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Der Totenwächter - Roman (German Edition)

Der Totenwächter - Roman (German Edition)

Titel: Der Totenwächter - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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unwichtige Frage gestellt hatte.
    »Aber was ist denn so wichtig an dieser Sephrete?«
    »Vermutlich gar nichts.« Brad grinste verlegen. »Es hat etwas mit Grace zu tun. Sie hatte im Tal der Könige einen seltsamen Traum. Vor einer halben Stunde erzählte sie ihn mir. In diesem Traum kam dieser Name vor, und als ich den Kapitän sah, fiel es mir wieder ein. Blanker Unsinn.«
    »Davon weiß ich ja gar nichts.«
    Brad zuckte die Achseln. »Ein harmloser Albtraum. Sie erzählte mir vorhin am Pool davon. Sie träumte von einem großen Hund, vermutlich Anubis. Also wirklich, Linda, so langsam komme ich mir dämlich vor. Der Kapitän wird mich für einen Spinner halten. Ich nehme deine Tochter vielleicht etwas zu ernst.« Brad redete und Linda hörte nicht mehr zu. Dies entging ihm nicht. Er stand auf und schob den Stuhl zwischen seinen Beinen weg zur Seite. Er ging vor Linda in die Hocke und blickte zu ihr hoch.
    Linda schüttelte ihren Kopf. »Grace hat null Wissen über ägyptische Geschichte.«
    »Wie meinst du das?«
    »Bevor wir die Reise begannen, fragte ich sie, ob sie dieses Thema in der Schule gehabt hatten. Grace sagte, sie habe überhaupt keine Ahnung davon. Im Grunde war sie auch nicht daran interessiert. Sie wollte sich nur auf die Reise einlassen, und wie sie sagte ... mal schauen.«
    »Das ist in der Tat seltsam.«
    Erst jetzt fiel Linda auf, dass Brad nur seine enge Badehose und darüber ein T-Shirt trug. Sie rückte auf ihrem Bett etwas von ihm weg.
    »Dafür, dass Grace keine Ahnung von diesen Dingen hat, konnte sie diesen Wächterhund sehr gut beschreiben. Wenn ich mich richtig erinnere, kam dieser Anubis in deinen Visionen auch vor, nicht wahr?«
    »Vielleicht hat sie schon einmal ein Bild davon gesehen«, erwiderte Linda, als habe sie den letzten Satz nicht gehört.
    »Ja, so wird es sein. Ein Ausflugsbegleiter hat davon erzählt. Na klar, so wird es sein. Außerdem sagte sie noch etwas von irgendeinem Typen mit einer Goldmaske. Einer, der schwarze Fingernägel hatte.«
    Linda schwieg.
    EIN MANN MIT EINER GOLDMASKE UND SCHWARZEN FINGERNÄGELN!
    Tick, tick ... hatten die Fingernägel am Fensterglas gemacht, vor etwa zwanzig Minuten. Ihr Blick wehte zum Fenster. Nichts. Es war kein Wesen zu sehen. Aber wie, um alles in der Welt, hatte Grace davon träumen können?
    »Etwas stimmt hier nicht«, flüsterte Linda. Auf ihren Armen hatte sich eine Gänsehaut gebildet.
    Brad blickte auf. »Deine Tochter sagte so etwas Ähnliches vorhin auch zu mir.« Sanft legte er seine warmen Hände auf Lindas Arme. »Du frierst.«
    Linda zuckte zusammen. Was sollte das? Was hatte Brad vor? Sie blickte hinunter auf seine vom Wasser des Pools verwuschelten Haare. Für einen winzigen Moment schloss sie ihre Augen und ließ diese Berührung geschehen. Es war - angenehm! Es erschreckte sie fast, als Brad seine Hände zurückzog und sich aufrichtete. Er drehte sich weg und starrte aus dem Fenster.
    Linda beobachtete ihn.
    Er war ein hochgewachsener Mann. Seine Füße steckten in Badesandalen. Auf seinen braunen Beinen schimmerten ebenso dunkle Haare wie auf seinem Kopf. Unter dem weißen T-Shirt zeichnete sich ein durchtrainierter Körper ab. Es war für Linda ein seltsames Gefühl gewesen, ihren Arbeitskollegen vor drei Tagen erstmals nur mit einer Badehose bekleidet zu sehen. Sie hatte sich so sehr an Brads tägliche Arbeitskleidung gewöhnt, dass er ihr in Urlaubskleidung richtiggehend fremd vorgekommen war. Nun pochte ihr Herz schneller, als es ihr lieb war. Sie waren alleine in der Kabine. Die Klimaanlage surrte leise.
    »Wie meinst du das?«, fragte Linda. Es wurde Zeit, etwaige Gedanken, die sowieso nur zu Problemen führen würden, zu beenden. »Was hat Grace gesagt?«
    Brad drehte sich um und lehnte sich gegen das Fenster. »Sie meinte, es sei komisch, dass von den anderen Mitreisenden niemand im Pool badet. Seltsam, nicht wahr?«
    »Ist das so? Mir ist es noch nicht aufgefallen.«
    »Mir auch nicht, aber dann dachte ich nach und ja … Grace hat recht.«
    »Das zeigt, dass auch Grace etwas spürt. Etwas Befremdliches, Unheimliches ... obwohl - wenn ich mich an den gestrigen Abend erinnere … An die Party und alles das. Nichts gibt Anlass zu Misstrauen. Wir waren lustig. Unsere Mitreisenden auch. Touristen wie man sie überall antrifft. Aber seit heute morgen ist plötzlich alles anders. Außerdem gibt es da ja noch dieses Wesen mit den schwarzen Fingernägeln«, murmelte Linda.
    Brad wischte sich über die Augen.

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