Der Toyota Weg
Daten zusammengestellt wurden. Mein Mentor stellte die meisten technischen Fragen, um im Detail zu verstehen, wie die Experten von Detroit Labs beim Testverfahren vorgegangen waren. Wir konnten daraus den Schluss ziehen, dass Detroit Labs sehr gute Prozesse und Verfahren für die Anwendung der Tests hatte, aber ihre technischen Kompetenzen entsprachen nicht unseren Erwartungen. Sie verwendeten keine technischen Analysetechniken, die Toyotas Standards genügt hätten. Zum Beispiel führten sie einen Ermüdungstest durch und hielten die Zahl der Zyklen und der Belastung fest, wir waren darüber hinaus aber auch daran interessiert zu erfahren, wie die Belastung verteilt war. Zudem fanden wir, sie hätten die Häufigkeit der Belastung (während der Tests der Dauerfestigkeit) kontrollieren müssen, was sie aber nicht getan hatten. Insgesamt waren wir also nicht mit ihrem Test- und Analyseansatz zufrieden.
Selbstverständlich führte das Toyota-Team weitere Gespräche mit Detroit Labs und gab dessen Team Feedback, was Teil des
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ist. Detroit Labs reagierte darauf mit der Antwort, Toyota habe ihnen nicht gesagt, dass sie die Tests auf diese Weise durchführen sollten. Ein Teil der Bewertung nach der Toyota-Methode bestand darin, festzustellen ob Detroit Labs die Streben aus eigener Initiative umfassend testen würden, was sie nicht getan hatten. Und nicht nur das, ihre Haltung gegenüber dem kritischen Feedback war negativ. Baxter fasste zusammen:
Wären wir nicht selbst vor Ort gewesen, um das Testverfahren in Augenschein zu nehmen, wäre uns das fehlende Verständnis von Detroit Labs entgangen. Wir hätten das erst anhand der Ergebnisse festgestellt, und das wäre zu wenig aufschlussreich gewesen. Wir waren nicht daran interessiert, dass das Endergebnis den bereits festgestellten Defekt bestätigte, sondern am Testprozess an sich. Die Daten selbst waren in Ordnung – ihr Test darüber, inwiefern der Test nicht bestanden wurde, bestätigte unsere Testergebnisse aus Japan. Frühere Tests wiesen darauf hin, dass er nicht bestanden werden würde. Das hatte Detroit Labs ebenfalls herausgefunden und damit nur bestätigt, was wir schon wussten. Ihre Antwort war also richtig. Bei GM (Baxters früherer Arbeitgeber) hätte ich gesagt: „Sie sind zu denselben Ergebnissen gekommen, arbeiten wir also mit ihnen.“ Tatsächlich haben sie aber einen Test nach einem vorgeschriebenen Verfahren durchgeführt und nicht die Art technische Forschung betrieben, die Toyota erwartet. Sie haben eine Aufgabe erfüllt, ohne sich groß mit ihr auseinander zu setzen. Anhand dieser Erfahrung habe ich allmählich verstanden, was ein lernendes Unternehmen ausmacht.
Die USA erleben und für den US-Markt entwickeln
Das Modell Sienna aus dem Jahr 2004 ist das, was Toyota ein umfangreiches Redesign nennt – eine neue und verbesserte Version des viel gepriesenen Minivans. Toyota machte ihn größer, schneller, geschmeidiger, leiser und ungefähr 1.000 Dollar billiger. Außerdem wurden viele kleine, aber wichtige Details integriert, die einem Autofahrer in den USA das Leben komfortabler machen. Die Position des Chefingenieurs bei der Entwicklung des Sienna wurde Yuji Yokoya übertragen. Die Hauptabsatzmärkte für dieses Modell sind die USA, Kanada und bis zu einem gewissen Grad Mexiko. Yokoya hatte an japanischen und europäischen Projekten mitgewirkt, aber noch nie an einem Fahrzeugmodell für den US-Markt. Er kannte verschiedene Regionen der USA, aber hatte sie nie mit den Augen eines Chefingenieurs betrachtet, der ein Fahrzeug für den US-Markt entwickeln soll. Infolgedessen hatte er das Gefühl, er kenne den US-Markt nicht gut genug. Andere Manager hätten versucht, Marketingdaten aus irgendwelchen Publikationen zu ziehen, aber das ist nur ein Aspekt unter vielen, die Toyota berücksichtigt. Yokoya ging zu seinem Director und bat ihn um die Erlaubnis, eine Reise zu unternehmen. Er sagte: „Ich möchte durch alle 50 US-Bundesstaaten und alle 13 Provinzen und Territorien in Kanada und alle Landesteile von Mexiko fahren.“
Andy Lund, US-amerikanischer Programm-Manager des Toyota Technical Centers, hatte die Aufgabe Yokoya zu unterstützen. Dabei bot sich ihm die Gelegenheit, Yokoya auf seiner Reise durch Kanada zu begleiten. Lunderzählte die folgende Begebenheit als Beispiel für Yokoyas Entschlossenheit, die Kleinstadt Rankin Inlet in Nunavu, Kanada, zu besuchen:
Er kam an einem sehr kleinen Flughafen an und versuchte, ein Auto
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