickte in die Runde. »Hat Brad jemanden von Ihnen in jener Nacht angerufen, Mrs und Mr Putnam?«
»Sie scheinen bereits zu wissen, dass das nicht der Fall ist«, entgegnete Andrew Putnam.
Quinn wandte sich wieder an Drew. »Warum haben Sie uns nicht sofort von diesen Anrufen erzählt?«
»Weil sie nichts mit seinem Tod zu tun haben. Das war unsere Privatangelegenheit.«
»Detective Quinn«, meldete Kitty sich zu Wort. Es war das erste Mal seit Quinns und Sweeneys Eintreffen, dass sie überhaupt etwas sagte. »Ich verstehe überhaupt nicht, was das alles soll. Warum befragen Sie uns, wenn da draußen jemand rumläuft, der …« Sie hielt den Atem an und fuhr dann fort. Jetzt schrie sie fast: »Jemand, der eine Tüte über den Kopf meines Sohnes gestülpt hat! Jemand, der ihn so sterben ließ. Warum finden Sie den Täter nicht und lassen uns in Ruhe?« Camille legte den Arm um sie und fixierte Quinn.
»Ich denke, das war’s«, sagte Quinn und stand auf. »Ich brauche Sie nicht extra darauf hinzuweisen, dass Sie uns sofort informieren müssen, wenn es noch etwas gibt, das Sie uns noch nicht gesagt haben. Solche Sachen laufen meist unter vorsätzliche Behinderung der Ermittlungen, wissen Sie?«
Camille fuhr ihn ärgerlich an: »Ich denke, mit etwas Fantasie können auch Sie darauf kommen, warum wir nichts gesagt haben. Das hat nichts mit den Ermittlungen zu tun. Irgendwer, ein Verrückter, ist in Brads Wohnung eingedrungen und hat ihn … so gesehen. Und diese Person muss ihn dann umgebracht haben.«
Quinn trat bedrohlich nah an Camille heran und erklärte wütend: »Wir haben die gesamte letzte Woche damit zugebracht, Hinweise zu verfolgen, die damit zusammenhängen, wie er gefunden wurde. Das war reine Zeitverschwendung. Ich denke, Ihnen ist bekannt, dass die ersten Tage nach einem Mord für die Ermittlung die wichtigsten sind? Dank der kleinen Notlüge Ihres Bruders haben wir diese Option verspielt. Wenn wir Brads Mörder nicht finden, ist das Ihre Schuld. Wir
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