Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
Vom Netzwerk:
sind, falls du das möchtest.«
    Das war eine Einladung, und vielleicht eine, die er gar nicht hatte aussprechen wollen, denn kaum standen diese Worte zwischen ihnen, veränderte er sich. Wie eine Wolke, die die Sonne überzieht, war er mit einem Schlag dunkler und wie ausgewechselt. Eine neue Anspannung hatte von seinem Körper Besitz ergriffen, als er seine Arme gegen sie presste. Der Puls in seiner Kehle wurde zu einem Rauschen an ihrem Ohr.
    »Amalia«, sagte Zane, sonst nichts.
    Sie hob die Hand, strich über seinen Arm und den Aufschlag seines Mantels, und schließlich ließ sie ihre Fingerspitzen auf dem glatten Damaststoff seiner Weste ruhen. Sie hielt ihre Augen noch immer geschlossen, lehnte ihre Wange an seine Schulter und atmete ihn durch geöffnete Lippen hindurch an. Dann zog sie ihre Finger über das eingewebte Muster über seiner Brust hinunter bis zur schmalen Tasche an seiner Taille. Und weiter nach hinten, wo sich die Hitze seines Köpers unter seinem Wollmantel sammelte. Sie spreizte die Finger unterhalb seines Kreuzes.
    Wieder hauchte er ihren Namen, kaum hörbar. Seine Arme waren noch immer eng um sie geschlungen. Unter ihren Berührungen fühlte er sich angespannt wie eine Bogensehne.
    »Ist dir klar«, begann sie leise, »dass wir hier erfrieren werden?«
    Der Dieb machte ein Geräusch, das an ein Kichern erinnerte. »Ach, das ist es? Die Jungfrau, dem Tode geweiht, ist bereit, ihre Tugend zu opfern …« Sie drehte erneut ihren
Kopf und presste einen Kuss auf sein Hemd; er atmete heftig aus. »… auf dem Altar der Notwendigkeit? Wie ausgesprochen edel von dir.«
    »Deine Klischees geraten alle durcheinander. Ich bin keine Jungfrau, sondern ein Biest.«
    »Na, ich will verdammt sein, wenn ich die holde Maid spielen soll.« Er schob sie mit beiden Händen auf ihren Schultern von sich fort und schüttelte sie sanft. Selbst im Dunkeln konnte sie sehen, wie weiße Wölkchen aus seinem Mund strömten. »Glaubst du wirklich, dass ich es auf diese Weise … dass es das ist, was ich möchte?«
    »Ja«, sagte sie.
    »Hör mir zu, meine Liebe. Diese Höhle bedeutet nichts. Dieser Sturm bedeutet nichts. Ich habe schon in weitaus schlimmeren Situationen gesteckt. Wir werden den restlichen Tag und die heutige Nacht überleben, und noch viele weitere Nächte, die kommen werden. Spare dir deine edlen Vorhaben für deinen zukünftigen Ehemann auf, Gott sei seiner unbedachten Seele gnädig. Ich habe einen Plan, und es ist ein guter. Du wirst die Wandlung vollziehen und uns von hier wegführen.«
    »Wie bitte?«
    »Du musst dich verwandeln«, wiederholte er mit übertriebener Geduld. »In Rauch. In einen Drachen. In das eine oder das andere. Um uns in die nächstgelegene Stadt zu führen. Und wenn du dann auch noch zufällig auf diesen Judas von einem Kutscher stößt, hast du meine Erlaubnis, ihn aufzufressen.«
    »Nein, ich …« Sie ließ die Hände sinken. »Hast du gesagt »›ihn aufzufressen‹?«
    Seine Stimme wurde weicher. »Ich weiß, dass du das
kannst, Lia. Ich habe gesehen, wie du das Wunder vollbringst.«
    »Ich habe es ja versucht, aber …« Sie senkte den Kopf. »Ich habe es nicht vollständig geschafft wie bei diesem ersten Mal.«
    »Dann scheint mir jetzt ein ausgezeichneter Augenblick für weitere Übungsversuche zu sein.«
    Als sie zu ihm aufsah, lächelte Zane sie an, und es war ein Lächeln, das sie ihn schon unzählige Male zuvor an zahllose, verschiedene Menschen hatte verschenken sehen: charmant und unpersönlich und vollkommen herzlos, wie das Lächeln eines Salonlöwen. Dies war der Blick, den er bei der Arbeit aufsetzte, ohne eine Spur von Wärme darin.
    Es wird dir nicht gelingen, flüsterte der Drache in ihrem Innern. Du willst versagen. Du willst die Zukunft verändern, aber das kannst du nicht.
    »Verzeih mir«, sagte er. »Du scheinst dich in die Ecke gedrängt zu fühlen. Aber wir brauchen deine Wandlung wirklich dringend. Und ich schätze, dass alles, was dich davon in Wahrheit abhält, nichts als ganz gewöhnliche Angst ist.«
    Sie stand wie versteinert da, weil er ihre Gedanken so rasch hatte erraten können, weil er sie auf diese Weise anlächeln konnte und weil ihr Herz noch immer wehtat. »Oh. So viel verstehst du also davon?«
    »Mehr, als du glaubst.«
    »Du bist nichts als ein sterblicher Mann. Du kannst überhaupt nichts begreifen.«
    Er hob die Augenbrauen und hörte nicht auf zu

Weitere Kostenlose Bücher