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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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ausgestorben und dunkel, doch Zane wusste, dass man auf den Schein der Dinge nicht vertrauen durfte. Deshalb beobachtete er Far Perch eine ganze Weile lang. Er hockte hinter den Stalltüren und hielt seine zu Schalen gebogenen Hände vor den Mund, um sein Gesicht in der kalten Nacht zu wärmen. Im Stall war es eisig und feucht und ausgesprochen trostlos. Das Heu, das dort angehäuft war, roch schimmelig. Falls Langford Pferde besaß, so gab es hier keinerlei Spuren von ihnen, kein Wasser, keine Decken oder Kutschen, nicht einmal ein paar lumpige Körner von verstreutem Hafer. Und er war davon überzeugt, dass es auch keine Ratten gab.
    Er hätte das ziemlich seltsam gefunden, wenn es sie nicht gegeben hätte. Auch sie hatte nie Vieh gehalten.
    Dunst ließ den Himmel silberfarben erscheinen, verhüllte die Sterne und verwandelte den Mond in ein böse funkelndes Auge. Auch die Schatten schienen tiefer, was ihm für seine Zwecke sehr entgegenkam.
    Reglos wartete er. Schon unzählige Male zuvor hatte er sich auf diese Weise auf die Lauer gelegt und wusste, wie er sich
in den kalten, einschläfernden Stunden wach halten konnte. Er rollte seine Zehen im Innern seiner Stiefel zusammen, einen nach dem anderen, und spürte, wie die Nägel über das Leder kratzten. Er schnitt Grimassen, kniff die Augen zusammen, öffnete seinen Mund, legte die Stirn in Falten. Er knackte mit den Fingerknöcheln , zwei, drei, vier, fünf , und streckte seine Arme aus.
    Der Gestank des Schimmels führte allmählich zu einem wachsenden Druck hinter seinen Augen. Zane blinzelte, um seine verschwommene Sicht zu klären, und starrte angestrengt in die schwarzen Fenster des Herrenhauses. Nichts bewegte sich. Er war schon seit zwei Stunden dort, und auf dem Hof vor den Ställen und im Küchengarten hatte es ebenso wenig ein Lebenszeichen gegeben wie im Haus.
    Nun gut.
    Er schlich sich aus dem Stall, huschte über den Hof bis zum Zaun und durch die Bäume hindurch, dann entlang der schmalen Seite des Gebäudes zur Vorderseite, wo er noch einmal stehen blieb und aufmerksam auf jedes Gefährt wartete, das dort vorbeikommen könnte.
    Die Straße war leer. In einem Gebäude mit weißen Säulen, drei Häuser weiter, war im zweiten Stock das Licht entzündet worden, aber das war auch alles. An den anderen Behausungen waren die Fensterläden geschlossen worden.
    Zanes Erfahrung nach gab es nur zwei Sorten von vornehmen Leuten: die wilden Kater, die sich die ganze Nacht herumtrieben, und solche, die wie weinerliche Säuglinge früh zu Bett gingen.
    Er schätzte, dass der Marquis von Langford eher der Typ Kater war, jedenfalls hatte er dieses animalische Funkeln in den Augen gehabt.
    Zane selbst war weder betrunken, noch schlief er; er war
stocknüchtern und hellwach. Zum wiederholten Mal schlich er zu Langfords Salonfenster und drückte seinen Handballen gegen die schwache Stelle des Fensterpfostens.
    Nichts.
    Er presste fester, sah sich um und wagte es schließlich, kurz hochzuspringen, um herauszufinden, was nicht stimmte. Zweimal musste er hüpfen, bevor er es sah: Ein Holzstück war unter das Schloss gedrückt worden.
    Leise fluchend ließ er sich auf den Boden sinken. Er hätte es ihr niemals erzählen sollen, wie er beim ersten Mal hineingekommen war. Sie hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nichts von ihm hören wollte, bis sie ihm eine Nachricht zukommen ließ, aber die Angelegenheit drängte. Er musste mit ihr sprechen, und zwar ohne dass dieser verdammte Marquis dabei war, der ein Auge auf sie hatte wie ein verdammter Wachposten, der die verdammten Kronjuwelen beschützte.
    Er ging um das Haus herum, doch er wusste bereits, dass die anderen Fenster gesichert waren. Schon beim letzten Mal hatte er sie alle ausprobiert. Er fuhr sich mit der Hand über den Mund und überlegte, was zu tun blieb.
    Über ihm waberte der undurchdringliche graue Nebel. Der Mond starrte zu ihm herunter.
    Zane trottete zurück zur Küchentür und rüttelte an der Klinke. Sie war aus poliertem Messing, recht neu, und hatte ein enges Schlüsselloch. Dann zog er sein Werkzeug aus der Tasche. Das wäre besser, als das Fenster einzuwerfen, wenn auch nicht viel besser. Lange, quälende Minuten war er nun Blicken preisgegeben, mit dem eisigen Schatten des Mondes auf der Vordertreppe und dem hellen Licht in seinem Rücken. Jeder, der aus dem Fenster schaute, würde ihn sehen können. Grosvenor Square war etwas anderes als Cheapside oder St.
Giles. Hier dürfte die

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