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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Heiligenschein, was ihn so sehr an diese endlose Zeit in der Taverne erinnerte, als seine Welt zum ersten Mal ins Wanken geraten war. Ihre Antwort war sanft.
    »Wir müssen eine Unterkunft suchen. Es wird Sturm geben.«
    Es kam ihm nicht eine Sekunde lang in den Sinn, ihre Behauptung infrage zu stellen.
    Dies war ihre Welt, nicht seine.

14
    Die Mine, die sie fanden, war nass, kalt und zweifellos von Menschenhand in den Berg gehauen worden, anstatt natürlichen Ursprungs zu sein. Hölzerne Stützbalken sicherten die Felswände. Als Zane sich aus dem Kreis des schwach einfallenden Lichts herauswagte und tiefer in den Schacht eindrang, stieß er gegen die Stumpen zweier versteckter Talgkerzen - ohne Streichhölzer -, die bis zu einem Erdhügel kullerten.
    Lia hatte den Eingang entdeckt. Jahrzehntealte Moosflechten und nie gestutzte Bäume hätten die Öffnung beinahe vor allen Blicken verborgen, doch sie hatte die Höhlung wie eine Wunde im Boden gespürt. In den Tiefen der Mine schwollen die Lieder an und lockten sie näher, lockten sie tiefer in die Finsternis hinein.
    Sie versuchte, ihre Abneigung, einzutreten, zu verbergen,
indem sie sich als Wache neben der Öffnung hinstellte, aber schon bald würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als Zane zu folgen. Der Wald hinter ihr endete in wolkenverhangenen, eisigen Schatten, und sie sah nichts außer uralten, dicken, mächtigen Baumstämmen und pudrigen weißen Schneeflocken, die eben zu fallen begannen. Es würde nicht lange dauern, bis der schmale Pfad, der sie hierhergeführt hatte, nicht mehr zu erkennen sein würde. Sie fragte sich, ob sie ihn wiederfinden könnte. Und sie fragte sich auch, ob das überhaupt nötig sein würde.
    Lia zitterte und verschränkte die Arme vor ihrer Brust, während sie auf Zane lauschte, der die Höhle erkundete.
    »Kannst du dir vorstellen, wofür sie genutzt wurde?«, rief er, und seine Stimme hallte von den Wänden wider.
    »Ich glaube, sie haben hier Gold gesucht«, schrie sie zurück. »Es fühlt sich wie Gold an.«
    Er kam wieder zu ihr zum Eingang zurück, und seine Stiefel schlurften durch ein Meer von Steinsplittern. Als er sich an ihr vorbei hinausbeugte, um einen Blick in den Wald zu werfen, peitschte ihm der Wind seine Haare ins Gesicht.
    »Wenigstens kein Schwefel«, sagte er. »Komm herein.«
    »Bist du sicher, dass es ungefährlich ist?«
    »Nein.« Ungeduldig schüttelte er sich die Haare aus dem Gesicht. »Nun komm schon.«
     
    Im Innern des Tunnels war es nicht gerade wärmer, aber immerhin hörten ihre Augen auf zu tränen. Langsam folgten sie dem gewundenen Tunnel, bis die Dunkelheit sie beide verschlungen hatte, bis sich der unebene Boden glatter anfühlte und das lauteste Geräusch, das sie hörten, ein schwaches Tropfen von Wasser war, das irgendwo in einer tiefergelegenen
Höhle auf einen See auftraf. Dann blieb der Dieb stehen, drehte sich und schlang seine Arme um sie. Langsam wurde ihr Zittern weniger.
    »Besser?«
    Sie schloss die Augen und lachte in sein Halstuch. »Kaum.«
    Er hob den Kopf; seine Kiefer ruhten auf ihrem Haar. »Die Höhle ist nicht ganz so gut wie der St. James-Palast.«
    »Das könnte stimmen, ja.«
    »Aber fast genauso zugig«, fügte er gedankenverloren hinzu. »Dafür ist die Ausstattung weniger protzig. Ich frage mich, wo dieser Tunnel hinführt.«
    Lia schauderte. »Lass es uns besser nicht herausfinden.«
    »Nein, besser nicht.«
    Sie hätte sich bewegen sollen. Sie wusste, sie hätte sich aus seiner Umarmung lösen und praktischer denken sollen, denn der Winter scherte sich nicht darum, ob sein Herzschlag warm war und er nach Schnee, Gewürzen und Pinienholz duftete. Dem Winter war es gleichgültig, ob seine Arme Sicherheit versprachen und ein Anker inmitten der schwarzen Schatten und im weißen Sturm waren.
    Allerdings wollte sie sich gar nicht bewegen. Es gab da noch das Schaffell und die Pferdedecke, aber die trösteten sie nicht so wie er.
    »Warst du wirklich im Inneren von St. James?«, flüsterte sie.
    »Ein- oder zweimal.« Er ließ seine Hand über ihren Rücken gleiten und streichelte sie langsam im Kreis. »Ich habe einige Sachen mitgehen lassen, für die der König keine Verwendung hatte, Gemälde, Silberarbeiten. Er hatte eine Bronzestatue der Diana von Michelangelo höchstpersönlich in
einer staubigen Ecke herumstehen. Ich dachte, sie würde sich ganz ausgezeichnet in meinem Salon machen.« Seine Hand hielt inne. »Ich werde sie dir zeigen, wenn wir wieder zurück

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