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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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noch dabehalten konnte. Es war kein gesunder Ort und ganz bestimmt kein bequemer, trotz der Decken und des Essens, das sie mitgebracht hatte. Als sie zu Christoff zurückkehrte, hatte er sich in Rauch verwandelt. Sie schloss eilig die Tür, aber er kam nicht von der Decke herunter, wo er fedrig und in dünnen, kräuselnden Wirbeln hing, ohne sich aufzulösen, die ganze Zeit unentschlossen. Sie ließ sich neben dem schwachen Licht ihrer Laterne auf den Fußboden sinken, beobachtete ihn einfach nur und fragte sich, ob das sein Todeskampf war.
    Draußen begann der Donner zu grollen. Das Geräusch schwoll an und krachte um sie herum, dann verebbte es in Echos, die eisig auf der Haut waren.
    Sie merkte, dass ihre Lippen zitterten. Sie spürte, wie ihre Augen stachen. Sie erinnerte sich an den Jungen mit dem schnellen Lächeln, den sie einst angebetet hatte, und an den Mann, der ihre Hände und ihren Mund geküsst hatte und der allein mit einem verstohlenen Blick ihren Körper zum heißen Erröten brachte. Der Mann, der vom Mondlicht durchtränkten Dunst zu einem Herzen formen konnte, aber nicht in der Lage war, das Brot richtig einzuwickeln. Rue hielt den Atem an, bis es brannte.
    »Geh nicht«, sagte sie zum Rauch. Sie stand auf und streckte die Hand nach ihm aus, aber sie war nicht groß genug, um ihn zu berühren oder ihn zu erreichen, und Tränen rannen über ihre Wangen. »Geh nicht, ich werde dich retten. Das werde ich ganz bestimmt.«
    Aber selbst sie glaubte nicht daran. Nicht mehr. Er verwandelte sich nicht mehr. Als jenseits der Mauern erneut ein Donner krachte, sank sie auf den Boden und presste sich den Schal vor den Mund. Sie senkte den Kopf und beschwor sich, nicht schwach zu werden. Weinen half nie.

    Nichts half. Sie hatte es mit Medikamenten und kühlen Kompressen versucht, ihn gebadet und festgehalten und gespürt, wie das Fieber in ihm tobte. Ihr war die Salbe ausgegangen, die nach Orange roch, und sie hatte gehofft, Zane könnte mehr davon besorgen. Sie konnte Kit nicht so lange allein lassen, denn sie konnte den Gedanken daran, was geschehen könnte, nicht ertragen. Aber nun hatte sie nicht einmal mehr das. Sie hatte nie von einem besonderen Heilmittel für einen vom Fieber befallenen Drákon gehört. Vielleicht gab es keines. Auf jeden Fall hatte bei ihrer Mutter Antonia in all den Jahren nichts gewirkt, keine Kräuter, keine Tränke. Das Einzige, das jemals zu helfen schien, waren die kurzen, sonnigen Tage gewesen, an denen sie nach draußen konnte und an denen sie den Himmel und die Erde genoss.
    Irgendetwas hatte sich in ihren Gedanken festgesetzt. Rue hob den Kopf und legte die Stirn in Falten.
    Der Himmel. Die Erde. Die Steinwege.
    Stein.
    Herte.
    Sie wusste nicht, warum sie aufstand. Sie wusste nicht, warum sich ihr Geist auf eine so weit hergeholte und papierdünne Idee versteifte, über die sie gelacht hätte, hätte sie sie laut ausgesprochen gehört.
    Aber warum nicht? Nichts sonst hatte Heilung gebracht.
    Der Rauch über ihr wogte heftig und blieb unter der Decke hängen, ohne dass sich Mensch oder Tier herausschälte. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er, wenn er in dieser Gestalt stürbe, überhaupt Knochen zurücklassen würde.
    Rue ließ den Schal auf den Boden sinken. Sie verließ das Zimmer, verschloss es sorgfältig, rannte drei Schritte und vollzog die Wandlung.
    Der Sturm riss sie unvermittelt in seine Strömung und wirbelte
sie so heftig in die Höhe, dass sie jedes Gespür für oben und unten verlor. Alles war dunkel und nass und laut. Ein gewaltiger Druck begann aufzusteigen, immer höher, durch den Dunst hindurch, und riss sie beinahe auseinander. Sie hatte keinen Körper, fühlte aber die Elektrizität durch sie hindurchfließen, eine stechende Folter, die nicht nachließ. Unter ihr entlud sich der Blitz in einem mächtigen Riss und versprengte sich mit einem röhrenden Krachen wahllos in alle Richtungen. Sie war wieder frei, drehte sich, und verwandelte sich rasch in einen Drachen, um über die Wolken hinaufzusteigen.
    Nur dass ihr das nicht gelang. Da war zu viel Wind, und die Wolken schienen kein Ende zu nehmen. Sie hatte keine Ahnung, ob sie den richtigen Weg eingeschlagen hatte, oder ob sie aufs Meer hinausgezogen wurde.
    Sie konnte nichts sehen.
    Erneut baute sich elektrischer Druck auf. Rue tauchte ab. Der Blitz durchschnitt den Himmel über ihrem Kopf und schleuderte Feuerbälle, die in ihren Augen schmerzten. Sie fiel und fiel, und der Regen trommelte auf ihren

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