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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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unbeteiligt, beinahe gelangweilt, hatte sein Gewicht auf nur einen Fuß verlagert und hielt seine Hände hinter dem Rücken verschränkt. Er schien das Paar auf dem nächsten Sofa zu beobachten. Der Mann hatte seine Krawatte gelöst und seinen Kopf auf die Kissen gebettet; die Frau hatte die Hände um seinen Arm geschlungen. Dann wandte Kit seinen Blick Rue zu. Seine Augen brannten in einem beißenden, beißenden Grün.
    »Aber es ist ja leer«, stellte Portia mit einem bezaubernden kleinen Schmollmund fest. »Ich brauche eine Haarlocke von Ihnen dafür!«
    »Natürlich.« Rue ließ das Medaillon in die Hand des Mädchens sinken und warf Mim ein knappes Lächeln zu. Dann wechselte sie ins Englische. »Tatsächlich glaube ich, wir sollten uns sofort darum kümmern.«
    Mim nickte dem Marquis zu. »Und Ihr Freund?«
    »In dem Medaillon ist genug Platz für zwei Locken, denke ich.«
    »Gut. Portia, das dritte Zimmer ist vorbereitet.«
    »Oui, Madame.«
    Sie griff nach Rues Hand, dann nach Christoffs, und führte sie beide zu einer geschwungenen Tür, vorbei am Cembalo. Während ihrer Abwesenheit hatte jemand anderer Portias Platz eingenommen, um das Spiel fortzusetzen. Als sie davongingen,
begann eine neue Melodie leicht und körperlos durch den Raum zu schweben und sie den Flur hinunter zu begleiten, wo die Klänge von den Fußböden und Wänden zurückgeworfen wurden.
    Portia machte vor einer verkleideten Tür halt und öffnete sie für sie beide. Rue trat als Erste ein und erkannte den Schnitt des Zimmers wieder, die Möbel und den süßlichen, künstlichen Geruch von Schminke und Duftwasser und, darunter, von Putzmitteln.
    Der Marquis schloss die Tür. Portia warf ihm einen raschen Blick unter schweren Lidern zu, den Rue, die in der Grafschaft aufgewachsen war, schon Tausende Male gesehen hatte. Dann ging sie zum Bett. Sie lupfte ihren Rock und kletterte auf die Matratze, um nach einer geschnitzten, hölzernen Rosenblüte in einer der Kranzleisten zu greifen, die die Wände säumten. Es gab ein Klicken, dann ein Ächzen. Unter einer Wolke abgestandener Luft glitt die Geheimtür neben dem Kopfteil des Bettes zur Seite.
    Portia stieg wieder von der Matratze herunter und ging zur Öffnung.
    »Danke für das Medaillon«, sagte sie mit einem schüchterneren, natürlicheren Lächeln an Rue gewandt.
    »Nicht der Rede wert.«
    Das Mädchen senkte den Kopf und verschwand. Die Tür glitt wieder zurück.
    Rue war bei nicht weniger als sieben Gelegenheiten in diesem Raum gewesen, und jedes Mal hatte er sich für sie gleich angefühlt, kalt und einsam, beinahe erstickend, trotz des wunderbaren Bettes mit seinen scharlach- und korallenroten Vorhängen, dem runden Ledertisch, auf dem ein Backgammon-Spiel ausgebreitet lag - das mit Sicherheit niemand je benutzt hatte -, und den beiden zusammengehörigen Spiegeln, die einander
gegenüber aufgestellt waren, sodass sie, wenn sie zwischen ihnen stand, nur sich selbst immer und immer wieder sah, bis sie sich in der silbernen Leere am Ende verlor.
    Sie spähte an den Kanten ihrer Rahmen vorbei. Dort gab es kleine Schränke, die sie noch nie geöffnet hatte, und Stellen, die sie noch nie wahrgenommen hatte. Es reichte, die Rosenblüte zu kennen und zu wissen, dass die Haupttür unverschlossen war.
    »Du kannst dich entspannen«, sagte sie zu Christoff, der noch immer in der Nähe der Tür stand. »Niemand wird uns hier hören. Es gibt Gucklöcher, aber sie werden keine Verwendung finden.«
    Er hatte sie bereits bemerkt: unauffällige Löcher in den Blumen auf der Wandtapete, dazu gedacht, die Sinne zu verwirren. Orte wie diese boten selten tatsächliche Abgeschiedenheit. Er lauschte angestrengt in die Stille. Rue hatte recht. Hinter den falschen Wänden war kein Atmen zu hören, keine anderen Gerüche als nach Staub und Ratten gingen von ihnen aus. Sie waren allein.
    Eine Kupferkette lag um einen der Bettpfosten gewunden. Kit ließ einen Finger über die einzelnen Glieder gleiten, als er daran vorbeiging. »Scheint mir kein Raum zu sein, der besonders zur Entspannung gedacht ist.«
    »Nein«, stimmte Rue mit der Andeutung eines Lächelns zu. Sie setzte sich an den Tisch und rückte ihr Rapier zurecht.
    »Vertraust du diesem Mädchen?«
    »In ungefähr einer Stunde wird sie an ihr Cembalo zurückkehren und ihr neues Medaillon tragen. Sie wird noch eine Stunde dort bleiben, aber um zehn Uhr kann sie gehen. Auf alle Fragen hinsichtlich des Comte wird sie mit diskreten Einzelheiten antworten:

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