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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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ihm Ihre Mahlzeit geben.«
    »Jawohl.«
    »Sehr gut. Vergessen Sie es nicht.«
    »Nein.«
    Christoff bückte sich, um den Haken aufzuheben, und gab ihn dem Mann zurück. »Räumen Sie das weg.«
    Der Wächter drehte sich um und ging davon, ohne den verschreckten Tieren in den Käfigen ringsum einen Blick zu gönnen. Rue und Christoff kehrten zur Baumgruppe zurück, und das Geheul der Hyäne ging in ein tiefes, kehliges Knurren über.
    »Beeindruckend«, sagte sie. »Konntest du das schon immer?«
    »Fast immer, ja. Es funktioniert natürlich nur bei Menschen, und gewöhnlich ist der Effekt nur kurzzeitig. Was ist mit dir? Du hast all die anderen Gaben. Kannst du das nicht?«
    »Manchmal«, gab sie zu, und er lächelte, warm und atemberaubend. Ein Lächeln, von dem sie hoffte, dass es niemand sonst zu sehen bekäme.

    »Man muss es nur üben, Rue-Liebling.«
    »Comte!«
    »Comte«, wiederholte er und nickte. »Und wo wir gerade vom Üben sprechen …«
    »Ich spüre es«, sagte sie, und zu ihrer Überraschung stimmte es. Sie schloss die Augen und spürte dem Hauch von Erkenntnis nach, flüchtig, nicht zu greifen, wie eine tanzende Flamme am Horizont hinter ihren Augenlidern.
    »Es ist nur schwach. Aber … Herte war hier.«
    »Ich glaube, das ist immer noch der Fall. Spürst du den Läufer?«
    Sie versuchte es noch einen weiteren Augenblick lang. »Nein.«
    »Trotzdem, einer von zwei Versuchen war erfolgreich. Nicht schlecht für den ersten Tag. Sollen wir diesen Weg nehmen, Monsieur?«
    Dann gingen sie den Weg hinunter auf einen Pferch zu, in dem ein Panther mit großen, erschrockenen Augen saß, der sich mit aufgestelltem Fell in eine Ecke drückte und sie unablässig anfauchte. Einige Schulmädchen drängten sich zu eng an die Gitterstäbe und winkten atemlos mit den Fingern nach dem Panther.
    »Das war freundlich von dir«, flüsterte Rue. »Was du dort für dieses Tier getan hast.«
    »Nun ja, wer weiß?« Der Marquis warf der aufgebrachten Raubkatze einen Blick durch halbgesenkte Lider zu. »Hätte sich die Welt um eine andere Achse gedreht, würden vielleicht wir in diesem Käfig sitzen.«
     
    Die Menagerie war nicht groß, gemessen am Londoner Standard, doch sie brauchten beinahe den halben Nachmittag, um sie von vorne bis hinten zu durchkämmen. Christoff bestand
darauf, dass sie bei jedem Käfig haltmachten und das Gekreische, das sofort angestimmt wurde, aushielten, während sie versuchten, noch einmal Herte aufzuspüren. Und so folgten sie einfach ihren Sinnen und wanderten blind zwischen den Bäumen umher.
    Es dauerte nicht lange, bis Rue klar wurde, dass er sie führte und dass er auf sie wartete, wenn sie eine Pause machte oder irgendwo zögernd verharrte. Zweimal, als niemand in der Nähe war, streckte er seine linke Hand aus und zeigte ihr, wie sie ihre Fingerspitzen gegen die seinen legen sollte, Daumen an Daumen, Zeigefinger an Zeigefinger und so weiter; nur ein Hauch von einer Berührung, und Wellen von Empfindungen durchströmten sie.
    »Jetzt«, flüsterte er unter den ohrenbetäubenden Schreien eines roten Papageienpaares. »Versuch es jetzt.«
    Und im Verbund mit seiner Energie flackerte etwas in ihr auf.
    Rue schloss nicht mehr länger die Augen, um die Macht des Steines zu spüren, den sie suchten. Stattdessen sah sie Christoff an, verlor sich in seinem Blick, der so klar war wie ein Smaragd, den man in die Sonne hält: ein Grün, das zugleich durchsichtig rein und strahlend wie ein Kristall war.
    Sogar die Kopfschmerzen, die sie vom Geschrei der Papageien bekam, waren weniger stechend.
    Aber der Diamant befand sich nicht bei den Papageien.
    Die Sonne hing tief am Himmel, als sie zusammen vor dem letzten der Gehege standen. Die meisten Tiere schienen sich so verausgabt zu haben, dass sie in eine Art Trancezustand verfallen waren. Inzwischen gab es kaum noch Besucher in der Menagerie. Die Spatzen vom Morgen waren nicht zurückgekommen. Es gab lange, gespenstische Minuten der Stille, in denen nur der Lärm der Stadt hinter den Bäumen zu hören
war. Das Tageslicht begann zu schwinden, einen goldenen Ton anzunehmen und Schatten, in denen sich Blätter dunkel abhoben, über ein schmales Loch zu werfen. Dieses war mit Steinen und schlammigem Wasser gefüllt, auf dem gelber Schaum in langen, schlangengleichen Schlieren schwamm.
    Krokodile , verkündete das Schild vor der Kuhle. Gefährliche Menschenfresser aus Kleopatras großem Fluss Nil .
    Einer der Steine tauchte auf und entpuppte sich als

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