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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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einbringen würden, als eine Kellnerin in einem Jahrzehnt verdiente.
    Sie würde ohne Zweifel drei Monate lang von diesen Schnallen leben können. Das Haus, die Bediensteten, Essen, Kohlen und Fahrtkosten: drei Monate. Und sie nahm an, er
hatte bislang kaum bemerkt, dass sie an seinen Schuhen befestigt waren.
    Rue flüsterte und hob den Blick zu ihm: »Von diesem Augenblick an bin ich der Comte du Lalonde, ein Aristokrat mit Grund und Boden in Corrèze und gerade genug Einkommen, um es nach Belieben zu verschwenden. Ich spiele, ich trinke, und ich genieße die Gesellschaft von Frauen.«
    Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck ausgesprochen angespannter Ernsthaftigkeit, der sowohl verborgene Nachdenklichkeit als auch Belustigung und alles, was dazwischen lag, hätte sein können.
    »Es ist unerlässlich, dass du nichts davon vergisst, während wir hier sind. Nenne mich nicht bei meinem wahren Namen. Behandle mich nicht wie eine Frau.«
    »Ich werde versuchen, daran zu denken, Comte.«
    Belustigung. Ihre Augen wurden schmal.
    »Wenn du das nicht ernst nimmst, kannst du genauso gut sofort wieder gehen.«
    »Nicht ohne dich.«
    »Dann mach dich wenigstens nützlich. Wenn du mich auf diese Weise anschaust, sobald wir erst mal drin sind, werden sich die Leute fragen, warum wir uns überhaupt mit Huren abgeben.«
    Sein Blick verdüsterte sich, sein Mund wurde ein fester Strich. Sie hatte ihn verletzt. Gut. Er hatte sie den ganzen Morgen über angestarrt, wenn er glaubte, sie würde es nicht sehen. Seine Gesichtszüge waren voller Begehren, seine Augen wild, als wolle er seinen Hunger stillen, sie verschlingen. Aber hinter diesem Blick schlummerte noch etwas viel Schlimmeres. Dahinter war etwas, das flackerte und sie mitten in die Brust traf, eine Zartheit und ein Erkennen und ein dünner, leerer Schmerz, der ihr ganzes Wesen zu durchdringen schien.

    Ihr war flau im Magen, und ihr Herz verkrampfte sich. Sie glitt wieder zurück in die Erinnerungen an seine Küsse und seinen Geschmack, der wie Herbsthonig an ihren Lippen hängen blieb.
    … Ich will hören, wie du meinen Namen stöhnst, wenn ich in dir bin …
    Es war besser, ihn in Rage zu versetzen. Dann konnte sie auch diese Erinnerungen verscheuchen.
    Rue setzte ihren Hut ab und ordnete die silberblauen Locken auf ihren Schultern. »Ich werde dich nicht vorstellen. Bleib einfach bei mir und versuche …«
    »Ja?«
    »Weniger missbilligend auszusehen. Du bist zum Vergnügen hier, Lord Langford.«
    Seine Lippen verzogen sich zu dem ihr vertrauten, oberflächlichen Lächeln, das ihn so umgänglich wie einen Wolf im Käfig wirken ließ.
    »Très bien.« Sie drehte sich um und ging voraus, die Treppe empor.
    Der Majordomus und alle Männer an der Tür kannten den Comte du Lalonde. Rue kam zwar nicht oft hierher, aber die Männer wurden dafür bezahlt, dass sie sich Gesichter einprägten, ebenso wie Mäntel und Gehstöcke. Sie wurde mit formvollendeten Verbeugungen begrüßt. Der Marquis blieb unmittelbar hinter ihr. Man führte sie in einen leeren Salon im Vorderteil des Hauses und ließ sie höflich allein.
    »Wie konventionell«, sagte Christoff und griff nach einer bemalten Porzellanfigur eines Hirschen und eines Hasen, die auf einem secrétaire stand. Dann ließ er den Blick durch das Zimmer schweifen. »Ich hatte doch zumindest auf Samt an den Wänden und Wasserpfeifen gehofft.«
    »Tut mir leid, wenn du enttäuscht bist.« Sie stand neben einem
kleinen Sofa mit rosafarbenen Chintzbezug, eine Hand auf das Rapier gelegt, und beobachtete ihn, wie er zu den Fenstern hinüberging. Seine Umrisse verschwammen vor den Scheiben; ein schattenhafter Mann, der sich zwischen Gazevorhängen und Stuckarbeiten von fleur-de-lis und Efeu bewegte. In einer vergoldeten Vase in der Ecke prangten dicke, cremigweiße Tulpen, und er wirbelte ihren Duft auf, als er an ihnen vorbeiging.
    »Dein Läufer ist ein Stammkunde hier?«
    »Vielleicht. Er kennt diesen Ort auf jeden Fall. Aber wir sind hergekommen, um jemand anderen zu treffen.«
    Kit klopfte mit dem Finger auf eine der Tulpen, sodass die Blütenblätter und der Stängel erbebten. »Du bewegst dich in ausgesuchten Kreisen, Monsieur le Comte.«
    »Nur wenn es nötig ist.«
    Eine weitere Flügeltür wurde geöffnet, die tiefer ins Haus hineinführte. Eine Frau schlüpfte ins Zimmer und lief mit ausgestreckten Händen auf Rue zu. Sie hätte geradewegs von einem Abend bei Hofe zurückkommen können, mit ihrem prächtigen Kleid aus Seidentaft, in

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