Der träumende Diamant 2 - Erdmagie
sie wecken. Er würde irgendetwas Schlaues sagen, wie: »Ich habe eine Theorie über die Liebe, und sie hat mit Jucken und Ablenkung zu tun.«
Und sie würde auf ihre skeptische, verführerische Art die Augenbrauen heben und abwarten.
»Kratz dich, wenn es dich juckt, und die Ablenkung ist verschwunden.«
»Das ist es, was ich für dich bin? Ein Juckreiz?«
»Mehr eine Art Hautausschlag. Aber ich möchte kratzen. Wenn du es auch willst.«
Lia in ihren Träumen würde sagen: »Das ist so ziemlich das am wenigsten Verführerische, was je ein Mann zu einer Frau zu sagen gewagt hat.«
»Nun«, würde er fortfahren, noch immer sehr gewandt, »du warst ja auch in deiner kleinen Schule weggeschlossen, nicht wahr? Wie viele Männer kannst du schon kennengelernt haben? Vielleicht sind wir ja alle so.«
»Gott bewahre uns.«
» Ja. Dich und mich.« Er würde mit seinem Finger über ihre muschelfarbenen Lippen streichen. »Das ist alles, was nötig ist.«
Und dann würde er sie küssen. Weich und inbrünstig, mit seinen Lippen und seiner Zunge und in allen kunstvollen Spielarten, die er kannte. Und auch wenn sie keine Frau war, nicht vollständig jedenfalls, so würde sie den Kuss doch erwidern. Sie würde dieses süße, leise Stöhnen in ihrer Kehle aufsteigen lassen, das ebenjene Höhe hatte, die ihm den Verstand raubte …
Er ließ den Arm sinken und drehte seinen Kopf, um zum Himmel hinaufzustarren, bis seine Augen tränten und die Felsen und der Rauch zu einem einzigen Grau verschwammen.
»Nein«, hauchte die wahre Amalia im Schlaf. »Nein, Zane.«
Zane seufzte. Sehr vorsichtig, sehr langsam richtete er sich
auf einem Ellbogen auf, um ihr Gesicht betrachten zu können.
Der Schein des Feuers umschmeichelte sie, obwohl sie das nicht nötig hatte. Sie war zu schön, um wahr zu sein, aber im bernsteingoldenen Licht wurde sie betörend, auf magische Weise zerbrechlich und glich einem Sonnenstrahl, der sich seinen Weg durch die Wolkendecke bahnt.
Ehefrau dachte er, und dieses Mal durchströmte ihn das Wort mit einem Gefühl, das erstaunlicherweise einem Gefühl von Verzweiflung ähnelte.
Sie war nicht seine. Und sie konnte ihm nie gehören.
»Bitte, Zane«, flüsterte sie im Schlaf. »Zane?«
»Ja«, antwortete er, und beinahe konnte er sich von außen dabei zusehen, wie seine Finger die wenigen glänzenden Haarsträhnen zurückschoben, die auf ihrer Stirn klebten. »Ja, Lia. Ich bin hier.«
Es ist nur, um sie zu trösten.
Aber das stimmte nicht. Schon als er die Hand ausstreckte, wusste er, dass das nicht stimmte. Es war nur eine weitere Lüge, die auf seiner Seele liegen würde. Sein Mund strich über ihre Schläfe, ihren Wangenknochen, ihren Kiefer. Die losen Haarsträhnen verfingen sich auf seinen Lippen und den Bartstoppeln auf seiner Wange.
Eines Tages, auf die eine oder die andere Art, würden sich ihre Wege trennen; ihnen würde keine andere Wahl bleiben. Und ein Bastard wie er wusste genau, was er als Nächstes tun wollte.
Es war kein Jucken. Es war eine Krankheit. Es war Gift, das ihn durchströmte, ihn unablässig an sie denken ließ, dafür sorgte, dass er sie beobachtete, berührte und sich nach ihr verzehrte, bis sein Geist leer und dunkel war.
Sie drehte ihm ihr Gesicht entgegen, und ihre Hand hob sich von seinem Arm.
Leichten Herzens verschloss er ihren Mund. Er atmete all seine Zweifel aus und ließ sie aus seinem Körper fließen, als er seine Lippen auf die ihren presste. Und es war genau so, wie er es sich in unzähligen, fiebrigen Momenten ausgemalt hatte. Es war Honig und verzweifelte Erleichterung, nur noch besser, weil sie ihren Arm hob und ihm um die Schultern schlang, und ihre Brust atmete seinen Namen aus.
Er drehte sie auf den Rücken. Er roch den kühlen Moder von Felsen und Erde, und er roch sie, und der Rauch aus dem Feuer umfing sie. Vielleicht, so glaubte er, träumte er noch immer, aber wenn sie ihn küsste, presste sie sich an ihn und öffnete ihre Beine, als sei sie die ganze Zeit über wach gewesen und habe nur darauf gewartet, dass er nachgebe.
Er kannte alle Geheimnisse ihres Kleides. Er kannte die cremefarbene Haut ihrer Schultern, den Bogen ihrer Kehle, das Pochen ihrer Adern. Er kannte die Rundung ihrer Taille und das harte, süße Dunkelrosa ihrer Brustwarzen. Er kannte all dies, als ob er sie kannte, jeden Zentimeter von ihr, denn in den fieberhaften, dunklen Tiefen seiner Träume war genau dies der Fall.
Sie trug kein Korsett. Es war leicht, das
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