Der Toyota Weg
Daten und jagen sie durch unser Statistikprogramm – Korrelationen, Regressionsrechnung, Varianzanalyse. Einige der Ergebnisse, die wir erhalten, sind statistisch relevant. Aber verstehen wir wirklich den Kontext dessen, was passiert bzw. die wahre Natur eines Sachverhalts?
Daten sind in der Fertigung selbstverständlich wichtig. Ich lege den größten Schwerpunkt aber auf Fakten.
Taiichi Ohno
Nach Ohnos Auffassung bestand der große Unterschied darin, dassDaten nicht in direktem Kontakt zu einem realen Prozess stehen und lediglich „Indikatoren“ für reale Sachverhalte sind. Es ist besser, wenn sie die realen Fakten einer Situation verifizieren. Ohnos Vorgehensweise ähnelt stark dem Vorgehen eines Forensikers, der den Tatort eines Verbrechens untersucht.
Bilden Sie sich ein Urteil, und äußern Sie Ihre Meinung auf Basis persönlich überprüfter Daten
David Baxter ist Vice President des Toyota Technical Centers. Eine Zeitlang war er für die Bewertung der Zulieferkomponenten verantwortlich. Als Toyota 1997 eine Modellvariante des Camry auf den Markt brachte, trat ein Problem mit einem Kabelbaum auf. Die Yazaki Corporation, ein Toyota-Zulieferer in Japan, war der Verursacher dieses Problems. Was nun geschah, ist für die meisten Unternehmen untypisch. Ja, ein Qualitätsingenieur von Yazaki rief Toyota an, um zu erläutern, welche Maßnahmen zur Beseitigung des Problems ergriffen wurden. Ja, Yazaki sandte einen Ingenieur ins Montagewerk. Aber dann machte sich der President von Yazaki persönlich in das Werk auf, um sich ein Bild davon zu verschaffen, wie die Montagearbeiter den Kabelbaum in die Fahrzeuge montierten.
Was würde ein hochrangiger Manager eines US-Zulieferers in diesem Fall tun? Nun, ein Hinweis ist eine Geschichte, die Jim Griffith, ebenfalls einer der Vice Presidents des Toyota Technical Centers, der die Bewertungsfunktion von Baxter übernommen hatte, zum Besten gab. In dem in der Geschichte geschilderten Fall besuchte der Vice President der Geschäftseinheit, die Toyota belieferte, das Toyota Technical Center, um zu besprechen, was zur Lösung des Problems unternommen wurde. Er bemühte sich, seinen Gesprächspartner in Sicherheit zu wiegen und sagte: „Ich bedaure die Probleme zutiefst. Machen Sie sich keine Sorgen, ich werde mich der Sache persönlich annehmen. Dieses Problem werden wir lösen. Da gibt es gar kein Vertun.“ Als ihn Griffith fragte, worin genau das Problem bestünde und was er vorhabe, um es zu lösen, antwortete er: „Ach, das weiß ich noch nicht. Und ich selbst kümmere mich ja auch nicht um die Details. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Wir gehen der Sache auf den Grund und lösen das Problem. Versprochen.“ Griffith machte einen gereizten Eindruck, als er die Geschichte erzählte:
Und das sollte mir Sicherheit geben? Bei Toyota wäre es ein Ding der Unmöglichkeit, derart schlecht vorbereitet zu einem Gespräch zu erscheinen. Wie konnte er uns versichern, das Problem würde gelöst, wenn er sich nicht einmal selbst ein Bild über das Problem verschaffte? … Also forderten wirihn auf, in sein Unternehmen zurückzukehren und sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen und dann wiederzukommen, wenn er genau wusste, worin das Problem bestand und wie es gelöst werden konnte.
Eine andere Geschichte, die Baxter erzählte, macht deutlich, welche Nutzen sich daraus ergeben, wenn man sich Zeit nimmt und die Mühe macht, sich selbst ein Bild über die Lage zu verschaffen. Die Geschichte handelt von einem der ersten Aufträge zur Evaluierung der Kompetenzen eines externen Testlabors – nennen wir es Detroit Labs –, das eine hervorragende Reputation genoss und auf eine gut hundertjährige Tradition zurückblickt. Toyota brachte einige zuvor getestete Streben aus Japan mit und beauftragte Detroit Labs, diese erneut zu testen und dabei dieselben Teststandards wie in Japan zu verwenden. Baxter dazu:
Ich habe meinen japanischen Mentor, einen herausragenden Testingenieur, bei seinen Besuchen begleitet. Wir brachten die Streben zu Detroit Labs mit und verglichen deren Testergebnisse mit den bereits vorhandenen Daten aus Japan. Für uns war nicht das Thema, ob ihre Ergebnisse mit den japanischen Ergebnissen übereinstimmten, sondern ob ihre Vorgehensweisen und Testverfahren etwas taugten. Und bei unseren Besuchen gaben wir uns nicht damit zufrieden, Bilder und defekte Teile zu betrachten. Wir wollten die Teile nach nicht bestandenen Tests sehen und sehen, wie die
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