Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
Vom Netzwerk:
Rücken. Ihre Flügel begannen unter der Anstrengung zu zittern. Sie war dafür nicht geschaffen. Sie war noch nie in einem derartigen Sturm geflogen. Wenn sie sich in Rauch verwandelte, könnte sie vielleicht genug Kraft haben, um sich den Winden entgegenzustemmen.
    Eine weitere Lichtexplosion. Die Wolken wurden allesamt von einem Blitz aus ungezähmter Wut erhellt. Pfeilschnell schoss sie durch die Wolken, ließ sich von der Schwerkraft zu Boden holen und vermied nur um Haaresbreite einen Sturz in den Schlund der spritzenden Themse unter ihr.
    Sie hielt sich eng über der Wasseroberfläche. Regen und salzige Gischt prasselten auf sie ein. Aber am Ufer waren Lichter zu sehen. Sie steuerte darauf zu und vollzog erst
dann die Wandlung, als sie ganz sicher war, einen Kai entdeckt zu haben. Sie landete unter einer beschädigten Markise an einem Haus, dessen schwarze Fensterläden verschlossen waren. Dort fiel sie auf die Knie, presste ihr Gesicht in die Arme und wartete, bis sich das Entsetzen in ihrem Herzen gelegt hatte.
    Drei Männer in Ölkleidung taumelten an ihr vorbei, so nahe, dass sie die regennassen Wangen und den feuchten Bart desjenigen erkennen konnte, der ihr am nächsten war. Niemand bemerkte sie.
    Rue verwandelte sich in Rauch und machte sich auf den Weg weiter ins Landesinnere.
     
    Im Innern von Far Perch waren Kerzen entzündet worden. Flackerndes Licht war in beinahe allen Fenstern zu sehen, und es versetzte ihr einen solchen Schrecken, dass sie in einer Baumkrone auf der anderen Seite des Grosvenor Square Gestalt annahm. Dort klammerte sie sich an die hohen Äste wie ein halbertrunkener Affe und spähte durch den Sturm.
    Ein Schatten huschte am Salonfenster vorbei. Ein Mann. Ein weiterer Mann gesellte sich zu ihm. Sie standen in dunklen Mänteln und mit weißen Perücken beieinander und berieten sich. Natürlich: Kits Wachen. Die fünf Männer, auf die sie sich geeinigt hatten, waren inzwischen aus Darkfrith eingetroffen. Gütiger Himmel, wie viel Zeit war seit diesem Tag im Zimmer des Rates vergangen? Er schien ein ganzes Menschenleben her. Sie stieß einen erleichterten Seufzer aus und war mit einem Mal so dankbar, dass sie beinahe ohnmächtig geworden wäre. Also würde sie das nicht allein durchstehen müssen. Sie könnte ihnen von Christoff erzählen, und sie würden ihr helfen. Sie würden …
    Drei weitere Männer waren in einem Fenster ein Stockwerk
darüber zu sehen. Und noch zwei am anderen Ende des Hauses. Und ein anderer im Wohnzimmer.
    Acht. Neun. Das Vorderzimmer mit Zanes beschädigtem Fensterpfosten schien der Hauptversammlungsort zu sein. Es hatte zwei Fenster mit eleganten Rundbögen nach vorne hinaus, und ein weiteres, das goldenes Licht an der Hausseite warf. Alle drei Fenster hatten filigrane Bleieinfassungen, was der Fassade des Herrenhauses den Charme prächtiger, altmodischer Eigenwilligkeit verlieh. Innerhalb von Minuten zählte Rue mindestens zwölf Gestalten.
    Ein Mann mit langer Perücke trat an die Scheibe und starrte hinaus in den Regen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, den Blick auf ebenjene Stelle gerichtet, wo Rue im Baum hockte. Rue umklammerte die rutschigen Äste noch fester und verbarg sich reglos hinter den Blättern.
    Parrish Grady. Sie konnte erkennen, dass er es war, obwohl das Licht auf seinen Rücken fiel. Es waren nicht nur die fünf Männer, die sie geschickt hatten, es war der gesamte Rat. Sie alle waren nach London gekommen, und wer weiß, wie viele Wachen sie darüber hinaus noch mitgebracht hatten.
    Sie hatten die Abmachung gebrochen.
    Ich hatte vor, Herte an den Rat zu übergeben, damit er darauf aufpasst.
    Kits Worte am Morgen ihres Streites. Mit einem kurzen, ungläubigen Stöhnen schüttelte sie den Kopf. Er hatte niemals vorgehabt, Herte an die Wachen zu übergeben. Er hatte auf Grady gewartet. Und die anderen. Er hatte es laut ausgesprochen, und sie hatte keinen weiteren Gedanken daran verschwendet.
    Der Rat ist noch nicht eingetroffen …
    Er hatte es gewusst. Er hatte mit ihnen zusammengearbeitet. Und er hatte ihr in die Augen geschaut und sie mit ebenjenem
unbekümmerten, das Herz betörenden Charme, den sie immer so bewundert hatte, angelogen. Er hatte niemals vorgehabt, sie gehen zu lassen, keineswegs.
    Da sie im Baum festsaß, legte sie nur vorsichtig den Kopf auf die Handgelenke und knirschte mit den Zähnen. Möge Gott sie vor betrügerischen Männern schützen. Was sollte sie denn nun tun?
    Ohne Kit konnte sie Far Perch nicht

Weitere Kostenlose Bücher