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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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nicht drehen und ersticken konnte. Jack Putnam hat mir erzählt, dass sein Bruder ihn angerufen hat und dass er sehr betrunken gewesen ist. Jack
hat sich Sorgen gemacht, ist in seine Wohnung rübergefahren und hat Brads Arme an sein Bett gebunden.«
    Quinn zögerte, doch entschied dann, dass sie ihm helfen konnte.
    »Wir haben vor ein paar Tagen die Mobiltelefonverbindungen erhalten. Brad hat in jener Nacht vier Personen angerufen. Seine drei Geschwister und die Freundin seines Mitbewohners.«
    »Becca Dearborne«, ergänzte Sweeney.
    »Genau. Also, der erste Anruf ging zu Jack Putnams Handy. Das muss das Gespräch gewesen sein, von dem er Ihnen erzählt hat. Danach hat er Camille Putnam, anschließend Drew Putnam erreicht, beide bei sich zu Hause. Schließlich hat er Becca Dearborne angeklingelt.«
    »Und damit sind sie nicht freiwillig herausgerückt?«
    »Nee. Na ja, Becca Dearborne schon. Als wir uns vor wenigen Tagen mit ihr unterhalten haben. Das hat uns geholfen, den Zeitpunkt des Todes genauer festzustellen. Er hat sie um elf angerufen. Sie hielt ihn ebenfalls für schwer angetrunken, er habe pausenlos nur belangloses Zeug dahergeredet. Aber seine Familie hat kein einziges Wort gesagt.«
    Sweeney schwieg. Dann überlegte sie: »Das macht doch keinen Sinn. Ich meine, damit müssten sie doch rechnen, dass Sie sich die Liste mit den eingegangenen Anrufen besorgen.«
    »Schon, aber bei der Macht, die diese Familie … wie auch immer … wir treffen sie in Drew Putnams Haus draußen in Weston.«
    Er sah erschöpft aus, seine Augen müde, seine Kleidung zerknautscht. Sweeney hätte gern gewusst, warum.
     
    Das Haus von Drew und Melissa Putnam lag am Ende einer langen Straße, die von der Concord Road abzweigte. Die benachbarte Gegend sowie Weston selbst wurde den gleichen Veränderungen unterzogen, wie sie in so vielen anderen Bostoner
Vororten bereits vorgenommen worden waren. Einige wenige bescheidene Bungalows waren mit ihren großen Grundstücken bestehen geblieben, aber die meisten Häuser waren neumodische McMansions in Übergröße, die aussahen wie herrschaftliche Residenzen im Kolonialstil. Diese Villen waren sich irgendwie alle äußerst ähnlich, mit zahllosen Erkerfenstern und Dachfenstern, exakt angelegten Gärten, begrenzt durch junge Fliederbüsche und Stauden, in kleinen runden Beeten angepflanzt, um die geschreddertes Zedernholz herumgestreut worden war. Quinn bog in die Auffahrt ein und Sweeney sah die große alte Kolonialstilvilla vor sich auftauchen, flankiert von einer Remise und einer Scheune, beide hellweiß gestrichen, mit blauen Fensterrahmen.
    Melissa öffnete ihnen und führte sie in ein geräumiges Foyer, dessen Wände eine königsblau-golden gemusterte Tapete schmückte. Mit einem Seitenblick auf Quinn bemerkte Sweeney, dass er vor so viel Prunk den Mund nicht mehr zubekam. Der gesamte Eingangsbereich war im französischen Barockstil eingerichtet, alles in Blau und Gold gehalten, mit teuren Teppichen auf den Holzdielen. Sweeney bewunderte einen reich verzierten, vergoldeten Beistelltisch, der an einer Wand stand, der offensichtlich ein Original war. Er war nicht Sweeneys Geschmack, musste aber ein Vermögen gekostet haben und sein Stil war so verschieden von den Häusern, in denen Drew aufgewachsen war, dass Melissa sich hier um die Einrichtung gekümmert haben musste.
    Sweeney war davon ausgegangen, dass Drew das Wort ergreifen und die Situation erklären würde, und sie war überrascht, eine finstere, mit Holz verkleidete Bibliothek zu betreten, in der Jack sich erhob und sie und Quinn begrüßte.
    »Bitte, setzen Sie sich, wo Sie mögen«, sagte er. Aber es gab nur zwei freie Stühle, und Sweeney fiel auf, dass die Möbel im Raum mit Bedacht arrangiert worden waren, um die Überlegenheit der Familie so gut wie möglich hervorzuheben. Sie saßen in Lehnstühlen auf einer Seite des Zimmers, die Stühle
für Quinn und Sweeney waren - sehr subtil - an der Seite neben der Tür platziert worden. Sweeney fühlte sich wie auf einer Bühne.
    »Ich möchte mich im Namen aller entschuldigen, Detective Quinn«, begann Jack. »Wie Sie inzwischen wissen, haben wir der Polizei eine wichtige Information vorenthalten, und ich bitte dafür um Verzeihung. Ich kann Ihnen versichern, dass wir das nie getan hätten, wenn wir es für wichtig gehalten hätten. Ich denke, Sie werden das verstehen, wenn wir es Ihnen erklären.«
    Als hätten sie das vorher geprobt, nahm Jack wieder Platz und sein Vater stand

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