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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Rückseite ihrer Hand gegen die Dose, sodass diese gegen die Wand prallte.
    Der Deckel löste sich. Winzige Getreideflocken flogen heraus wie lustiges Konfetti. Rue stand reglos da und sah auf das Chaos hinunter, zitternd, und ihr war heiß und kalt zugleich.
    Es war vorbei. Ihr Leben, ihre Träume. Alles war vorbei. Und sie hatte es sich selbst zuzuschreiben, sie hatte alles aufgegeben …
    Sie konnte nicht atmen. Sie fühlte es kommen, spürte, wie sich ihre Lungen verschlossen, wie ihr die Luft wegblieb. Blaue Punkte explodierten und tauchten erneut am Rand ihres Gesichtsfeldes auf. Sie ließ sich auf die Knie fallen und presste ihre Stirn auf den sauberen Boden. Die Steine bemerkte sie kaum.
    Ihr Leben, ihr Haus, ihre Freiheit. Ihre Zukunft und ihr Herz, und nun war sie für immer an ihn gebunden, und er
würde sie niemals so lieben wie sie ihn; er wusste nicht einmal, was Liebe war.
    Sie würde seine Gemahlin sein. Er hatte sie nach ihrem Preis gefragt, und sie hatte ihn genannt, nämlich den wilden, kleinen Zane, und nun würde sie nie wieder frei herumlaufen können, niemals, niemals, niemals wieder. Sie würde den Rest ihrer Tage in Darkfrith verbringen, ihm gehorchend, in seinem Schatten lebend und dem Stamm und all den wartenden Gespenstern unterworfen.
    Irgendwann kam Rue wieder zu sich. Der Boden war eisig. Ihre Hände umklammerten ihr Haar. Sie hob den Kopf und sah sich wie durch einen Schleier in der Küche um, die so strahlend sauber war, dass sie zu einer anderen Welt gehörte. Sie setzte sich auf und schlang die Arme um die Brust, bis das Zittern nachließ.
    Dann stand sie auf, um die Haferflocken zusammenzukehren. In Far Perch gab es keine Mäuse, die ihr die Arbeit hätten abnehmen können.
     
    Zeit war nicht immer gleich Zeit, dessen war er sich bewusst. Manchmal zog sie sich lang und zäh hin wie Karamell, ein anderes Mal war sie in kleine Stücke von schlichten Eindrücken zerteilt. Das blendende Aufblitzen eines Sonnenstrahls auf der Zimmerdecke. Der Flor des Teppichs unter seinen Fingern. Er wusste, dass er flach ausgestreckt auf diesem Teppich lag, dass er sich auf die Seite gestützt, dann auf den Rücken gelegt hatte. Ihm war übel, dann wieder nicht. Er fühlte sich leicht wie schwebender Nebel, nur nicht so konzentriert.
    Er war krank. So viel war Kit klar. Sein Bein brannte von oben bis unten wie Höllenfeuer - letzte Nacht war es nicht so schmerzhaft gewesen, aber jetzt … Und er fühlte, wie Schweiß sich auf seiner Haut sammelte, aus den Tiefen seiner
Brust aufstieg und seine Stirn und Leiste und seine Arme hinablief.
    Wie war das geschehen? Er war schon früher krank gewesen, aber nie so, nie so rasch und tödlich, eine Katastrophe, die hinter seinen Augenlidern brodelte.
    Krokodile. Fieber. Kit begriff mit einem Mal, was geschehen würde.
    Das Blut der Drákon reagierte in besonders heftiger Weise auf Gift. Es würde ihn entweder töten oder nicht, aber ohne Frage würde es ihn fast bis auf die Knochen aufreiben. Falls er wieder aufwachen würde - wenn er sie wiedersähe -, was auch immer geschehen würde, er durfte ihr nichts tun …
    Es gelang ihm, trotz seiner quälenden Lethargie, sich auf die Knie zu rollen und auf diese Weise emporzudrücken. Er verlagerte sein Gewicht auf den gesunden Fuß und stellte ihn unter sich. Seine Finger krallten sich in den Teppich, den Kopf hielt er aufgestützt. Er dachte an Rue. Daran, wo sie sein könnte. Gefahr lauerte auf sie, und er musste sie beschützen …
    Er richtete sich auf. Seine Hände fanden das Fußteil des Bettes aus gutem, massivem Holz, ein stabiler Trost unter seinen Handflächen. Kit konzentrierte sich, versuchte, alle Kräfte zu mobilisieren, die er aufbringen konnte, kämpfte sich hoch auf beide Füße und stützte sich schwer aufs Bett.
    Dann kletterte er hinein und ließ sich auf die Decke und die geplätteten Kleidungsstücke fallen. Er lachte in die Laken, weil er es geschafft hatte.
    Er würde nicht auf dem Fußboden sterben.
    Rue, dachte er und drückte sein Gesicht in den leuchtenden Satinstoff.

    Sie trödelte unten herum. Es kam ihr lächerlich vor, sich in der Küche herumzudrücken, dann im Wohnzimmer, vor allem, solange sie mit nichts anderem als dem Vorhang aus dem Flur bekleidet war, nur weil sie wollte, dass er nicht hörte, wie sie wieder die Treppe hinaufschlich.
    Sie stand im üppig eingerichteten Wohnzimmer, weit entfernt von dem Flecken Sonnenlicht, der die weißen und mauvefarbenen Rosen, die in den

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