Der Toyota Weg

Natürlich gibt es Richtlinien darüber, wie viele Änderungen man an einem Tag vornehmen kann, also haben wir immer die Teile da, die wir dazu brauchen.
    All das geschieht innerhalb des gleichmäßigen Produktionsplans, der mehrere Monate zuvor entwickelt wurde. Cabito fährt fort, die Realitäten einer Fertigungsstraße zu erklären, in der ein Modellmix hergestellt wird:
    Sie haben vielleicht eine Reihe Fahrzeuge mit selbsttragender Karosserie – einen Kleintransporter, dann einen Lastwagen und dann vielleicht noch einen weiteren Lastwagen, also ist jedes dritte Fahrzeug ein Van. Das ändert sich auch nicht. Sie können die Farbe verändern, und das ist nicht nur die Außenlackierung, das betrifft auch die Innenausstattung und alles andere. Immerhin kann man farblich passende Spiegel einbauen etc. Die Veränderung der Farbe ist ziemlich komplex, weil Sie beinahe das gesamte Zubehör austauschen müssen. Das Ganze wird darüber gesteuert, wie viele Änderungen rechnerisch möglich sind. Die Zahl grüner Siennas mit Lederausstattung, die wir an einem Tag fertigen können, ist natürlich begrenzt.
    Wie üblich experimentierte Toyota mit dem Build-to-Order-System anhand eines Pilotfahrzeugs – dem Solara, einer Sportcoupé-Version des Camry – im kanadischen Werk. Das Produktionsvolumen ist relativ gering. Beim Solara wurde 100 Prozent „Change-to-Order“, also eine hundertprozentige Anpassung an individuelle Bestellwünsche erzielt. Für den Lastwagen Tacoma gibt es zahlreiche Motorkombinationen. Bei diesem Modell wurde eine Anpassungsrate an spezifische Kundenwünsche, die von den Händlern an Toyota weitergeleitet wurden, von mehr als 80 Prozent erzielt. Cabito beschrieb mir den Verkaufsansatz dazu:
    Wir platzieren eine einzige Monatsbestellung drei Mal. Wir bestellen vier Monate im Voraus, drei Monate im Voraus, zwei Monate im Voraus. In dieser Zeit werden alle Komponenten bereitgestellt und Zulieferer koordiniert. Für die Juli-Produktion wird die abschließende Bestellung im Mai abgegeben. Also erfolgt Ihre Bestellung 60 Tage im Voraus. Dann können wir die Bestellung in den US-Werken jede Woche verändern. Jede Woche können wir etwas anderes modifizieren, das noch nicht hergestellt ist, außer dem grundlegenden Fahrzeuggehäuse.
    Wichtig ist hierbei, dass die Toyota-Kultur nicht erlaubt, dass Manager und Ingenieure sagen: „Das geht nicht.“ Das strikte Prinzip
heijunka
bleibt also nicht lange so strikt. Auf der anderen Seite wird es wegen eines neuen Trends wie „Build-to-Order“ nicht einfach über den Haufen geworfen. Die Frage ist: Wie können wir den Wunsch der Kunden erfüllen, Wahlmöglichkeiten zu haben, und das Auto trotzdem schnell liefern, ohne die Integrität des Produktionssystems zu korrumpieren? Im Problemlösungsstil nach dem Toyota-Weg setzten sich die Ingenieure eingehend mit der Situation auseinander, experimentierten in der Fertigungshalle und setzten schließlich ein neues System um.
    Heijunka
in Dienstleistungsunternehmen
    Die Nivellierung eines Arbeitsplans ist in Fertigungsbetrieben mit hohem Produktionsvolumen einfacher als in Dienstleistungsbetrieben, deren Arbeitsvolumen üblicherweise geringer ist. Wie können Sie dort für eine gleichmäßige Dienstleistungserbringung sorgen, wo die Serviceanbieter auf Kunden reagieren und die Durchlaufzeiten der Dienstleistung von Fall zu Fall stark schwanken? Die Lösungen gleichen denjenigen in der Fertigung:
    1.
Passen Sie die Kundennachfrage in einen gleichmäßigen Arbeitsplan ein
. Das ist weiter verbreitet als man denken möchte. Warum haben Ärzte und Zahnärzte Zeitpläne für bestimmte Behandlungsmethoden, nach denen Sie sich richten müssen? Weil sie ihr Arbeitsaufkommen austarieren, um ein gleichmäßiges Einkommen zu erzielen. Zeit ist Geld in der Dienstleistung.
    2.
Richten Sie Standardzeiten für die unterschiedlichen Dienstleistungsarten ein
. Wieder sind Ärzte hier ein gutes Beispiel. Auch wenn jeder Patient unterschiedliche medizinische Bedürfnisse hat, gibt es Standardzeiten für verschiedene Vorgänge. Die Diagnose und die Behandlung sind zwei getrennte Vorgänge. Wenn Sie in die Praxis kommen, werden Sie untersucht und erhalten die Diagnose. Und dann kann der Arzt in den meisten Fällen sagen, wie viel Zeit die Behandlung in Anspruch nehmen wird.
    Toyota hat den Zeitplan für die Entwicklung von neuen Fahrzeugmodellen sehr erfolgreich austariert, auch wenn die Durchlaufzeiten mehrere Monate und oder sogar Jahre