Der Toyota Weg
aufhören. Lasst uns aufhören, uns auf harte technische Aspekte zu fixieren. Was wir stattdessen tun sollten, ist, uns auf die ‚weichen’ Aspekte zu konzentrieren. Lasst uns alle harten technischen Dinge vergessen und das Modellkonzept, das wir ganz neu entwickeln wollen, von Anfang an noch einmal durchgehen“ (Itazaki, 1999). Uchiyamada leitete eine Brainstorming-Sitzung über die zentralen Merkmale, die ein Auto des 21. Jahrhunderts auszeichnen sollten. Einige Tage später und nachdem zahlreiche Schlüsselworte zusammengetragen und diskutiert worden waren, dampfte das Team die Liste auf zwei Kernkonzepte ein, die die gesamte weitere Entwicklung bestimmten: „natürliche Ressourcen“ und „Umwelt“.
Autoabgase machen ungefähr 20 Prozent des weltweiten Ausstoßes an Kohlendioxid aus. Ungefähr ein Viertel der Weltbevölkerung besitzt ein Auto. Das Ziel für das Projekt G21 lautete „ein kleines, Benzin sparendes Auto“. Schließlich war der Hybridantrieb der Schlüssel zur Lösung. Ein Elektroauto wäre sicher Treibstoff sparend gewesen und hätte fast keine Abgase produziert, aber es wäre weder praktisch noch bequem gewesen. Man benötigt eine separate Infrastruktur zum Aufladen der Batterien, die bekannten Technologien erlauben nur kurze Distanzen zwischen zwei Ladevorgängen, und die Batterien, die über die nötige Betriebsdauerverfügen, sind riesig. Das Auto wäre ein „Batterieträger“ gewesen. Die Treibstoffzellentechnologie auf der anderen Seite war zwar sehr viel versprechend, aber die technische Entwicklung steckte erst in den Anfängen und war von einer Umsetzung möglicherweise noch Jahrzehnte entfernt.
Die Hybridtechnologie war eine gelungene Mischung aus sparsamem Benzinverbrauch, geringen Schadstoffemissionen und hoher Praktikabilität. Die Grundidee besteht darin, die Vorteile des Verbrennungsmotors mit den Vorteilen des batteriebetriebenen Motors zu verbinden und die Energie, die während des Fahrens und Bremsens erzeugt wird, maximal zu nutzen. Verbrennungsmotoren sind während der Beschleunigung nicht sehr effizient, aber umso effizienter, sobald eine bestimmte Umdrehungszahl erreicht ist. Elektrische Motoren sind dafür bei schneller Beschleunigung sehr gut. Wenn Gasmotoren laufen, können sie gleichzeitig die Batterien aufladen, was zu einem harmonischen Zusammenwirken von Gasmotor und elektrischem Motor führt. Bei den ausgeklügeltesten Hybridtechniken steuert ein Computer den wechselseitigen Einsatz beider Motoren, je nach Geschwindigkeit, Straßenbeschaffenheit, Zahl der Insassen und anderen Variablen. Selbst die Energie, die bei einem Bremsvorgang verbraucht wird, kann als elektrische Energie erneuert werden.
Der Hybridantrieb erhält Unterstützung von der Unternehmensspitze
Zu jener Zeit, im Jahr 1994, lehnte das Projektteam das Konzept eines Hybridantriebs noch ab. Diese Technik galt als zu neu und mit zu vielen Risiken behaftet. Im September desselben Jahres traf das Team mit Executive Vice President Akihiro Wada und Managing Director Masanao Shiomi zusammen. Dabei wurde auch über die Hybridtechnologie gesprochen, aber es kam keine Entscheidung zustande. Das G21-Team erhielt neben der Weiterverfolgung der Entwicklung des G21 die zusätzliche Aufgabe, den G21 auf Toyotas Autoshow im Oktober 1995 als Konzeptwagen vorzustellen. Das hieß, das Team hatte gerade mal ein Jahr, um das Vorzeigeobjekt der Autoshow zu entwickeln.
Als die Teammitglieder im November 1994 mit Wada zusammentrafen, sagte dieser beiläufig: „Übrigens, Ihre Gruppe arbeitet doch auch an dem neuen Konzeptauto für die Autoshow, oder? Wir haben kürzlich beschlossen, dieses Modell als Hybridfahrzeug zu entwickeln. Das vereinfacht die Erklärung für seinen geringen Treibstoffverbrauch“ (Itazaki, 1999). Kurz danach wurde die Messlatte in einem weiteren Meeting mit Wada und Shiomi, das Ende 1994 stattfand, noch höher gelegt. Es schien, als habe sich die Unternehmensführung darauf verständigt, dass ein um 50 Prozent reduzierter Spritverbrauch für das 21. Jahrhundert nicht ausreiche.Sie wollte wesentlich größere Einsparungen sehen. Uchiyamada protestierte, das sei mit der vorhandenen Motortechnologie einfach nicht möglich, worauf er die Antwort erhielt: „Da Sie sowieso schon dabei sind, für die Autoshow ein Hybridfahrzeug zu entwickeln, gibt es keinen Grund, warum dieser Hybridantrieb nicht auch für die laufende Produktion verwendet werden soll“ (Itazaki, 1999).
Dabei offenbarte sich
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