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Der Totenwächter - Roman (German Edition)

Der Totenwächter - Roman (German Edition)

Titel: Der Totenwächter - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Ihr Kellner hat große Ohren – und er ist auch einer der Geister. Sagen Sie nichts, ich weiß, dass Sie mich am liebsten einsperren möchten und mich für total bekloppt halten. Aber ich spüre, als wenn ich an eine Steckdose angeschlossen wäre, dass etwas im Gange ist. Etwas Gefährliches. Etwas, dass nicht nur Sie und uns, sondern auch Grace gefährdet. Sephrete, mein Lieber, ist das Schlüsselwort. Und Sie sollten uns mehr dazu erklären.«
    »Sie haben unrecht«, wisperte Akbar und blickte um sich, als befürchte er, man könne seinen Worten lauschen. Dabei zog er ängstlich den Kopf zwischen seine Schultern. »Nicht Sephrete ist der Schlüssel ...«
    »... sondern?«
    »Mamothma.«
     

13
     
     
    »Mamothma gefährdet nicht nur uns und Mrs Waynes Tochter, sondern die ganze Welt.« Kapitän Akbar saß zusammengesunken wie ein Häuflein Elend auf Brads Bett. Er hatte seine Uniformjacke geöffnet und seine Krawatte gelockert. Er blickte zu ihnen auf wie ein bittender Hund. Seine ganze Ausstrahlung hatte nichts mehr mit dem Akbar gemein, den er zu anderen Zeiten verkörperte. Seine Souveränität und Ruhe war zitternder Unruhe gewichen.
    Brad hatte ihm die Fotos vorgelegt. Mit bebenden Fingern hatte Akbar sie betrachtet. Immer wieder hatte er erst zu Linda dann zu Brad geblickt, als könne er nicht glauben, was man ihm zeigte. Er schnaufte und drehte und wendete die Bilder. Er trat zum Fenster hin und kniff seine Augen zusammen.
    Endlich hatte er seufzend die Fotos auf den Tisch geworfen und sich auf das Bett sinken lassen. Dort auf dem Rand saß er nun.
    Linda hatte ihm berichtet, was sie tatsächlich in der Grabkammer erlebt hatte. Von Minute zu Minute war der dunkelhäutige Mann bleicher geworden. Seine Unterlippe zitterte.
    »Sie sehen, es wird Zeit, dass Sie uns erklären, was hier vor sich geht«, sagte Brad.
    »Ich kann es nur ahnen«, zuckte Akbar mit den Schultern.
    »Lassen Sie sich nicht aufhalten, Mann«, sagte Brad aufmunternd. »Und beeilen Sie sich. Es geht um Grace und - wie sagten Sie? - um den Rest der Welt.«
    »Vermutlich halten Sie mich für theatralisch, wenn ich so etwas sage.«
    Brad winkte ab. »Seit heute glaube ich an alles! Also warum nicht auf an so etwas?«
    Als handele sich bei diesem Treffen um ein nettes Kaffeekränzchen, heizte Linda mit einem Tauchsieder Wasser an. Nachdem es einige Zeit gekocht hatte, brühte sie drei Tassen Instantkaffee auf. Sie fragte sich, woher sie die Ruhe nahm. Alleine dies genügte, dass es ihr etwas besser ging.
    »Kennen Sie sich mit altägyptischer Geschichte aus?«
    Brad lachte hart. »Ich weiß, dass man Pharaonen einbalsamierte und dass clevere Gauner die Grabstätten ausraubten. Ich weiß, dass man schon zweitausend Jahre vor der christlichen Zeitrechnung über eine Hochkultur verfügte und das die Pyramiden zu den Weltwundern gehören.«
    Es schien, als spiele Verachtung um Akbars Mundwinkel. Wenn es so war, ließ er es sich nicht anmerken. »Ich möchte Sie nicht mit langen Ausführungen belästigen, aber ein wenig werde ich ausholen müssen.«
    »Fangen Sie an.« Brad nippte an seiner Tasse.
    »Es war etwa zur Zeit des Mittleren Reiches, also um 2500 vor Christus. Es war die Zeit, zu der die Pyramiden gebaut wurden und sich in diesem Land Gewerbe und Handel entwickelten. Man lebte in einem starken Staat mit einer zentralen Verwaltung. Zur Zeit der 22. Dynastie gab es einen mächtigen Pharao. Wie üblich zu jenen Zeiten wurde die Macht der Pharaonen durch Priester und hohe Beamte geschwächt. Einer von denen, die gegen den Pharao intrigierten, war ein gewisser Mamothma. Dieser Mamothma hatte eine Kindheit als Fellache erlebt.«
    »Als was?«
    Akbar lächelte geduldig und wies zum Fenster hinaus. »Es hat sich nicht viel geändert. Man nennt sie noch heute Fellachen, die Bauern, die am Nil leben. Wenn Sie Hieroglyphen sehen, auf denen ein Flussbauer vor einem Aufseher steht, der einen Stock trägt, denken Sie daran, was ein guter Fellache damals sagte: Das ist der Prügel, mit dem mein Rücken gesalbt wird! «
    »Na, wunderbar«, seufzte Linda. »Es lebe die Unterdrückung.«
    Der Araber zog die Brauen zusammen. »Ein Thema, dass auch ihr Amerikaner kennt, nicht wahr? Indianer, Schwarze, Chinesen … und nun die Moslems?«
    Linda schwieg.
    Der Kapitän fuhr fort: »Es war unmöglich, dass ein Fellache in eine höhere Kaste aufstieg. Niemand weiß wirklich, wie es geschah, aber Mamothma gelang es. Er wurde Händler und stieg weiter auf zum

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