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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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ernsten Mund, die klaren Augen unter den schwarzen Wimpern. Zu ihren Füßen lag ein achtlos dahingeworfener Berg aus Taft.
    Kit betrat die Zelle und trug ein Tablett mit ihrem Frühstück hinein, und er musste einen raschen Schritt zur Seite machen, um nicht über die Überreste des Tisches zu stolpern, der gewöhnlich in der Ecke des Raumes stand.
    »Ich brauche neue Kleidung«, sagte Rue Hawthorne.
    Er sah sich nach einer anderen Möglichkeit um, das Tablett abzusetzen, begriff, dass es keine solche gab, und stellte es auf das Bett neben sie.
    »Gewiss«, antwortete er.
    »Und ein Bad.«
    »Natürlich.«
    Er beugte sich vor und griff nach dem, was einst das Bein des Tisches gewesen war, dann warf er ihr einen Blick zu. Sie erwiderte ihn. Ganz langsam hob sie die Brauen, als wolle sie ihn zu einer Bemerkung herausfordern.
    »Ich habe mich ganz genauso gefühlt.« Er ließ das Holz wieder zu Boden fallen. »Es war schrecklich.«
    Sie richtete den Blick zu Boden. Mit dem gesenkten Kinn und ihren Lippen in diesem weichen, sittsamen Bogen war sie geradezu ein Abbild einer eingeschüchterten Frau - eine bezaubernde schauspielerische Vorstellung.
    Gott, wenn er nur nicht wüsste, wie sie ohne diese Decke aussah.
    Die Schatten tanzten. Hinter ihm brachte die Wache eine neue Laterne, und Kit drehte sich um, um sie in Empfang zu nehmen. Als sich die Tür wieder zu schließen begann, bemerkte Kit, wie sich Rues Brust plötzlich wölbte, wie sie ein wenig tiefer als zuvor einatmete, um noch den letzten Rest der frischen Luft auszuschöpfen.

    Es konnte nicht einfach sein, an diesem Ort sein zu müssen. Schließlich war er dafür gedacht, Buße zu tun.
    »Es wird ein schöner Tag«, bemerkte Kit leichthin und ließ sich auf der anderen Seite neben dem Tablett aufs Bett sinken. »Die Sonne steigt, der Himmel klart auf. Es weht eine leichte Brise, aber nur eben genug, um die Grasnelken aufzuplustern. Heute Morgen habe ich einige davon im Roggen auf dem Nordfeld entdeckt. Alles riecht nach Frühling.«
    Sie blieb schweigsam und blickte auf das ausgeblichene Deckchen auf dem Tablett und die Zuckerschale aus Kornblumenporzellan. Im schmalen Schein der Laterne glänzte ihr Haar wie fließende Tinte, und der Zopf zog sich wie ein Pinselstrich über ihren Rücken hinab.
    »Und Geißblatt«, fügte er hinzu und schlug die Beine übereinander. »Es blüht jetzt viel davon. Erinnerst du dich daran?«
    Sie durchbohrte ihn mit ihrem Blick. »Wann wird es so weit sein?«
    »Was?«
    »Der Rat. Wann wird er zusammenkommen?«
    »Mittags«, antwortete er. »Und die Zeremonie wird um vier Uhr stattfinden.«
    Sie wurde ein wenig blasser; er hätte es nicht für möglich gehalten.
    »Die Hochzeitszeremonie«, sagte er. »Was hast du denn geglaubt?«
    Auf ihren bleichen Wangen erblühten zwei neue rote Flecken. Er lächelte deswegen, ein beißendes Lächeln, von dem er wusste, dass es sie nicht trösten würde. Aber es wischte die letzte Spur der vorgespielten Unterwürfigkeit fort.
    »Ich habe dir etwas anderes mitgebracht.« Er griff in seine Weste und förderte eine gefaltete Zeitung zu Tage. Dann streckte er sie ihr entgegen, doch ihre verkrampften Finger
öffneten sich nicht, und so schlug Kit sie auf und hielt die Vorderseite ins Licht.
    »Schau doch. Ich dachte, das würdest du gerne sehen. Du bist noch immer berühmt.«
    Monster am Himmel !, schrie die Überschrift in dicken, schwarzen Buchstaben. Unmittelbar darunter befand sich eine Illustration von zwei ineinander verschlungenen Bestien, wahrhaft schauderhaft, unter denen die Menschen scharenweise voller Entsetzen davonliefen.
    »Vielleicht auch eher berüchtigt«, korrigierte sich Kit, noch immer lächelnd. »Einer der Burschen, die noch geblieben waren, um das Haus abzuschließen, hat sie mitgebracht. Ich nehme an, wir haben ein ganz schönes Schauspiel geboten.«
    »Ein Wunder, dass niemand auf uns geschossen hat«, bemerkte sie mit leiser Stimme.
    »Aber nicht doch. Das hat durchaus jemand versucht. Ein gewisser Master Eugene Sumner, der Bootsmann eines guten Schiffes, der Rip Tide . In der Tat ist er offensichtlich ein hervorragender Schütze, denn nicht weniger als vier seiner Kameraden bezeugten, dass es ihm gelang, uns auf den Grund des Flusses zu befördern.« Gedankenverloren sah Kit von der Zeitung auf.
    »Vielleicht bekommt er dafür einen Orden.«
    »Eine Schande, dass er nicht getroffen hat.«
    Er ließ die Zeitung sinken.
    »Dass er dich nicht getroffen hat«, fügte sie

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